Das E-Skateboard wird über das Körpergewicht gesteuert. Gründer Laurens Laudowicz auf dem Stark Skateboard

 

In den USA, wo Gründer Laurens Laudowicz aufgewachsen ist, darf sein elektrisches Skateboard problemlos auf Straßen und in Parks gefahren werden. Knapp Tausend Stück hat er nach eigenen Angaben davon schon verkauft. In Deutschland ist für das Fahrzeug bis auf Weiteres keine Zulassung in Sicht. Laudowicz ist sich darüber im Klaren. Er hat kein Problem damit, dass sein Produkt hierzulande verboten ist. Die Tatsache hat ihn nicht davon abgehalten, Anfang des Jahres mit seinem Team von San Francisco nach Berlin zu ziehen. Voranbringen will er hier eine andere Idee: Er will Sharing zur Geldanlage machen.

Damals habe es sich angeboten, ein eigenes Skateboard zu entwickeln, da einer der drei Gründer Inhaber einer Produktsfirma von Hoverboards in China sei, erzählt Laudowicz gegenüber Gründerszene und NGIN Mobility. Das war 2017. Etwas vergleichbares, so der Gründer, habe es bis dato nicht gegeben. Binnen weniger Monate hat Stark Mobility einen elektrischen Skateboard-Antrieb ohne Fernbedienung entwickelt. Das Fahrzeug lässt sich allein durch Gewichtsverlagerung der Hüfte steuern (siehe Video).

 

Ein ähnliches Skateboard, jedoch mit Fernbedienung, bietet das deutsche Startup Mellow Boards. Da Stark anders als der deutsche Wettbewerber in China produziert, ist das Fahrzeug nur halb so teuer. Umgerechnet kostet das Board rund 613 Euro (699 US-Dollar). Das sich damit langfristig kaum Geld verdienen lässt, ist Laudowicz bewusst.

Derzeit ist das Startup über das Berliner Accelerator Programm Techstars mit rund 106.000 Euro gefördert. Außerdem stecken 440.000 Eigenkapital und 193.000 Euro von Indiegogo-Kleinanlegern in dem Unternehmen. Man stehe bereits in Verhandlungen mit weiteren Investoren, sagt der Gründer. Doch die sind weniger an dem Skateboard als an der geplante Plattform für ein Mobility-as-a-Service (Maas) interessiert, die Stark Mobility aufgebaut hat.

Stark Mobility will sich um die lästigen Dinge kümmern

Laudowicz erzählt, dass er in seinem Leben zwei Erfahrungen gemacht habe, die ihn dazu inspiriert haben. Zum einen habe er sich einen Audi A4 auf Honululu über Turo finanziert. Die zu Daimler gehörende Plattform erlaubt privaten Autobesitzern – ähnlich wie die französische Firma Drivy Open oder das Berliner Startup Getaway – ihr Fahrzeug an Fremde zu verleihen und damit Geld zu verdienen. Ein häufig angeführter Kritikpunkt an diesen Vermittlungen ist, dass man sich als Inhaber eines Fahrzeugs aber nach wie vor um die lästigen Dinge wie Wartung, Tanken oder Laden, das Saubermachen oder Versicherungsfragen kümmern muss.

Laudowicz zweite Erfahrung hat er mit Airbnb gemacht. Anfangs hat er sich selbst um alles gekümmert, den Schlüssel übergeben, die Eigenheiten der Wohnung erklärt und nach dem Besuch wieder sauber gemacht. Mittlerweile engagiert er dafür eine Agentur, die das gegen eine Provision übernimmt. Er checkt nur noch den Eingang des Geldes.

Den Service der Airbnb-Agenturen will er mit seinem Startup nun auf die Mobility-Branche übertragen und damit Menschen motivieren, sich ein Fahrzeug anzuschaffen und es über Sharing-Lösungen zu finanzieren. „Es ist möglich, einen Scooter oder sogar ein Auto komplett über unseren Sharing-Service abzubezahlen und damit ein passives Einkommen zu generieren“, verspricht Laudowicz. Das sei mit dem Kauf einer Aktie vergleichbar. Um die lästigen Dinge will sich dann Stark Mobility mithilfe von Dienstleistern kümmern, die derzeit beispielsweise auch die Wartung von Free Floating Fahrzeugen bei DriveNow oder Car2Go übernehmen.

Der Service soll sich auf elektrische Fahrzeuge beschränken. Denn hier sei das Lade-Prozedere besonders aufwendig. Wenn beispielsweise ein E-Roller-Sharing in Spanien aufgebaut wird, könnten sich Privatpersonen auch an einem Flottenfahrzeug beteiligen und nach der Tilgung an jedem gefahrenen Kilometer mitverdienen, erklärt Laudowicz. Er ist der Ansicht, dass dadurch der größte Kostenfaktor, die Anschaffung eines Fahrzeugs, durch die Verteilung reduziert werden könnte und eine schnellere Skalierung möglich sei.

Da mittlerweile alle große Autobauer eine Mobilitätseinheit in Berlin aufgebaut haben und die Stadt zahlreiche Sharing-Dienste beheimatet, will Laudowicz sein Glück in der deutschen Hauptstadt versuchen. Bislang verdient das Startup sein Geld über den Verkauf der Skateboards. In Kürze soll auch ein E-Tretroller hinzukommen. In Zukunft will Stark Mobility mit seiner Plattform pro geteiltem Fahzeug mit einer Transaktionsgebühr mitverdienen.

Die Idee von Mobility-as-a-Service ist nicht neu. Das Finnische Startup MaaS Global arbeitet seit 2015 daran, einen flächendeckenden Service auszurollen. Anstatt einer Finanzierungsmöglichkeit steht hier der Flatrate-Gedanke im Vordergrund. Mit einer Art Abo kann der Nutzer über Whim so viele Sharing-Services oder ÖPNV-Angebote nutzen, wie er will.

Bild: Stark Mobility; Video: Marco Weimer