Das Managementteam hinter Ryzon: Mario Konrad, Fabian Jung und Markus Konrad.
Das Managementteam hinter Ryzon: Mario Konrad, Fabian Jung und Markus Konrad (von links).

Dieser Artikel erschien zuerst am 30. Januar 2019. Weil er besonders viele Leserinnen und Leser interessierte, veröffentlichen wir ihn an dieser Stelle aktualisiert erneut. 

Womit lässt sich als begeisterter Triathlet Geld verdienen? Vor dieser Frage stand Mario Konrad vor drei Jahren. Seine Idee: Triathlon-Kleidung produzieren und online verkaufen. 

Gemeinsam mit seinem Bruder Markus und dem Designer Fabian Jung gründete der 41-Jährige die Ryzon GmbH 2016. Das zwölf Mitarbeiter starke Team des Kölner Startups entwickelt und designt jedes Stück seiner Kollektion selbst, darunter Radlerhosen, Triathlon-Anzüge und Caps. Produzieren lässt Konrad die Sportbekleidung in Europa und Vietnam, der Verkauf läuft über den eigenen Onlineshop.

Bislang sei das Geschäft mit den Triathlon-Klamotten zufriedenstellend, sagt Konrad: 2018 habe Ryzon einen siebenstelligen Umsatz verzeichnet, 2019 sei man um mehr als 100 Prozent gewachsen. Und das ganz ohne Wagniskapital.

Mario, du hast ganz klassisch VWL studiert. Wie kam dir die Idee, ein Startup für Sportbekleidung zu gründen?

Nach dem Studium hatte ich keine Lust auf typische VWL-Jobs wie Banker oder Berater. Mein Bruder und ich haben stattdessen zwei Jahre lang überwiegend Triathlon betrieben. Weil wir günstig an Sportkleidung kommen wollten, haben wir ein Gewerbe angemeldet, um die Sachen zu Händler-Einkaufspreisen zu bekommen. Die haben wir dann an Bekannte verkauft. Außerdem haben wir für die österreichische Sportmarke Skinfit den deutschen Vertrieb aufgebaut. Für uns war das fast wie ein eigenes Startup. Das hat uns motiviert, etwas Eigenes zu gründen.

Warum habt ihr denn ausgerechnet eine Modemarke gegründet, von denen es Tausende gibt?

Wir hatten durch Skinfit viel Wissen im Markt für Sportbekleidung und Kontakte zu Produzenten. Und wir kannten uns im Triathlon aus. Wir haben uns die bestehenden Triathlon-Marken angeschaut und fanden, dass alles gleich aussieht: schrille Farben, bunte Muster. Wir waren uns sicher, da fehlt eine Marke mit einem reduzierten Design.

Es gibt zwar viele Triathleten, aber um eine profitable Marke daraus zu machen, ist die Zielgruppe vielleicht doch etwas spitz.

Für uns war von Anfang an klar, dass Triathlon nur ein Sprungbrett ist. Triathleten funktionieren in ihrem Umfeld extrem gut als Werbeträger, sofern ein Produkt gut ist. Sie trainieren ja nicht nur mit anderen Triathleten, sondern auch mit Läufern, Radfahrern und Schwimmern. So wollen wir langfristig aus der Nische herauskommen.

Bisher habt ihr es aber noch nicht aus der Nische geschafft. Ist das ein Problem?

Ganz im Gegenteil. Das Gute an Triathleten ist, dass sie eine sehr homogene Gruppe sind. Alle lesen die gleichen Magazine und gehen zu ähnlichen Events, und über diese Kanäle erreicht man sie auch. Ein Bonus ist, dass Jan Frodeno, der bekannteste Triathlet der Welt, bei uns Gesellschafter ist. Er trägt unsere Klamotten bei Wettkämpfen. Darüber haben wir schnell viele Leute innerhalb und außerhalb der Szene erreicht.

Für seine Sportkleidung setzt Ryzon auf „reduziertes Design“ – und wenig Farbe. 

Ihr brauchtet sicherlich viel Startkapital, schließlich musstet ihr schon produzieren, als ihr noch nicht ein Teil verkauft hattet. Woher hattet ihr das Geld?

Wir haben damals viel aus eigenen Mitteln gestemmt und Hilfe aus dem Familienumfeld bekommen. Außerdem hatten wir ein Darlehen von der Bank. Insgesamt war das ein sechsstelliger Betrag.

Wollt ihr auch Geld von Wagniskapitalgebern einsammeln?

Das ist an sich verlockend, weil es scheinbar Liquiditätsprobleme vom Hals schaffen kann. Aber im Moment wollen wir lieber versuchen, aus eigener Kraft zu wachsen. Das ist sehr anstrengend, aber die Abwesenheit von viel Geld sorgt oftmals für die kreativsten Lösungen.

Findest du neben dem Startup immer noch die Zeit für Triathlons?

Das nicht, aber wir treiben sehr viel Sport in der Firma. Zum Beispiel gehen wir fast jeden Mittag gemeinsam laufen. Das erhöht auch die Produktivität. Ich persönlich kann nicht fünf Tage die Woche zehn Stunden am Stück konzentriert arbeiten, aber mit einer Sportpause geht es. Ich glaube auch nicht an die „Work hard, play hard“-Mentalität. Kreative Lösungen entstehen meiner Meinung nach mit genügend Freiraum und nicht mit möglichst vielen abgearbeiteten Stunden.

Sind denn alle deine Mitarbeiter so sportlich?

Es gibt die Verrückten, die keinen Tag ohne Sport können, aber auch die, die eher unregelmäßig Sport machen. Die lassen sich aber von der Dynamik im Team anstecken. Zum Beispiel fahren sie mit dem Fahrrad neben uns her, wenn wir laufen gehen.

Ihr habt nur einen Onlineshop. Soll das so bleiben?

Der Kanal „Online“ bleibt bestehen, wir testen aber auch andere Kanäle. Wir gehen zum Beispiel auf Triathlon-Events und machen dort Pop-up-Stores. Allerdings wollen wir nicht in den stationären Einzelhandel gehen. Da würde unsere Preisstruktur nicht passen. Wir produzieren so kostenintensiv, da wären die Produkte für Händler einfach zu teuer.

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Bild: Ryzon