Trade Republic
Holten einen US-Erfolg nach Deutschland: die Trade-Republic-Gründer Thomas Pischke, Christian Hecker und Marco Cancellieri (v.l.).

Das Berliner Startup Trade Republic hat seine Zahlen aus dem ersten aktiven Geschäftsjahr offengelegt, wie der Branchen-Newsletter Finanz-Szene.de zuerst entdeckte. Es ist das erste Mal, dass Umsatzzahlen des gehypten Fintechs bekannt werden. Das junge Unternehmen bietet eine App an, mit der Nutzerinnen und Nutzer zu geringen Kosten mit Aktien und ETF handeln können.

Das Geschäftsjahr von Trade Republic ging offiziell vom 1. Oktober 2018 bis zum 30. September 2019. Tatsächlich eröffnete das Startup seine Trading-App aber erst am 9. Januar 2019 für wenige Personen auf einer Warteliste, weitere vier Monate später wurde die Anwendung für alle zugänglich.

Insgesamt 728.000 Euro Provisionserlöse erzielte Trade Republic von Januar bis Ende September – nach Unternehmensangaben 33 Prozent mehr als erwartet. Dazu kamen sonstige Erträge in Höhe von 228.000 Euro, die das Fintech laut Geschäftsbericht durch „Gutschriften von Lieferanten und dem Verkauf einer Domain“ erzielt hat. Zusammen ergibt das fast einen Millionenumsatz. Zum Vergleich: Bei Deutschlands Star-Fintech N26 lag der Umsatz im ersten vollen Geschäftsjahr mit 930.000 Euro auf einem ähnlichen Niveau. Das US-Vorbild Robinhood schaffte dagegen schon im ersten Jahr rund 2,5 Millionen Euro.

Die Provisionserlöse von Trade Republic setzen sich zusammen aus einer Gebühr von einem Euro, den jeder Nutzer pro Handel in der App zahlen muss, sowie Provisionen, die das Startup von Aktienhandelsplätzen und -emittenten erhält. 250.000 Trades wurden im ersten Geschäftsjahr in der App durchgeführt. Anhand dieser Zahl lässt sich grob errechnen, dass Trade Republic pro Transaktion rund drei Euro Umsatz erzielt hat.

Verlust von 3,4 Millionen Euro

Den Einnahmen gegenüber stehen Ausgaben in Millionenhöhe. Allein für Personal und Marketing gingen in Trade Republics erstem Geschäftsjahr 5,7 Millionen Euro drauf, dazu kamen Provisionsaufwendungen und sonstige betriebliche Aufwendungen. Insgesamt ergab sich dadurch ein Verlust von 3,4 Millionen Euro. Laut Geschäftsbericht „besser als erwartet“.

Ein so verlustreicher Startup-Aufbau bedarf hoher Wagniskapitalfinanzierungen. Trade Republic schloss im ersten Geschäftsjahr eine 8,5-Millionen-Runde mit Project A und Creandum ab. Im April 2020 kam ein Investment in Höhe von 62 Millionen Euro dazu, unter anderem von Accel und Peter Thiel.

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Die Kundenzahlen aus dem ersten Jahr nennt Trade Republic in seinem Geschäftsbericht nicht. Daraus geht lediglich hervor, dass bis zum 17. Februar 2020 – dem Tag, an dem der Bericht unterzeichnet wurde – eine „hohe fünfstellige Kundenzahl erreicht wurde”. Schon zwei Monate später, Mitte April, sprach das Startup dann von mehr als 150.000 Kunden. Seitdem nannte Trade Republic keine konkreten Zahlen mehr. Ende September hieß es in einer Pressemitteilung lediglich, man habe „weit mehr als 150.000” Kunden.

Ihre Prognose für das Geschäftsjahr von Oktober 2019 bis Ende September 2020 haben die Berliner damit längst erfüllt: Eine Kundenzahl im sechsstelligen Bereich wollten sie erreichen. Zudem prognostizierten sie für dieses Jahr Provisionserlöse von mehr als neun Millionen Euro. Auch diese Summe dürfte das Startup deutlich übertreffen, da die Trading-App zuletzt deutlich an Bekanntheit gewann – auch aufgrund der Corona-Pandemie.

Bild: Trade Republic