Oscar Jazdowski hat für die Silicon Valley Bank schon das China-Geschäft aufgebaut.
Oscar Jazdowski hat für die Silicon Valley Bank schon das China-Geschäft aufgebaut.

Die Silicon Valley Bank (SVB) ist schon 35 Jahre alt und hat sich in den USA als wichtige Anlaufstelle für Startup-Kredite etabliert. In Deutschland können sich Gründer und Investoren allerdings erst seit diesem Sommer Geld von ihr leihen, um junge Unternehmen zu finanzieren. Zehn Mitarbeiter betreuen die Kunden aus der Zentrale in Frankfurt am Main, geleitet wird das Team von Oscar Jazdowski. Der Deutschlandchef arbeitet seit mehr als 30 Jahren auf Banken- und Investorenseite im Bereich Startup-Finanzierung, 2002 kam er zur SVB, deren China-Ableger er zuletzt mit aufbaute.

Wir haben Jazdowski ein halbes Jahr nach dem Deutschlandstart gefragt …

… an welche Kunden sich die Silicon Valley Bank hierzulande richtet:

In Deutschland hat die SVB bislang nur eine Teilbanklizenz, darf also lediglich Geld verleihen, aber keine Einlagen von Kunden einsammeln. Dabei richte sie sich an vier Marktsegmente, sagt Jazdowski:

  • Leveraged Buyouts, also Unternehmensübernahmen, die überwiegend durch Fremdkapital finanziert werden. Hier verleihe die SVB Summen zwischen 15 und 30 Millionen Euro und habe bereits einen Kredit im 20-Millionen-Rahmen an einen deutschen Kunden vergeben. Jazdowski sagt: „Wir möchten in den kommenden Jahren in die Position kommen, dass uns die Private-Equity-Firmen immer anrufen oder zumindest auf dem Zettel haben, sobald es einen Buyout im unteren oder mittleren Marktsegment gibt.“
  • Kredite für Venture-Capital- und Private-Equity-Fonds, die sich bei der Silicon Valley Bank kurzfristig Geld leihen können, um die Zeit zu überbrücken, bis sie wieder neues Kapital von ihren Partnern bekommen. In diesem Segment habe man seit dem Deutschlandstart schon drei Deals abgeschlossen, sagt Jazdowski.
  • Early-Stage-Startups in Finanzierungsrunden Series A, B oder C. Hier habe man bereits mehrere Kredite vergeben und weitere für 2019 in Vorbereitung. Genaue Zahlen zu Deals und Kreditvolumen in diesem Segment möchte Jazdowski nicht nennen.
  • Der deutsche Mittelstand ist ein längerfristiges Ziel für die SVB. Hier wolle man sich vor allem als Bank positionieren, die bei der Digitalisierung helfen kann. „Jedes ausländische Unternehmen, das nach Deutschland geht, weiß, wie wichtig der Mittelstand für die deutsche Wirtschaft ist“, sagt Jazdowski. „Aber erst als wir selbst herkamen, haben wir begriffen, wie mächtig er wirklich ist.“

… welche Kriterien Startups erfüllen müssen, um einen SVB-Kredit zu bekommen:

„Bei Early-Stage-Startups ist uns wichtig, dass sie schon Geld von institutionellen VCs mit Erfahrung im Tech-Sektor wie Holtzbrinck Ventures, E.ventures, Project A, Earlybird oder anderen bekommen haben“, sagt Jazdowski. „Diese Unternehmen verlieren noch Geld und haben keine wirklichen Assets außer Tischen, Stühlen und Laptops. Aber sie werden von Top-Investoren unterstützt, von denen wir wissen, dass sie eine gründliche Due Dilligence durchgeführt haben, die Firmen proaktiv managen und wahrscheinlich wieder in sie investieren werden.“ Auf das Urteil dieser Geldgeber vertraue die SVB bei der Auswahl ihrer Kreditnehmer, andere Sicherheiten verlange sie nicht.

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… wie sich die SVB von anderen Banken unterscheidet, die in Deutschland Geld an Gründer und Investoren verleihen:

„Wir heben uns dadurch ab, dass wir die Tech-Industrie kennen und uns ihr verpflichtet fühlen“, sagt Jazdowski. „Wenn die Dinge mal nicht laufen, wie geplant, sind wir eine Bank, der man vertrauen kann. Wir werden nicht überreagieren und nichts tun, was den Wert des Unternehmens gefährdet.“ Das Banking-Geschäft sehe die SVB als „Mittel, um unsere Beziehungen zu monetarisieren“, erklärt der Deutschlandchef. „Die meiste Zeit verbringen wir damit, Menschen miteinander zu vernetzen – Unternehmer mit Investoren oder Unternehmer untereinander. Und daraus ergeben sich dann Banking-Möglichkeiten.“

… wie sich Deutschland als Tech-Standort von anderen Ländern unterscheidet:

„Die Geschichte der Technologie und Innovation in Deutschland reicht Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte zurück“, sagt Jazdowski. „Aber erst in den vergangenen zehn Jahren hat es durch das Wachstum von Venture Capital und die Gründungen neuer Unternehmen eine Evolution gegeben.“ Man finde hierzulande „Zentren enormer Expertise“, etwa rund um Dresden in der Halbleiter- und Mikroprozessortechnologie. Gleichzeitig entwickle sich die deutsche VC-Community rasant weiter, sammle immer mehr Geld ein und investiere immer aggressiver in Startups. Gleichzeitig habe sich die Einstellung verändert: „Wenn du vor zehn Jahren deinen Freunden oder deiner Familie erzählt hast, du bist Entrepreneur, wurdest du schief angeguckt. Aber heute ist das ganz normal.“

Bild: Silicon Valley Bank