Taxfix-Mitgründer und CEO Mathis Büchi
Taxfix-Mitgründer und CEO Mathis Büchi hat bereits Investoren wie Peter Thiel und Index überzeugt.

Wie geht es der deutschen Startup-Szene nach Monaten der Krise? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, jedes Unternehmen musste in den vergangenen Wochen andere Herausforderungen bewältigen. Einige wuchsen so schnell wie noch nie, andere fürchteten täglich die Pleite.

Um zu erfahren, wie einzelne Startups die Situation bewältigen, haben wir als Gründerszene-Redaktion einen Fragebogen an Unternehmerinnen und Unternehmer geschickt. Taxfix-Gründer Mathis Büchi hat einen Einblick in sein Unternehmen gegeben. Die Steuererklärungs-App hat im April 59 Millionen Euro eingesammelt und ließ sich Insidern zufolge mit etwa 300 Millionen Euro bewerten. Mehr als 200 Mitarbeiter beschäftigt das 2016 gegründete Startup. 

Welche Auswirkungen hatten das Virus und die damit verbundenen Maßnahmen für euer Unternehmen?

Glücklicherweise war Taxfix von der Pandemie finanziell nicht betroffen – was mit der Zeitlosigkeit des Themas zusammenhängt. Steuern müssen immer noch bezahlt werden und die Menschen müssen immer noch ihre Steuererklärungen abgeben. Wir konnten sogar einen Anstieg bei den Einreichungen bemerken, was wohl auf die viele Zeit zurückzuführen ist, die Leute zu Hause verbracht und nach Beschäftigungen gesucht haben. Trotzdem mussten wir uns als Firma auch umstellen, beispielsweise von einem Tag auf den anderen komplett in den Homeoffice-Modus wechseln. 

Unsere gesamte interne Kommunikation fand und findet noch immer online statt, Prozesse wie Interviews und Onboardings sind auf einen vollständig digitalen Ansatz gewechselt. Wir haben sogar unsere letzten beiden Events zum Quartalsende per Videoanruf gefeiert und extra Speisen sowie Getränken an alle 200 Mitarbeiter ausgeliefert. 

Waren oder sind eure Angestellten in Kurzarbeit?

Nein. 

Musstet ihr möglicherweise dennoch Teammitglieder entlassen?

Nein, aufgrund der Corona-Krise musste kein Teammitglied entlassen werden.

Arbeiten eure Angestellten noch im Homeoffice? Wenn ja: Wann plant ihr wieder ins Büro zu gehen? Sind alle Angestellten noch im Homeoffice?

Ein Großteil von uns Taxfixern (so nennt Taxfix seine Angestellten, Anm.d.Red.) arbeitet noch von zu Hause aus. Seit Anfang Juni ist es allerdings jenen erlaubt, ins Büro zu kommen, die aus unterschiedlichsten Gründen Probleme im Homeoffice haben. Dafür haben wir extra ein System und eine Guideline entwickelt, welche auch den vorherrschenden Regeln der Regierung entspricht. Die Anzahl der zulässigen Angestellten im Büro wurde und wird dementsprechend weiterhin schrittweise angepasst. 

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Könnt ihr euch vorstellen, künftig komplett auf ein eigenes Büro zu verzichten?

Nein, dazu liegt uns die Zusammenarbeit und auch der Teamspirit zu sehr am Herzen. Vor der Pandemie stand bei uns schon ein Umzug in ein anderes Büro fest. Die letzten Monate und Umfragen unter den Mitarbeitern haben jedoch noch einmal zu einer Konzeptänderung geführt – remotes Arbeiten wird hier im Mittelpunkt stehen. Es wird keine festen Arbeitsplätze sondern Hot Desks geben, sodass Mitglieder unterschiedlicher Teams zusammensitzen können und jeder schauen kann, von wo er am besten arbeiten kann. Außerdem wird es möglich sein, längere Zeit von einem anderen Ort (als Berlin) zu arbeiten.

Welche Tools und Tricks haben eurem Team in den vergangenen Wochen geholfen?

Abgesehen von den unternehmensinternen Initiativen wie wöchentlichen Meetings mit dem ganzen Team, Online-Yogakursen, einem Mental-Health-Coaching-Angebot wie auch der Möglichkeit, Büromöbel für eine bestmögliche Arbeitsatmosphäre nach Hause geliefert zu bekommen, hat sich das Team über diverse Slack-Channel gegenseitig unterstützt. Hier war immer eine Menge Humor im Spiel – Comic Relief, der in so einer Ausnahmesituation auch nötig ist. 

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Was hat in den vergangenen Wochen nicht funktioniert?

Klar gab es auch ein paar Pannen ab und an, „Do you hear me?“, „Do you see my screen?“, „Bad connection, can you repeat, please?“ waren wohl DIE meist gehörten Sätze der letzten Wochen. Alles in allem bin ich aber wirklich dankbar für meine Mitarbeiter.

Viele Menschen haben durch die Veränderungen in den vergangenen Wochen persönliche Krisen erlebt, euer Team oder ihr als Chefs womöglich auch. Wie seid ihr als Führungskräfte damit umgegangen?

Corona ist eine nie dagewesene Situation für uns alle, Transparenz und Ehrlichkeit ist hier sehr wichtig – und das haben wir Führungskräfte auch so an die Mitarbeiter weitergegeben. Deswegen haben wir einen firmenweiten Q&A-Talk umgesetzt, bei der jeder Mitarbeiter Fragen zu Covid-19 stellen konnte und was dies für Taxfix bedeutet. Dieser wird sogar in Zukunft weitergeführt – auch, wenn sich die Lage bessert. Zudem haben wir tolle Unterstützung durch unser People-Department erhalten. Täglich wurden unsere Manager in unserem Management-Kanal gefragt, wie es ihnen und ihren Teams geht. Für den Fall, dass ein kritisches Thema auftauchte, gab es gemeinsame Brainstormings zu Fragen und Anliegen, um schnelle Lösungen zu entwickeln: Themen waren hier beispielsweise Remote-Onboarding, praktisches Arbeiten von zu Hause aus, psychische Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter.

Bild: Taxfix