Die Gründer und Geschwister Pauline und Daniel Köhler
Die Gründer und Geschwister Pauline und Daniel Köhler Die Gründer und Geschwister Pauline und Daniel Köhler

15.000 Euro geben Paare im Schnitt für ihre Hochzeit aus, sagen Pauline und Daniel Köhler – und sie hätten auch schon von wesentlich höheren Summen gehört. Die Geschwister sitzen an der Quelle: Seit 2015 sind sie mit ihrem Startup Happy Valley Ventures in der Wedding-Branche unterwegs. Erst launchten sie Vanolia, eine Anwendung, mit der Paare eine eigene Hochzeits-Website erstellen, Gäste einladen und Hochzeitsfotos teilen können. Jetzt haben die Gründer ihr zweites Produkt auf den Markt gebracht. WeddyPlace ist eine Plattform, die Paaren bei der Hochzeitsplanung helfen soll. 

Verlobte legen sich auf WeddyPlace ein Profil an, in dem sie unter anderem das Hochzeitsdatum, die Anzahl der Gäste und das zur Verfügung stehende Budget angeben. Daraus wird eine To-Do-Liste erstellt – das Herzstück der Plattform, wie Pauline Köhler sagt. Sie soll Paaren helfen, während des Planungsprozesses nichts zu vergessen. Wenn etwa Einladungskarten verschickt oder Hotelzimmer für die Gäste gebucht werden müssen, bekommt das Paar eine Benachrichtigung. „Die To-Dos kommen in verdaubaren Mengen, sodass das Hochzeitspaar nicht das konstante Gefühl der Überforderung hat“, so die Gründerin. Auch ein Budgetplaner ist in die Anwendung integriert.

Dienstleister zahlen Lead-Gebühr

Für Hochzeitspaare ist die Nutzung von WeddyPlace kostenlos, das Startup erzielt Einnahmen über Kooperationen mit Dienstleistern aus der Hochzeitsbranche. Lokalitäten, Fotografen, Catering-Services oder Musiker werden auf der Plattform gelistet und können von den Heiratenden direkt kontaktiert werden. Pro verschickter Anfrage kassiert das Berliner Startup eine Gebühr von den Dienstleistern. Wie hoch die ist, verraten die Gründer nicht. In Zukunft sollen Dienstleister aus ganz Deutschland integriert werden, derzeit liege der Fokus aber auf Berlin und München, so Daniel Köhler. 

Der Accelerator Axel Springer Plug and Play sowie Business Angels und Family Offices haben sich in einer Pre-Seed-Runde an WeddyPlace beteiligt. Zur Höhe des Investments wollen die Gründer derzeit nichts sagen. Mit ihrer Idee konkurrieren sie mit zahlreichen Anbietern, die ebenfalls bei der Suche nach Hochzeitsfotografen und Co. helfen, darunter Foreverly, Weddix und WonderWed.

Hochzeiten müssen heute social-media-tauglich sein

Auf WeddyPlace würden ausschließlich „qualitativ hochwertige“ Anbieter gelistet, sagt Pauline Köhler. „Dass jemand eine schöne Location anbietet, reicht nicht: Wenn der Service unfreundlich ist, kommt derjenige nicht ins Portfolio“. Am Hochzeitstag sei nunmal wichtig, dass alles perfekt ist. „Die spontane Hochzeit im Gasthof nebenan gibt es heute kaum noch“, sagt auch ihr Bruder.

Bei der Generation Y, an die sich WeddyPlace hauptsächlich richtet, seien derzeit große Hochzeitsfeiern im US-amerikanischen Stil angesagt – ein Trend, der über soziale Netzwerke entstanden sei. Der Gründer berichtet von einer Bekannten, die für ihre Hochzeit eine Papierschmetterlings-Kanone aus den USA bestellte, die beim Gang aus dem Standesamt Pappfalter auf das Paar regnen ließ. Das sollte für schöne Hochzeitsfotos sorgen. „Heute heiratet man nicht nur für die anwesenden Gäste, sondern auch für die 500 Facebook-Freunde“, sagt er. Das könne Paare unter Druck setzen, habe aber auch etwas Positives, meint Pauline Köhler. „Das Hochzeitsfest wird dadurch viel größer und schöner. Die Liebe wird mehr zelebriert.“

Kein Ersatz für einen menschlichen Wedding-Planner

Einen menschlichen Hochzeitsplaner ersetze WeddyPlace nicht, so die Gründerin. Der würde schließlich auch die gesamte Kommunikation mit den Dienstleistern und die Terminkoordination übernehmen. Auf der Plattform müssen die Paare das selbst übernehmen. Einmal pro Woche bietet das Startup seinen Nutzern allerdings eine Videosprechstunde mit der Hochzeitsplanerin Lena Herrgesell an. Dabei können persönliche Fragen gestellt werden – etwa „Welches Kleid passt zu mir?“ oder „Wie gehe ich mit den Schwiegereltern um?“.

Die WeddyPlace-Gründer selbst sind beide noch nicht verheiratet. Generell heirate man heutzutage später; zu einem Zeitpunkt an dem beide Partner schon fest im Beruf stehen, sagt Daniel Köhler. Der Vorteil liege auf der Hand: „Dadurch haben die Leute mehr Mittel, es richtig krachen zu lassen.”

Bild: WeddyPlace; Das Startup hat 2017 am Accelerator-Programm von Axel-Springer Plug and Play teilgenommen, einem Joint Venture von Axel Springer und dem Plug and Play Tech Center. Der Verlag ist auch Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum