CEO, Runtastic, adidas, Gründer, exit
Zehn Jahre nach der Gründung will der Runtastic-Chef Florian Gschwandtner neue Wege gehen.

Er ist 35 Jahre alt und Multimillionär. Der Österreicher Florian Gschwandtner gründete vor zehn Jahren die Lauf-App Runtastic mit seinen Partnern Alfred Luger, René Giretzlehner und Christian Kaar. Nutzer können über die App ihre Joggingrouten tracken, ihr Training analysieren und die Infos in sozialen Netzwerken teilen. 2015 dann der Paukenschlag: Adidas kaufte das Startup für insgesamt 220 Millionen Euro. Die Gründer gaben ihre Anteile an Runtastic ebenfalls ab, blieben aber weiterhin im operativen Geschäft tätig. 

Am 10. September 2018 gab Gschwandtner über Facebook bekannt, dass er sich zum Ende des Jahres als Runtastic-CEO zurückziehen und sein Unternehmen verlassen wolle. Im Interview mit Gründerszene erzählt er, was ihn dazu bewegt hat und welche Pläne er für das nächste Jahr hat.

Florian, warum hast du dich dazu entschieden, Runtastic zu verlassen?

Es gab keinen Trigger oder ein ausschlaggebendes Event. Ich wollte mich vor zehn Jahren mit einem eigenen Unternehmen selbstständig machen und das hat alles sehr gut funktioniert. Trotzdem wollte ich nicht Unternehmer sein, um dann nur zu arbeiten. In den letzten Jahren hat Runtastic so viel Spaß gemacht, dass es fast nichts anderes nebenbei gab. Es war eine sehr schöne Zeit und ich weiß, so lange ich CEO bin, werde ich immer die Extrazeile gehen. Natürlich sind da ein paar Dinge auf der Strecke geblieben, vor allem Zeit. Ich glaube, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, mir die Zeit zu nehmen und ruhiger zu treten.

Wann hast du dir das erste Mal Gedanken über deinen Rücktritt gemacht?

Ich habe mir das im Januar überlegt und sehr schnell für mich selber entschieden. Dann haben es erstmal nur meine Gründerkollegen gewusst.

Wie haben sie darauf reagiert?

Die waren ein bisschen überrascht. Wir haben dann gemeinsam überlegt, wie wir damit umgehen und ob das die richtige Entscheidung war. Das weiß man vorher sowieso nie, aber für mich ist es die richtige Entscheidung.

Wer übernimmt die Runtastic-Geschäftsführung ab Januar?

Wir suchen noch einen neuen CEO. Der aktuelle Plan ist auch, dass es jemand Externes werden wird, also niemand von Runtastic oder Adidas.

Lest auch

Kannst du dir vorstellen, noch einmal zu gründen?

Ich kann mir alles vorstellen. Mich interessieren Gründungen sehr stark. Aber ich möchte momentan gar nicht darüber nachdenken, sondern bewusst alles für ein paar Monate ausblenden. Mal schauen, ob ich überhaupt noch in dieser Art in die Selbstständigkeit gehen würde oder nur unterstützend tätig bleibe. Darüber denke ich im nächsten Jahr nach.

Wie geht es mit dir dann weiter?

Ich werde im Januar Ski fahren, im Februar vielleicht einen Freund auf Hawaii besuchen. Aber mehr weiß ich noch nicht.

Was steht denn sonst noch auf deiner Bucket List, außer Reisen?

Noch sehr wenig. Kitesurfen. Eventuell ein bisschen Spanisch lernen, das habe ich schon länger auf meiner Liste. Ich war noch nie in Südamerika und möchte da gern einmal hin. Vielleicht ein paar Wochen im Silicon Valley verbringen. Für kurze Zeit in China leben, weil ich die technologische Entwicklung dort spannend finde.

Nach zehn Jahren als Runtastic-CEO: Was wirst du überhaupt nicht vermissen?

Die bürokratischen Hürden, Anwaltsschreiben oder Klagen. Punkte, die für die Arbeit überhaupt nichts bringen, die ich aber machen musste.

Bild: Runtastic