Das Kindoo-Gründerpaar Daniel Peter und Bea Graf.

Alle paar Wochen neue Sachen, weil das Kind schon wieder so schnell gewachsen ist – vielen Eltern dürfte dieses Problem bekannt vorkommen. Daniel Peter und seine Partnerin Bea Graf wollten daraus ein Business machen. 2015 gründeten sie Kindoo, einen Verleih-Service für Kindermode. Doch die Idee scheiterte, zum Jahresende 2019 musste das Startup seinen Service einstellen. Gründer Daniel Peter erzählt, was schiefgelaufen ist und was er im Nachhinein anders gemacht hätte.

Der gemeinsame Sohn von Peter und Graf wurde zwar erst vor zwei Jahren geboren, doch schon 2015 beobachteten die beiden den Kleiderverschleiß bei ihren Nichten und Neffen. „Ein Abo für Kindermode erschien uns total logisch, das gab es aber damals noch nicht“, erzählt Peter. Also liehen sie sich etwas Geld von Freunden und Familie, nahmen einen Bankkredit auf und zogen innerhalb von wenigen Monaten ihren eigenen Onlineshop auf. 

Das Startup hatte sich auf Markenklamotten zum Mieten spezialisiert. Die Kleidungsstücke waren einzeln mietbar, der Preis richtete sich nach dem Originalpreis der Klamotten. Eine gebrauchte Levis-Jeans kostete knapp sieben Euro Leihgebühr pro Monat, ein Winterparka von Marco Polo knapp 15 Euro. Mit inbegriffen war eine „Rundum-Sorglos-Garantie“: Hatten die Klamotten Flecken oder Löcher, nahm das Startup sie trotzdem zurück, so Peter. „Wir haben dazugelernt, Brandlöcher und Schimmelflecken haben wir irgendwann davon ausgeschlossen.“

„Wir mussten wahnsinnig viel Pionierarbeit leisten“

Die Resonanz der Eltern sei zwar positiv gewesen, auch wegen der Garantie, sagt er. Von persönlichen Empfehlungen konnten die Gründer dennoch nicht so sehr profitieren, wie sie gehofft hatten: „Niemand wollte darüber sprechen, dass er die Markenklamotten für seine Kinder nur gemietet hatte.“ Um bekannter zu werden, schaltete das Paar Werbeanzeigen in Elternmagazinen. Doch der große Hype blieb aus. Klamotten-Sharing sei nach wie vor zu unbekannt gewesen, glaubt Daniel. „Wir mussten wahnsinnig viel Pionierarbeit leisten.“ 2018 stieg der Kaffeekonzern Tchibo auch ins Kinderkleider-Leihgeschäft ein, das habe immerhin kurzfristig für Aufmerksamkeit gesorgt, sagt Peter.

Hinzugekommen sei, dass Eltern den Service oft nur recht kurz genutzt hätten, weshalb die Portogebühren dem Startup hohe Kosten verursacht hätten. Knapp 2.500 Bestandskunden verzeichnete das Unternehmen insgesamt, aber es seien immer nur rund 200 Kunden gleichzeitig gewesen, die bei Kindoo Mietverträge abgeschlossen hatten, so Peter. Viel zu wenig, um profitabel zu werden.

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Die roten Zahlen des Startups glich das Paar aus eigener Tasche aus: Insgesamt rund 230.000 Euro flossen nach Peters Aussage im Laufe der vergangenen Jahre ins Unternehmen. Vielleicht seien sie zu naiv an den Aufbau ihres Geschäfts rangegangen, sagt der 35-Jährige im Nachhinein: „Man braucht immer viel, viel mehr Geld, als man glaubt.“

Zu spät mit der Investorensuche begonnen

Erst als fast alles aufgebraucht war, machten die Gründer sich auf die Suche nach Investoren. Im Nachhinein hätte er viel früher damit begonnen, sagt Peter heute. „Ich würde jetzt nicht mehr erst den Proof of Concept zu finden versuchen, sondern mir vor dem Start erst einmal die Unterstützung eines Business Angels holen.“ So standen er und seine Partnerin im vergangenen Jahr unter großem Zeitdruck, einen passenden Geldgeber zu finden. Doch die Gespräche mit Angels und Unternehmen verliefen schleppend – und schließlich im Sande. „Wir haben uns eine Deadline gesetzt, die haben wir dann natürlich wieder gerissen“, erzählt Peter von der erfolglosen Investorensuche.

Zum 1. Januar 2020 stellte Kindoo seinen Aboservice schließlich ein. Peter kümmert sich seitdem um die Abwicklung des Unternehmens, seine Partnerin ist in ihren alten Job zurückgekehrt. Um die Bankkredite tilgen und das Lager leeren zu können, verkauft er die rund 3.500 Kinderkleidungsstücke jetzt über den Onlineshop ab. Parallel arbeitet er schon wieder an einem neuen Projekt – worum es dabei genau geht, will er nicht verraten. Es habe wieder mit E-Commerce zu tun, sagt Peter, aber nichts mehr mit Sharing.

Bild: Kindoo