Ein Bild aus den gemeinsamen Zeiten: Nikolas Samios und Christoph Gerlinger (von links)
Ein Bild aus den gemeinsamen Zeiten: Nikolas Samios und Christoph Gerlinger (von links)

Eine kurze Nachricht reicht manchmal, um zwischen den Zeilen lesen zu können: Es gab Streit. Vor etwa einem Jahr verkündeten die langjährigen Geschäftspartner Christoph Gerlinger und Nikolas Samios, dass sie fortan getrennte Wege gehen. Samios sei seit dem 19. Juli mit „sofortiger Wirkung“ nicht mehr für die German Startups Group tätig, hieß es vom Chef des börsennotierten Startup-Finanziers. Wie so oft in der Geschäftswelt vereinbarten beide zu den Umständen „Stillschweigen“. Details des Zerwürfnisses drangen nicht an die Öffentlichkeit. Doch es wurde schnell klar, dass die beiden nicht als Freunde auseinander gingen.

Noch Monate später schwelt der Streit offenbar – inklusive einer Auseinandersetzung vor Gericht. Der Ärger sitzt vor allem bei Christoph Gerlinger tief. Mit der German Startups Group (GSG) haben sich die beiden an Startups wie Scalable Capital, Onefootball oder Amorelie beteiligt, die Gesellschaft hält meist nur wenige Anteile pro Startup, seit etwa zwei Jahren ist die GSG an der Börse notiert.

Unrechtmäßige Werbung?

Seit seinem Ausscheiden bei der German Startups Group kümmert sich Nikolas Samios um sein Unternehmen Cooperativa, das es schon länger gibt – und mit dem er berät, aber auch in Startups investiert. Gerade hat er einen Proptech-Fonds aufgesetzt.

Ein Streitpunkt mit seinem alten Geschäftspartner drehte sich dabei um die Website von Cooperativa. Auf der Homepage warb Samios auch mit Logos von Portfolio-Unternehmen und Unternehmensverkäufen der German Startups Group. Gerlinger geht das gegen den Strich: „Niko Samios hat seine Cooperativa mit fremden Federn geschmückt, überwiegend mit unseren.“ Die in seinen Augen „teils hochstaplerischen“ Angaben würden „ein stark geschöntes Selbstbild von Niko Samios“ offenbaren, lässt er sich in einer Pressemitteilung zitieren, die Gründerszene vorab vorliegt.

Der Chef der German Startups Group beließ es nicht bei den scharfen Worten, er ging juristisch gegen die Darstellung auf der Website vor: Das Unternehmen erwirkte Ende des vergangenen Jahres eine einstweilige Verfügung vor dem Landgericht Köln. Nach einer mündlichen Verhandlung wurde der Rechtsstreit im März beigelegt. Cooperativa erkennt Punkte der einstweiligen Verfügung an, wie aus dem Protokoll des Gerichtes hervor geht. Dieses liegt Gründerszene vor.

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Die Gegenseite rechtfertigt sich: Gerlinger habe sich daran gestört, dass die indirekten Investments der Cooperativa aufgelistet waren, teilt Samios mit. Die Cooperativa sei langjähriger Großaktionär der German Startups Group gewesen, Samios war selbst einige Zeit als Geschäftsführer tätig. Ferner hätten die Cooperativa-Investoren Jan Henric Buettner und Andreas von Blottnitz im Aufsichtsrat gesessen.

Den Hinweis, dass es sich um indirekte Investments handele, hätten sie immer transparent gemacht, schreibt Samios. Es handele sich um Infos, die schon länger auf der Seite standen. Nach der einstweiligen Verfügung hätten sie nun ein paar Punkte „präziser“ formuliert. „Wir haben niemals eine Täuschungsabsicht gehabt“, heißt es von Samios. Bei einer unternehmerischen Trennung gebe es „analog zu einer Scheidung auch manchmal Emotionen“. Die Logos der Startups sind mittlerweile von der Website verschwunden.

„Jeder ist frei, seine Aktien zu verkaufen“

Auch zu den Gründen der Trennung legt Christoph Gerlinger nun nach: Er wirft seinem ehemaligen Geschäftspartner vor, „hinter dem Rücken“ seine eignen VC-Tätigkeiten vorbereitet zu haben. Nach positiven Nachrichten für die German Startups Group im vergangenen Sommer habe Samios dann in massivem Umfang GSG-Aktien abgestoßen. „Wir empfinden das damalige Vorgehen von Niko Samios als eklatanten Bruch des ihm als Person und der Cooperativa als Dienstleisterin über Jahre entgegengebrachten Vertrauens.“

Samios will sich zu den konkreten Gründen des Ausstiegs nicht äußern: „Es ist nicht unsere Art, uns bei Investments oder anderen Projekten der Vergangenheit, die sich – aus welchen Gründen auch immer – aus unserer Sicht nicht positiv entwickeln, in irgendeiner Form negativ zu äußern.“ Es sei die Grundnatur einer börsennotierten Aktiengesellschaft, „dass jeder Aktien frei an der Börse verkaufen kann“. Buettner, von Blottnitz und er hätten sich nach und nach aus dem Unternehmen zurückgezogen: „Da wir nicht in der Mehrheit waren, konnten wir den Kurs der Gesellschaft nicht ausreichend beeinflussen.“ Buettner und von Blottnitz sind beide bei Cooperativa engagiert.

Investor Jan Henric Buettner fand vor einigen Wochen noch klare Worte in Richtung Gerlinger: Der Fokus der German Startups Group habe zu stark „auf der Sicherung des Lebensstandards des Managements“ gelegen, sagte er gegenüber Gründerszene. Er legt nach: Eine richtige Investment-Hypothese habe gefehlt. Daraufhin habe er sich entschiedenen, den Aufsichtsrat zu verlassen.

Die Trennung ist vollzogen, der Streit geht weiter

Auch wenn die Emotionen weiter hochkochen, ist die Trennung nun vollzogen. Seit einiger Zeit ist die Cooperativa „nicht mehr substanziell“ an der German Startups Group beteiligt. Das Unternehmen hat die acht Prozent, die es an der GSG gehalten hat, verkauft – wohl an den Investor Rolf Elgeti.

Samios wünscht „Christoph und der GSG selbstverständlich alles Gute für die Zukunft“. Der GSG-Chef konzentriert sich momentan darauf, eine Sekundärplattform aufzubauen – das bisherige Geschäftsmodell hat sich als schwierig erwiesen. Der Aktienpreis ist seit dem Start vor zwei Jahren von einem Ausgabepreis von 2,50 Euro auf aktuell 1,62 Euro gefallen. Zu Hochzeiten lag der Preis bei 3,50 Euro.

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Bild: German Startups Group; Hinweis: Eine Info zu Jan Henric Buettner und Andreas von Blottnitz wurde nachträglich ergänzt. In einer früheren Version des Artikels war in der Überschrift von einer Klage die Rede. Es handelt sich allerdings um die Anerkenntnis einer einstweiligen Verfügung – und nicht um eine Klage.