Kooperationen mit Startups: Viele Vorteile, aber auch viele Hemmnisse

Wer als Mittelständler mit einem Startup kooperiert, kann Rückstände bei der Digitalisierung beseitigen. Zu diesem Fazit kommt eine neue Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die auf einer Auswertung von elf Expertengesprächen basiert. Damit ist die Erhebung zwar nicht repräsentativ – für Mittelständler enthält sie dennoch einige hilfreiche Erkenntnisse.

So könnte durch Kooperationen etwa „die Disruption, die von Startups ausgeht und die zunächst eher als Gefährdung bestehender Geschäftsmodelle gesehen wurde, auch für etablierte Unternehmen nutzbar gemacht werden“, schreiben die Autoren. Dies betrifft zum Beispiel die Bereiche Produktion und Vertrieb: Startups pflegen oft engen Kontakt mit Lieferanten, Kunden und Wettbewerbern, um ihr Produkt schneller zur Marktreife zu bringen. Zugleich können sie Ideen leichter am Markt testen. Über Kooperationen können Mittelständler neue Produkte außerhalb ihres eigentlichen Kerngeschäfts testen, ohne dabei Stammkunden zu verprellen.

Die weiteren Vorteile von Kooperationen

  • Mittelständler können digitales Knowhow (zum Beispiel smarte Sensorik) von Gründern nutzen
  • Fachkräftelücken lassen sich leichter schließen
  • Die Zusammenarbeit mit Gründern kann die Arbeitgebermarke stärken
  • Fachkräfte können so leichter angeworben werden
  • Im Erfolgsfall können Startup-Kooperationen lukrative Beteiligungen erleichtern

Allerdings zahlt sich nicht jede Kooperation auch zwangsläufig aus. „Um etwa Kooperationspotenziale zu nutzen, müssen […| die kulturellen Differenzen zwischen den beiden Unternehmenstypen überwunden und die Kontaktanbahnung bei unterschiedlichen regionalen Standortschwerpunkten erleichtert werden“, heißt es in dem 65-seitigem Papier. Beispielsweise sei bei vielen Mittelständlern noch „eine gewisse Arroganz“ im Umgang mit Startups zu beobachten. Diese resultiere oft aus dem großen Gefälle bei den Hierarchien im Unternehmen.

Die weiteren Nachteile von Kooperationen

  • Schwierigkeiten bei der Definition gemeinsamer Ziele
  • Widerstände im eigenen Unternehmen
  • Unzuverlässigkeit der Startups
  • Datenschutzbedenken
  • Wettbewerbsverbote und Angst vor Rechtsstreitigkeiten

Mittelständler sollten Online-Plattformen nutzen

Damit Kooperationen zwischen Mittelstand und Startups künftig leichter entstehen, haben die IW-Autoren aus den Expertengesprächen auch konkrete Tipps abgeleitet. So wird etwa für eine stärkere Nutzung von speziellen Online-Plattformen plädiert. Denn bisher tauschen sich entsprechende Akteure überwiegend in regionalen Verbänden oder auf Messen aus, digitale Plattformen hingegen würden kaum genutzt. Dabei gebe es viele Angebote: Die Autoren verweisen dazu beispielsweise auf Plattformen wie: AlphazirkelMunich StartupMunich Network oder Start Connect.

Laut den befragten Mittelständlern ist aber auch die Politik gefragt, Stichwort: Glasfaser. „Kooperationen etwa in der Produktentwicklung erfordern sehr hohe Bandbreiten für den Datenaustausch zwischen den Partnern – perspektivisch in Echtzeit“, heißt es. Zudem fordern Unternehmen auch bessere Fördermaßnahmen. Etwa verstärkte Gründungsschulungen im Ingenieursstudium oder die Einführung der digitalisierten Unternehmensgründung. Erst dann könnten die Vorteile von Kooperationen zwischen Startups und Mittelständlern voll ausgeschöpft werden.

Bild: Getty Images / Hinterhaus Productions