Rinaldo Persichini, Alexander Rudoy und Tobias Bahnemann (vordere Reihe von links) haben Toposens 2015 gegründet

Eigentlich wollte Alexander Rudoy einen Fisch bauen. Während seines Bachelorstudiums versuchte er, ein Roboter-Spielzeug zu entwickeln, das sich über einen elektromagnetischen Antrieb selbstständig durchs Wasser bewegt. Um Kollisionen mit echten Fischen zu vermeiden, brauchte Rudoy passende Sensoren, die eine Orientierung ermöglichten. Weil er die aber nicht fand, bastelte der heute 33-Jährige den Algorithmus für einen eigenen 3D-Ultraschall-Sensor.

Um 3D und Ultraschall geht es bei dem Unternehmen, das aus diesem Uni-Projekt entstanden ist, noch immer. Doch die Sensoren des Münchner Startups Toposens sind mittlerweile nicht mehr für den Einsatz unter Wasser gedacht. Stattdessen arbeitet das zwölfköpfige Team etwa mit Autoherstellern zusammen.

Bei der Funktionsweise seines heutigen Sensors orientiert sich Toposens an einem fliegenden Lebewesen: der Fledermaus. Die Tiere finden sich auch im Dunkeln zurecht, indem sie Ultraschallwellen aussenden, die wiederum von Objekten reflektiert werden. Fledermäuse können die verstrichene Zeit bis zum Zurückkehren des Echos interpretieren und so die Positionen von Hindernissen oder Beute orten.

Nach dem Prinzip der Fledermaus 

Die sogenannte Echo-Ortung hat sich Toposens zu eigen gemacht. Die kleinen Sensoren des Startups werden nach Angaben von Rudoy bereits von den Forschungsabteilungen verschiedener Automobilhersteller und Zulieferer eingesetzt, um das autonome Fahren voranzubringen. Ultraschall ist im Nahbereich des Autos nützlich, weil es dort Kollisionsgefahren erkennt und – wie bei regulären Fahrzeugen schon heute – beim Einparken hilft. Rinaldo Persichini erklärt, Ultraschall ergänze Systeme wie Lidar oder Radar: „Wenn man Objekte auf große Distanzen erkennen will, kommt man um Lidar nicht herum“, so der Toposens-Mitgründer. „Lidar und Radar sind in der Distanz wirksam, in der Nähe aber recht blind. Beim Ultraschall dagegen wird die Reflexion schwächer, je weiter ein Objekt entfernt ist.“

Die Toposens-Software verwandelt die Ultraschall-Signale in 3D-Koordinaten – sozusagen das Sichtfeld des selbstfahrenden Autos. Sie kann mehrere Objekte gleichzeitig erfassen. Toposens konkurriert mit den Anbietern von 3D-Kameras und 3D-Lasersystemen. Von ihnen will sich das Startup durch eine kompaktere Größe und einen niedrigeren Preis abheben. Wie viel die Sensoren einmal genau kosten sollen, kann Rudoy eigenen Angaben zufolge noch nicht sagen. Es sollen aber weniger als 4.980 Euro sein. So viel kostet das Development Kit des Ultraschall-Sensors zurzeit, das Toposens an seine Projektpartner verkauft.

Die Projektarbeit mit Autobauern bringt Toposens Umsätze. „So wollen wir unsere Sensoren in die Produkte der Hersteller integrieren. Unser Geschäftsmodell sieht aber vor, die Sensoren regulär an Geschäftskunden zu verkaufen“, sagt CEO Rudoy. Momentan finanziere sich das Münchner Startup ohne Fremdkapital. Eine angedachte Finanzierungsrunde im „einstelligen Millionenbereich“ wird nach Angaben des Mitgründers das Wachstum des Unternehmens ankurbeln: „Es gibt viele Anfragen zu unserem Sensor aus den USA, Japan und China, die wir bislang vertrösten mussten“, so Rudoy. Neues Wachstumskapital soll aus diesen Firmen bald Kunden machen.

Bild: Toposens