Die Vantik-Gründer Til Klein und Lara Hämmerle.
Die Vantik-Gründer Til Klein und Lara Hämmerle.

Fast die Hälfte der jungen Leute hat Furcht, im Alter nicht genug Geld zu haben. Trotzdem schieben viele das Thema Altersvorsorge lieber auf die lange Bank: In einer Umfrage gab ein Drittel der unter 30-Jährigen an, derzeit „andere Prioritäten“ zu setzen.

Die Berliner Gründer Lara Hämmerle und Til Klein sahen darin eine Marktlücke. Mit ihrem Startup Vantik bieten sie nun eine App an, die das Sparen so einfach wie möglich machen soll – millennial-gerecht eben. Gegründet haben die beiden schon 2017, bisher ist ihre Anwendung aber erst als Beta-Version auf dem Markt.  Finanziell wird das Startup, das mit zehn Mitarbeitern im Coworking-Space Ahoy sitzt, unter anderem vom Berliner Wagniskapitalgeber Atlantic Labs und dem N26-Gründer Maximilian Tayenthal unterstützt. Ansonsten finanziert sich Vantik über seine Nutzer: Einen bestimmten Prozentsatz dessen, was ihre User für ihre Rente einzahlen, behält das Startup ein. 

Lara, ihr richtet euch mit Vantik an Millennials. Warum sollten junge Leute eher bei einem Startup für ihr Alter vorsorgen als bei einem etablierten Anbieter?

Millennials leben in einer ganz anderen Arbeitswelt. Sie arbeiten nicht mehr 20 Jahre bei demselben Konzern, sondern mal im Ausland oder zwischendurch als Freelancer. Sie brauchen Flexibilität. Die bekommen sie bei uns: Wir sind komplett digital. Es gibt keine Mindestbeiträge, man kann jederzeit ohne zusätzliche Kosten an das gesparte Geld ran und es dauert nur elf Minuten, bis man mit der Altersvorsorge loslegen kann.

Warum genau elf Minuten?

So lange dauert es im Schnitt, ein Konto über unsere App zu eröffnen. Wir wollen die Zeit aber noch auf zehn Minuten verkürzen.

Habt ihr denn eine Banklizenz?

Nein, wir sind keine Bank. Die Konten liegen bei der BNP Paribas.

Wollt ihr für die Zukunft eine beantragen?

Kurzfristig erstmal nicht, aber wir spielen mit dem Gedanken, es mittelfristig zu machen.

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Und wie sorgen eure Nutzer nun für ihr Alter vor?

Kunden zahlen Geld auf ihr Vantik-Konto ein. Dieses Geld wird zum einen in unseren Fonds investiert. Das ist ein ETF-basierter Fonds, für den wir im September auch die Genehmigung der Bafin bekommen haben. Zum anderen gibt es den Vantik-Sicherheitspuffer, dort wird ein kleiner Teil des Vermögens eingezahlt.

Was unterscheidet euer Produkt von einem klassischen Sparplan?

Beim klassischen Fondssparplan oder einer fondsgebundenen Lebensversicherung gibt es keinen Sicherheitspuffer. Wenn es eine Rezession gibt und du gehst in Rente, ist dein Geld weg. Das kann bei uns nicht passieren.

Garantiert ihr eine bestimmte Rentenhöhe?

Nein es gibt keine rechtliche Garantie. Der Sicherheitspuffer schützt die eingezahlten Beiträge zu Rentenbeginn. Diese können dann bei Bedarf in eine garantierte Rente umgewandelt werden.

Worein genau fließt denn das Geld aus dem Fonds?

Es fließt in ein weltweit gestreutes Portfolio aus Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffen und Liquidität.

Wie viel sollten die Nutzer bei euch einzahlen, um als Rentner etwas davon zu haben?

Das ist natürlich sehr unterschiedlich – je nachdem, ob ich mit 25 oder 35 anfange, wie viel ich einzahle und ob ich mal eine Pause einlege. Wir raten: Lieber früher mit wenig Geld anfangen als später. Wer bei uns ein Konto eröffnet, sieht aber auch genau, wie viel Renteneinkommen bei ihm rauskommt.

Basiert dieses Renteneinkommen auf Schätzungen?

Ja. Es ist eine Schätzung, die auf dem tatsächlichen Sparverhalten unserer Kunden und der zu erwartenden Wertentwicklung des Fonds basiert.

Ihr befindet euch noch in der Testphase. Wie sieht die aus?

Derzeit nutzen ein paar Hundert Beta-Kunden unsere Anwendung. Wir haben aber über 10.000 Leute auf der Warteliste, die die App auch nutzen wollen. Ab 2019 wollen wir dann für alle verfügbar sein

Eigentlich wolltet ihr das schon im Herbst 2018.

Das ist richtig. Für uns funktioniert das mit der Betaversion aber gerade so gut, dass wir es erstmal weitermachen. Es gibt uns die Möglichkeit, das Feedback der Nutzer einzusammeln und unser Produkt weiter zu verbessern. Das Schöne ist: Leute, die sich für eine Beta anmelden, bringen wirklich die Bereitschaft mit, Feedback zu geben.

Über ein Startup für das Alter vorzusorgen, klingt nicht besonders sicher: Für Startups in frühen Phasen ist normalerweise unklar, wie überhaupt die nächsten Monate weitergehen. Ihr müsst jetzt Jahrzehnte bestehen.

Ja, das ist unser Ziel. Wir werden oft gefragt, was passiert, wenn wir nicht mehr da sind. Das Gute ist: Das ganze Konzept könnte ohne die Firma weiterleben. Die Konten gehören den Kunden, das heißt, sie können weiter einzahlen. Wir sind aber auch ein untypisches Gründerteam. Til ist Mitte 40 und war mal Berater, ich bin Ende 20 und habe Startup-Erfahrung. In solchen Konstellationen gelten die Überlebenschancen für ein Startup als höher als wenn zwei 20-jährige unerfahrene Menschen zusammen gründen.

Verlieren die Kunden Geld, wenn ihr scheitert?

Nein. Das Geld liegt bei der BNP Paribas und wir als Vantik haben niemals Zugriff darauf. Wenn Vantik oder die Bank insolvent gehen sollten, ist das angesparte Geld der Kunden als Sondervermögen durch die Finanzaufsicht geschützt.

 

Bild: Vantik