War vor seiner Zeit als Gründer zwei Jahrzehnte lang Software-Entwickler: Snabble-Gründer Sebastian Mancke.
War vor seiner Zeit als Gründer zwei Jahrzehnte lang Software-Entwickler: Snabble-Gründer Sebastian Mancke.

Im Supermarkt mit dem Kassierer plaudern oder sich an der Käsetheke beraten lassen – das war gestern. Laut Retail-Experten sind Supermärkte in Zukunft hoch technologisiert und dadurch personal- und kassenlos. Bei der US-Kette Amazon Go ist das schon heute der Fall. Sebastian Mancke möchte dem großen Vorbild aus Amerika mit seiner App Snabble ein Stück näher kommen: Mit der Anwendung können Supermarkt-Kunden ihren Einkauf direkt in den Gängen des Ladens selbst scannen.

Der 38-Jährige gründete Snabble 2018 in Bonn – und war von Beginn an nicht allein auf dem Markt. Unter anderem bieten die Münchner Startups Scansation und Rapitag Selbst-Scan-Anwendungen an. Geld verdienen will Mancke, indem er jeweils einen kleinen Prozentsatz des Warenkorbwerts einstreicht. Bisher ist Snabble aber erst in sieben Märkten in Deutschland nutzbar. Finanzielle Unterstützung gab es von Manckes ehemaligem Arbeitgeber, einer Software-Agentur: Sie finanzierte Snabble mit 750.000 Euro und hält nun 25 Prozent an dem Startup.

Sebastian, wie funktioniert das Einkaufen mit Snabble?

Sehr einfach: Der Nutzer startet die App und sieht Filialen in seiner Nähe, bei denen er Snabble nutzen kann. Wenn er ein Geschäft betritt, erkennt die App automatisch, in welchem Markt er sich befindet. Dann geht er ganz normal durch den Supermarkt und scannt die Produkte, die er in seinen Einkaufswagen legt, mit seinem Handy.

Wie läuft das Bezahlen?

Hat der Nutzer fertig eingekauft, generiert die App einen QR-Code. Den kann man entweder an einer SB-Kasse einscannen oder man zahlt an einer normalen Kasse mit Personal.

Dann muss man also doch wieder anstehen.

Trotzdem ist der Prozess deutlich schneller, weil der Kunde seinen Warenkorb an der Kasse nicht noch einmal auspacken und auf das Band legen muss. Außerdem erlaubt der Weg über die Kasse die Barzahlung und er ist anonym, was einigen Kunden sehr wichtig ist. Bald bieten wir darüber hinaus auch die Onlinezahlung direkt in der App an.

Warum ist die Onlinezahlung aktuell noch nicht verfügbar?

Die Händler möchten die mobile Zahlung unbedingt anbieten, aber es dauert eine Weile, das auch technisch umzusetzen. Läuft der Verkauf über unsere App, müssen die Händler eine Schnittstelle integrieren, um die Zahlungsströme abzufragen. Wir sind aber mit einigen Handelsketten dabei, die Onlinezahlung umzusetzen und im ersten Quartal 2019 werden die ersten Läden mit dem mobilen Bezahlen starten.

Einkaufen, ohne an die Kasse gehen zu müssen, macht es Dieben natürlich leicht.

Tatsache ist: Es gibt kriminelle Menschen, die klauen. Das machen sie aber auch ohne App. Studien zeigen, dass sich die Diebstahlquote durch Selbst-Scan-Angebote nicht erhöht, sofern der Händler gelegentliche Kontrollen durchführt.

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Einige Supermärkte haben schon eigene Apps oder Geräte für Self-Scanning in den Läden, Globus und Saturn etwa. Konkurrenz für euch?

Nein, wir sehen das eher positiv, weil es beweist, dass der Markt reif ist. Ich denke außerdem, dass für Kunden und Händler eine markenübergreifende App wie unsere besser geeignet ist als eine, die nur in einem einzigen Markt funktioniert. Welcher Kunde lädt sich schon zehn verschiedene Apps für alle Läden herunter, in denen er einkauft? Und die Handscanner, die manche Anbieter nutzen, sind auch nicht ideal, auch weil die Anschaffung wahnsinnig teuer ist.

Wollt ihr die App auch abseits des Lebensmitteleinzelhandels anbieten – in Modeläden zum Beispiel?

Grundsätzlich ja. Mode hat aber die Schwierigkeit, dass ein Großteil der Ware gesichert ist. Außerdem ist das Bezahlen bei Mode nicht die größte Hürde: Gewöhnlich verbringt man viel Zeit mit Anprobieren und nur wenig mit dem Bezahlen. Deswegen liegt unser Fokus auf Supermärkten, Baumärkten, Drogerien und Möbelhäusern.

Wie stellst du dir die Zukunft des Einkaufens vor?

Unser Ziel ist natürlich, dass die Kunden den kompletten Kaufprozess allein mit ihrem Handy und ohne Kassenpersonal durchführen können. Das gibt dem Händler die Möglichkeit, das Personal für Beratung und andere wichtige Tätigkeiten im Markt einzusetzen. Daran, dass es bald gar keine Kassen mehr gibt, glauben wir allerdings nicht. Die Retail-Branche entwickelt sich nur sehr langsam weiter.

Willst du dein Startup langfristig aufbauen oder bist du der Typ „schneller Exit“?

Zuerst möchten wir unser Produkt breit im Markt etablieren und ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen. Das geht aber nicht innerhalb von Monaten, sondern wird einige Jahre dauern – allein schon, weil wir uns im B2B-Bereich mit entsprechend langsamen Sales-Prozessen bewegen. Da können wir keine kurzfristige Skalierung erwarten. 

Bild: Snabble