Farina Schurzfeld, Nora Blum und Kati Bermbach (von links) haben Selfapy 2016 gegründet.
Farina Schurzfeld, Nora Blum und Kati Bermbach (von links) haben Selfapy 2016 gegründet.

Bei Depressionen Hilfe bei einem Online-Programm suchen, kann das gut gehen? Laut Stiftung Warentest schon, sie hat sieben solcher Angebote getestet und vier als „empfehlenswert“ eingestuft. Das Therapie-Startup Selfapy, das mit seiner Idee eine Millionenfinanzierung eingesammelt hat, gehört allerdings nicht dazu. Selfapy ist eines von drei Programmen, die die Tester nur für „eingeschränkt empfehlenswert“ befanden. 

Selfapy verspricht unkomplizierte Soforthilfe bei Depressionen, Angst, Burnout und Essstörungen ab 69,90 pro Monat. Einige der Kurse werden von der Krankenkasse übernommen. Doch den therapeutischen Nutzen stufte die Stiftung Warentest nur als „mittel“ ein, während der Nutzen bei Konkurrenten wie Deprexis24 als „hoch“ bewertet wurde. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass veröffentlichte Wirksamkeitsbelege fehlen. Außerdem gibt es Abzug bei der Sicherheit: Das Programm verlangt am Browser nur kurze und einfache Passwörter.

Gründerin räumt Verbesserungspotential ein 

Die herangezogenen Kriterien und ihre Gewichtung seien „teilweise fraglich“, sagt Farina Schurzfeld, CMO und Mitgründerin von Selfapy, gegenüber Gründerszene. „Wir finden es ein wenig schade, dass wichtige Kriterien wie Patientenzufriedenheit oder die psychologische Begleitung, die bei uns ja im Vordergrund steht, überhaupt nicht betrachtet wurden.“

Schurzfeld räumt allerdings ein, dass es noch Verbesserungspotential gibt – etwa was die Belegbarkeit der Wirksamkeit betrifft. Zurzeit werde eine Studie zusammen mit der Charité durchgeführt, eine weitere Untersuchung werde noch dieses Jahr starten. Die Passwortanforderungen habe man schon jetzt geändert.

Vor schlechten Urteilen der Stiftung Warentest fürchten sich Unternehmen. Insbesondere für junge Anbieter kann ein negatives Testergebnis dazu führen, dass die Kunden fernbleiben. Farina Schurzfeld gibt sich jedoch gelassen: Die Kritikpunkte von Stiftung Warentest habe man teils schon selbst erkannt und arbeite bereits an Lösungen. „Auf unser Geschäft sehen wir daher keine zu großen Auswirkungen.“ Selfapy hat nach eigenen Angaben 30.000 Menschen mit seinem Programm begleitet. Seit Kurzem zeigt das Startup auch TV-Werbespots

Bild: Selfapy