Sophia Thomalla ist auf dem roten Teppich groß geworden. Jetzt steht sie auch öfters auf Baustellen.

In der Startup-Szene poppte vor einem Jahr ein neues, wenn auch bekanntes Gesicht auf: Sophia Thomalla. Die Schauspielerin investierte einen hohen sechsstelligen Betrag in das Gütersloher Bau-Startup Schüttflix, ein Lieferdienst für Kies und Schotter. Thomallas Beteiligung hat der App zu Aufmerksamkeit verholfen. Um mehr Kunden zu gewinnen, verschickte das Team Kalender, in der die Moderatorin freizügig vor Baggern posiert. Siebenstellige Umsätze erwirtschaftet das Unternehmen nach eigenen Angaben monatlich, auch während der Corona-Krise.

Seit Thomallas Finanzspritze sammelte Schüttflix weitere Investments von Holtzbrinck Ventures und Speedinvest ein. Ingesamt 14 Millionen Euro bekam das Startup so in zwei Jahren zusammen. Gründerszene wollte von Sophia Thomalla wissen, ob sich noch mehr Startups über Kapital von ihr freuen dürfen.

Sophia, wie kam dein Investment in Schüttflix zustande?

Schüttflix hatte mich angefragt, ob ich Testimonial sein möchte, also das alleinige Werbegesicht für die Firma. Ich habe in der Firma aber großes Potenzial gesehen und gesagt, ich würde gern auch investieren und mir Anteile sichern.

Gab es einen Zusatz-Deal, dass du als Werbegesicht mehr Anteile bekommst?

Nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun.

War die Entscheidung eher ein Bauchgefühl oder berät dich jemand dabei?

Ein Mix aus beidem. Bei solch hohen Summen sollte man sowieso nicht allein aufs Bauchgefühl hören. Wenn man in etwas investiert, was langfristig gutgehen soll, dann muss man sich zumindest ein bisschen auskennen oder jemanden kennen, der sich damit auskennt. Ich bin ja nun kein ITler und kein Baubeauftragter. Aber gebaut wird immer, das weiß ich. 

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Du hast im Januar eine eigene Beteiligungsgesellschaft gegründet. Hast du nun Blut geleckt?

Nein, erst mal nicht. Es geht mir nicht darum, dass man investiert, sondern primär, in was ich investiere. Klar werde ich jetzt ganz oft gefragt, aber da fand sich bislang nicht das passende Startup. In irgendwelche veganen Kaffeeläden und Berliner Altbauwohnungen möchte ich nicht ziehen mit meinen Investments. Wenn einer in einem Dreivierteljahr mit einer Sache kommt, bei der ich sage, die ist unvermeidbar, da würde ich gern mit einsteigen, dann überlege ich vielleicht. Aber wenn in den nächsten zehn Jahren keiner mit einer duften Idee um die Ecke kommt, werde ich auch in den nächsten zehn Jahren nicht investieren.

Wofür hast du denn zum Beispiel schon Pitchdecks bekommen?

Irgendwelche Apps und Klamottensachen. Das sind viele Themenfelder, die mich auch überhaupt nicht interessieren.

Was sagt dir eher zu?

Kann ich noch gar nicht sagen. Ich finde, die Baubranche passt sehr gut zu mir. Sie ist sehr deutsch, sie ist sehr bodenständig. Das sind harte Kerle, die packen an. Da fühle ich mich schon sehr zuhause. Eine Lidschattenkollektion in diversen Sommerfarben wäre jetzt nichts für mich. Oder vegane Fleischpatties. Da stecke ich nicht so richtig drin.

 

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Wie wäre es mit dem Baumaschinen-Software-Startup Corrux, das von Laura Tönnies gegründet wurde?

Es ist mir völlig Wurscht, ob ein Unternehmen von einer Frau oder einem Mann gegründet wurde, wenn es ein erfolgreiches Unternehmen ist.

Bist du nach deinem Investment tiefer ins Baugewerbe und App-Programmieren eingestiegen?

Ich muss das ja nicht verstehen. Das ist nicht mein Job. Mein Job ist es, die Firma nach vorne zu bringen, die App zu bewerben und mein Gesicht zu geben. Mittlerweile kennt so gut wie jeder Mensch, den ich treffe, Schüttflix. Und das schaffen ganz wenige Startups in so kurzer Zeit.

Das heißt, bei strategischen Themen wirst du nicht gefragt?

Strategisch werde ich schon gefragt – und zwar in der Marketingabteilung. Deswegen bin ich ja auch mit drin. Aber alles, was das Technische angeht, damit habe ich nichts zu tun. Will ich auch ehrlich gesagt nicht.

Du lebst seit einigen Jahren wieder in Berlin und bist dort jetzt auch Teil der Startup-Szene. Was ist dein erster Eindruck davon?

Was ich von der Berliner Startup-Szene mitbekommen habe, ist, dass ein Ding nach dem anderen aus dem Boden sprießt und eins nach dem anderen wieder zumacht. Es geht hier mehr ums Überleben in kurzer Zeit.

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Ist das auch ein Grund, warum du dich für ein Startup aus Gütersloh entschieden hast?

Ja, ein bisschen schon. Christian Hülsewig (CEO von Schüttflix, Anm. d. Red.) kommt von Microsoft. Ihm und seinem Team kann man also vertrauen. Das sind jetzt nicht zwei Hipster in einer Berliner Altbauwohnung, die sagen, dass sie was ganz Tolles entwickelt haben. 

Glaubst du, mit deiner Rolle als Business Angel Vorbild für andere Schauspielerinnen und Schauspieler zu sein?

Das ist mir ehrlich gesagt egal, ob ich da irgendein Vorbild für jemanden bin. (lacht) Das ist überhaupt nicht meine Intention. Ich denke momentan nur an Schüttflix. Ob ein anderer Schauspieler investiert hat da keinerlei Bedeutung.

Geld braucht die Szene immer.

Aber das brauchen die nicht unbedingt von Schauspielern. Das brauchen die von Menschen mit Geld. Und zu denen gehören Schauspieler in Deutschland eigentlich überhaupt nicht.

Bild: Tristar Media / Getty Images