Im Tractive-Management gibt es drei Michaels (v.l.): Michael Tschernuth, Wolfgang Reisinger, Michael Hurnaus und Michael Lettner.
Im Tractive-Management gibt es drei Michaels (v.l.): Michael Tschernuth, Wolfgang Reisinger, Michael Hurnaus und Michael Lettner.

Wer „GPS-Tracker“ bei Amazon eingibt, erhält 20.000 Suchergebnisse. Manche Geräte sollen für die Anbringung an Autos geeignet sein, andere für Portmonees, Fahrräder oder Haustiere. Letztere verkauft auch das Startup Tractive, als einer von Hunderten Anbietern. Trotzdem erhielt das Jungunternehmen aus Österreich vor wenigen Wochen ein Investment von namhaften Geldgebern: Die Trivago-Gründer investierten eine siebenstellige Summe und halten nun drei Prozent an Tractive.

Dabei macht das Startup doch dasselbe wie alle anderen Anbieter von GPS-Geräten – oder? CEO und Gründer Michael Hurnaus verneint. Im Gegensatz zu den Wettbewerbern sei man „stärker spezialisiert“, sagt er. Man wolle „nicht ein Durchschnitts-GPS-Tracker für alle sein, sondern lieber der Beste im Bereich Hunde und Katzen“.

Immer wissen, wo der Vierbeiner gerade ist

Für Hunde bietet Tractive einen GPS-Tracker zum Anklippen ans Halsband an, für Katzen einen, der in ein eigenes Halsband integriert ist. Die Geräte sollen wasser- und schlammdicht sein. Per Mobilfunk senden sie den Standort des Tieres ans Smartphone ihrer Besitzer. In einer App können sie ihr Haustier so nahezu live verfolgen, die Verzögerung beträgt laut Gründer zwei Sekunden.

Der Zweck des Ganzen: den Hund schnell wiederfinden können, wenn er entlaufen ist, oder nachschauen, wo sich die streunende Katze herumtreibt. Mit ähnlichen Produkten sind Unternehmen wie Petpointer, Prothelis, Kippy und Whistle auf dem Markt. Tractive habe in Deutschland einen Marktanteil von 90 Prozent, sagt Hurnaus. 

Sein Haustier-Überwachungsgerät verkauft das Startup für rund 50 Euro, für die Nutzung der App kommen fünf Euro im Monat dazu. Hurnaus zufolge läuft das Geschäft: 2018 habe man über Amazon und den eigenen Onlineshop eine sechsstellige Zahl an Produkten verkauft und sei damit „kurz vorm Break-Even“. Zu den Herstellungskosten äußert er sich nicht. Man produziere in China, da die Herstellung in Europa nicht finanzierbar sei.

Runtastic-Gründer gab den Anschub

Mit Tieren hat Hurnaus, der vor seiner Zeit als Gründer Programmierer war, eigentlich nichts am Hut – er selbst hat nicht einmal ein Haustier. Auf die Idee, sich mit Hunde- und Katzen-Trackern selbstständig zu machen, sei er bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Amazon im Silicon Valley gekommen, sagt er. Dort habe er bei der Suche nach dem entlaufenen Hund eines Kollegen helfen müssen und sich gefragt, warum es dafür kein technisches Hilfsmittel gibt. So sei er auf die Idee gekommen, selbst eines zu entwickeln.

Zum Gründen motiviert habe ihn aber erst sein „guter Freund“ Florian Gschwandtner, der damals bereits CEO seines eigenen Startups Runtastic war. Gschwandtner habe ihn in den USA besucht und ihn überzeugt, aus der Hunde-Tracking-Idee ein Unternehmen zu gründen. „Wenige Tage später habe ich meinen guten Job bei Amazon gekündigt, bin zurück nach Österreich und habe gegründet“, erzählt Hurnaus.

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Florian Gschwandtner und seine drei Runtastic-Mitgründer gaben dann auch die Anschubfinanzierung, sie sind seit dem Start Gesellschafter von Tractive. Danach ging alles ganz schnell: Gründung im Oktober 2012, das erste Produkt war Anfang 2013 auf dem Markt. „Wir wollten zügig ein Produkt herausbringen, um das Kundenfeedback einzuarbeiten“, sagt Hurnaus, der mit seinem ersten Team sogar einige Monate Untermieter im Runtastic-Büro in Pasching war. 

Im nächsten Jahr „um mindestens 50 Prozent“ wachsen

Seit Mitte Dezember sind nun auch die Trivago-Gründer Rolf Schrömgens, Stephan Stubner, Malte Siewert und Peter Vinnemeier Teilhaber von Tractive. Sie investieren über ihre Firma Monkfish Equity in Unternehmen, darunter etwa Hellofresh und Alphapet. Er habe Schrömgens auf einer Unternehmerveranstaltung getroffen und ihm von seinem Geschäft erzählt, sagt Hurnaus. Der Trivago-Gründer habe sofort Interesse an einer Finanzierung bekundet – und „vier Wochen und ein paar E-Mails später“ habe das Investment festgestanden. Nun will Hurnaus vor allem in Sachen Marketing vom Wissen seiner neuen Gesellschafter profitieren.

Für die Zukunft rechnet sich der Gründer gute Chancen aus. Im nächsten Jahr werde sein Startup der Planung nach „um mindestens 50 Prozent“ wachsen. „Wenn wir unsere Ziele erreichen, fahren wir mit der ganzen Firma nach Mallorca und machen dort vier Tage Party und ein paar Workshops“, erzählt er stolz. Schon dreimal in Folge hätten seine Mitgründer und er das gemacht.

Bild: Tractive