Der Internet-Unternehmer Martin Varsavsky und seine Frau Nina.
Der Internet-Unternehmer Martin Varsavsky und seine Frau Nina.

Das Medienhaus Axel Springer hat sich am Mobility-Startup Goggo Network mit einem Minderheitsinvestment beteiligt. Der Konzern wolle frühzeitig Innovationen im digitalen Wachstumsfeld des autonomen Fahrens begleiten, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Die Höhe wurde nicht mitgeteilt.

Goggo Network arbeitet auf dem Gebiet des autonomen Fahrens und will nationale Lizenzmodelle für autonom fahrende Fahrzeugflotten etablieren. Serienentrepreneur Martin Varsavsky hat das Startup zusammen mit Yasmine Fage gegründet. „Goggo Network arbeitet an einer Lösung, um autonome Fahrzeuge für die Personenbeförderung und den Gütertransport rasch, sicher, umweltfreundlich und flächendeckend nutzbar zu machen“, sagte Varsavsky.

Millionen Kilometer Vorsprung

Autonomes Fahren wird den Mobilitätsmarkt revolutionieren. „Vorreiter auf diesem Gebiet sind amerikanische Tech-Unternehmen, die von ihrem Software-Know-how und  Milliardeninvestitionen profitieren. Europa droht, den Anschluss zu verlieren, wenn Politik und Wirtschaft nicht zügig handeln“, sagte Varsavsky. Das zeigen Unternehmen wie die Alphabet-Tochter Waymo, das nach eigenen Angaben bereits acht Millionen Kilometer selbstfahrend auf öffentlichen Straßen in den USA zurückgelegt hat – und damit weit mehr Erfahrung gesammelt als europäische Unternehmen.

Staat soll Robotaxi-Regeln festlegen

Varsavsky greift eine Idee aus der europäischen Telekommunikationsindustrie auf, die sich um 1990 in einer ähnlichen Situation befand wie die Autoindustrie heute. Die Amerikaner hatten damals gegenüber Europa einen Riesenvorsprung. Damals besannen sich europäische Regulierer auf die Versteigerung beziehungsweise Vergabe von Mobilfunklizenzen im Rahmen eines Leistungswettbewerbs an überwiegend nationale Unternehmen. Eine Auflage war dabei etwa eine bestimmte Netzabdeckung.

Nach diesem Vorbild könnten Lizenzen für autonome Autoflotten vergeben werden, findet Varsavsky: „Der Staat gibt einen regulatorischen Rahmen vor.“ Und die europäische Autoindustrie wäre vor Selbstfahr-Konkurrenten wie Waymo und Uber aus den USA oder Apollo aus China geschützt. Unternehmen oder Konsortien, die eine Selbstfahrlizenz erworben haben, könnten dann Wagniskapital einsammeln und nationale Robotaxi-Dienste für den Personenverkehr und die Logistik aufbauen.

Gegen ein Amazon für Transportdienste

Varsavsky widersprach der vor einem Jahr von Uber-Chef Dara Khosrowshahi auf der Noah-Konferenz in Berlin erhobenen Forderung, Uber zu einem „Amazon für Transportdienste“ auszubauen. „Europa will kein Amazon für Transportdienste“, sagte der Gründer und sprach sich damit gegen ein Mobilitäts-Monopol aus.

Goggo Network dürfte zunächst ein Lobby-Projekt sein. „Wir wollen die Politik von der Idee überzeugen“, sagte der Seriengründer. Welche konkreten Geschäftsmodelle sich für das Startup und die Vision der lizenzierten Robotaxi-Flotten ergeben, bleibt abzuwarten.

Zeit für Medienkosum beim Fahren

Für Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, ist die Beteiligung an Goggo Network ist ein erster Schritt in das Wachstumsfeld des autonomen Fahrens. „Damit wollen wir auch die Chancen nutzen, die sich für den Medienkonsum beim autonomen Fahren ergeben.“

Varsavsky stellte Goggo Network beim Opening Dinner der Noah-Konferenz in Berlin vor. Das Branchenevent der europäischen Digitalwirtschaft wird von Axel Springer mittlerweile fünften Mal veranstaltet. Varsavsky hat zahlreiche Unternehmen gegründet, darunter den Wlan-Dienst Fon, den in den 90er-Jahren erfolgreichen Callback-Dienst Viatel und den Glasfaser-Netzbetreiber Jazztel. Er gehört dem Aufsichtsrat von Axel Springer an.

Bild: Gettyimanges / Scott Olson