So sieht`s aus im Valley. In der Stadt San Jose sitzen etwa Paypal und Ebay.
So sieht`s aus im Valley. In der Stadt San Jose sitzen etwa Paypal und Ebay.

Viele junge Unternehmer träumen von der großen Karriere im Silicon Valley, doch nur die wenigsten können sie verwirklichen. Die richtigen Kontakte, das nötige Startkapital, ein überzeugendes Konzept: Das alles sind Faktoren, an denen die meisten Startups in der Anfangsphase scheitern.

Um vielversprechenden Gründern unter die Arme zu greifen, schickt das Bundeswirtschaftsministerium jedes Jahr rund 30 Startups für drei Monate ins Silicon Valley. Im Rahmen des German Accelerator Programms bekommen sie dort Zugang zu einem breiten Netzwerk an erfahrenen Unternehmern und Investoren.

Für einige Startups ist es die Startrampe zu etwas Großem: Zu den Alumnis gehören etwa die beiden deutschen Einhörner N26 und Celonis. Rund 90 Prozent der teilnehmenden Startups gibt es heute noch. Von anderen hört man hingegen nie wieder. Doch was macht den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg im Silicon Valley? Business Insider hat mit drei Startup-Mentoren des German Accelerators gesprochen. Hier sind ihre sechs besten Tipps:

1. Seid jederzeit bereit für einen Pitch. 

Rund um San Francisco wimmelt es nur so von Investoren. Die Region zieht einerseits viele Wagniskapitalgeber an, hat durch die Börsengänge von Facebook, Twitter, Uber und Co. andererseits auch viele Millionäre hervorgebracht, die nun selbst als Business Angels investieren.

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Chancen für einen Pitch können sich daher unvorhergesehen auftun – im Café, bei einer Grillparty oder im Aufzug. „Nutzt Gelegenheiten zum Pitchen, wo immer ihr könnt“, rät Angel-Investor Steffen Bartschat. Wenn sich etwas spontan ergibt, gilt es, gut vorbereitet zu sein. „Im Prinzip sollte man für jede Begegnung im Silicon Valley seinen Elevator Pitch parat haben“, sagt Unternehmerin Katrin Schmidt.

2. Oversell! Denkt groß, anstatt euch in Details zu verlieren. 

Investoren im Silicon Valley sind auf der Suche nach dem großen Wurf, der Milliarden-Dollar-Idee. Bescheidenheit ist hier fehl am Platz. „Beim Pitchen kommt man hier schneller auf den Punkt und verkauft sich und sein Produkt viel selbstbewusster“, sagt Schmidt. Gründer aus Deutschland würden oft über diesen kulturellen Unterschied stolpern, sagt Bartschat. „Die Deutschen neigen dazu, ihre Startups unterzuverkaufen. Lernt, das Positive zu betonen (…). Denkt größer. Wie kann euer Produkt zu einer Plattform werden, die die Welt verändern kann?“

Er rät Gründern zudem, sich vor jeder Präsentation ausgiebig mit der Zielgruppe, dem Zeitrahmen und den örtlichen Gegebenheiten zu beschäftigen — und sie gegebenfalls anzupassen. Wiederholungen helfen, im Gedächtnis zu bleiben: „Beginnt und beendet den Pitch mit dem Namen eures Startups, einer Einzeilerbeschreibung und vor allem euren Kontaktdaten.“

3. Kommt aus euren Büros raus, denn Kundennähe ist alles. 

Ein häufiger Fehler von jungen Startups sei ihr Hang zur Perfektion, sagt Unternehmer Han Jin: „Die meisten europäischen und deutschen Unternehmer verlieben sich in ihr Produkt oder ihre Technologie. (…) Die Mehrheit dieser technologieintensiven Startups scheitert jedoch daran, einen Kunden oder einen Markt zu finden.“

Wer sein Produkt im stillen Kämmerlein entwickelt, verfehlt in der Regel das eigentliche Problem oder Bedürfnis der Nutzer. Kundenorientierung ist deshalb alles, sagt Startup-Mentor Bartschat: „Verlasst das Gebäude! Ihr werdet euer Startup nicht erfolgreich machen, indem ihr nur am Schreibtisch arbeitet oder euch mit Mentoren trefft. Sprecht mit potenziellen Kunden, fühlt euch in ihre Bedürfnisse ein, überprüft laufend die ‚Hypothese‘ eures Produkts und bittet vor allem nach Feedback.“

4. Nutzt die Pay-Forward-Kultur klug. 

Der Wettbewerb von brillanten Unternehmern und Ideen ist im Silicon Valley groß. Ein starkes Netzwerk kann euch helfen, aus der Masse hervorzustechen. Kontakte knüpft man hier in der Regel schnell, sagt Startup-Coach Schmidt: „Als Neuling kann man hier stark von der Pay-Forward-Kultur profitieren.“

Erfahrene Gründer und Investoren würden ihr Wissen in der Regel gerne weitergeben und ihr Netzwerk öffnen, da sie sich selbst an ihre Anfänge im Valley erinnern können. „Trotzdem sollte man die Meetings gut vorbereiten und überlegen wie man seinem Gegenüber zukünftig helfen kann — sei es mit Reisetipps nach Berlin oder zum Oktoberfest.“

Kluges Netzwerken will allerdings gelernt sein. Es komme vor allem darauf an, eine menschliche Ebene zu finden, sagt Valley-Veteran Bartschat „Networking-Meetings sind nicht nur ein Geschäft. Findet Dinge während des Gesprächs, die ihr mit jemandem gemeinsam habt. Wenn eine Person euch mag und euch zu einem zweiten Treffen einlädt, wird das {Wissen} viel nützlicher für weitere Netzwerk-Intros sein.“

5. Geheimniskrämerei hilft euch nicht weiter. 

Das sogenannte „Growth Mindset“ zählt laut Unternehmer Jin zu den wichtigsten Eigenschaften eines Gründers. Der Begriff bezeichnet den Willen, ständig dazuzulernen und sich zu verbessern. Persönliches Wachstum setzt allerdings auch voraus, sich anderen zu öffnen. „Haltet eure Startup-Idee nicht geheim. Wenn ihr mit anderen über eure Idee sprecht, erhaltet ihr Feedback, das eure Idee nur besser macht“, rät Bartschat.

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Geheimniskrämerei ist hingegen im Silicon Valley verpönt. Das bedeutet natürlich nicht, dass ihr eure Patente oder Algorithmen offenlegen sollt. Es geht mehr darum, die allgemeine Idee von anderen kritisch überprüfen zu lassen.

6. Ein Auto macht manchmal den Unterschied. 

Der Tipp mag trivial klingen, aber ein Auto ist im Silicon Valley — im Gegensatz zu Berlin, London oder Stockholm — unverzichtbar, um rechtzeitig zu Meetings zu kommen. „Die öffentlichen Verkehrsmittel sind hier zu langsam, und Uber kann sehr teuer werden“, sagt Bartschat. Mietet euch also lieber ein Auto – es wäre schließlich schade, wenn der Pitch an einer Verspätung scheitert.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Business Insider Deutschland.
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Bild: Getty Images / Geri Lavrov