„Zwischen 100.000 und 200.000 Euro“ will Christian Reber in den Wunderlist-Nachfolger investieren.
„Zwischen 100.000 und 200.000 Euro“ will Christian Reber in den Wunderlist-Nachfolger investieren.

Es war ein Tweet aus Verzweiflung. „Bitte lasst es mich zurückkaufen“, schrieb Wunderlist-Gründer Christian Reber im vergangenen September an Microsoft-Chef Satya Nadella gerichtet. Bereits einige Monate zuvor hatte Reber auf Twitter den Wunsch geäußert, seine 2015 für einen hohen Millionenbetrag an den Softwareriesen verkaufte To-do-Listen-App zurückkaufen zu wollen. 

Eine Antwort aus Redmond erhielt der Berliner jedoch nie, im Gegenteil: Kurz darauf kündigte Microsoft an, die nach wie vor beliebte Wunderlist-App vom Netz zu nehmen. Zum 6. Mai müssen Nutzer auf die konzerneigene Anwendung namens To do wechseln – oder sich nach einer Alternative umschauen.

Auf Wunderlist folgt Superlist

Offenbar gestärkt von den Protesten vieler Nutzer will Christian Reber nun selbst wieder eine To-Do-Listen-App auf den Markt bringen. „Ich habe wirklich versucht, es nicht zu tun, aber die Qualität bestehender To-Do-Apps ist nicht ausreichend“, sagt Reber gegenüber Gründerszene: „Deshalb habe ich die vergangenen Wochen daran gearbeitet, ein neues Team zusammenzustellen, um einen Wunderlist-Nachfolger zu entwickeln.“

Das neue Projekt trage den Namen Superlist, auf einer Vorschauseite könnten sich Interessenten bereits in eine E-Mail-Liste eintragen. „Aktuell ist noch keine Firma gegründet, das wird aber in den nächsten Wochen passieren“, so der 33-Jährige. Gemeinsam mit ihm soll das Gründerteam aus insgesamt fünf Personen bestehen, alle seien bereits an der Entwicklung von Wunderlist beteiligt gewesen.

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Er selbst werde jedoch nicht operativ an dem neuen Startup mitwirken, sagte Reber zu Gründerszene. „Ich bin lediglich Mitgründer und Investor und werde mich weiterhin in Vollzeit auf Pitch konzentrieren.“ Pitch ist eine Präsentationssoftware, an der Reber seit zwei Jahren arbeitet. In den Wunderlist-Nachfolger will der Unternehmer nach eigenen Angaben „zwischen 100.000 und 200.000 Euro“ aus eigener Tasche investieren. Weitere Geldgeber stünden schon bereit.

Launch erst im kommenden Jahr

Was aber wird die App künftigen Nutzern bieten? Zwar stehe das Projekt laut Reber noch am Anfang. Ihm zufolge werde Superlist aber kein bloßer „Klon“ des Vorgängers unter neuem Namen, sondern „eher eine Evolution“ davon. Will heißen: Neben privaten Nutzern, die mit der To-Do-App etwa ihrem Wocheneinkauf planen, soll Superlist auch kleinen Teams und größeren Firmen die Arbeit mit Projekten erleichtern. Reber: „Es fehlt aus meiner Sicht noch immer ein leichtgewichtiges, schnelles und auf Kollaboration ausgelegtes Produkt, das sich zwischen To-do-Listen-Apps wie Wunderlist und Enterprise-Tools wie Slack positioniert.“ 

Konkreter wird Reber auf Nachfrage nicht. Das Vorhaben erinnert jedoch an ein früheres Projekt der Wunderlist-Macher: Im Frühjahr 2012 veröffentlichte das Startup das sogenannte Wunderkit, das eine aufgebohrte Variante der To-Do-Listen-App darstellen sollte. Wunderkit war darauf ausgelegt, die Aufgaben mehrerer Kollegen in Form von Projekten zu synchronisieren. Wegen Programmfehlern, Problemen bei der Skalierung und einer zum Teil schlechten Bedienbarkeit stellte Reber das Projekt zugunsten von Wunderlist jedoch ein.

Superlist sei nun „der Versuch, das gescheiterte Projekt wiederzubeleben“, erklärt Reber gegenüber Gründerszene. Bis es soweit ist, werden sich Wunderlist-Fans allerdings wohl noch eine Weile gedulden müssen. Laut Christian Reber ist mit einer ersten Testversion „frühestens in zwölf Monaten“ zu rechnen.

Bild: Pitch