Die Wefox-Gründer Julian Teicke, Dario Fazlic, Fabian Wesemann und Jonathan Seoane (v.l.)

Die Insurtech-Firmen Wefox und Lemonade haben sich auf eine Lösung in ihrem Urheberrechtsstreit geeinigt. Das gaben Lemonade-CEO Daniel Schreiber und Wefox-Chef Julian Teicke am Mittwoch nach einem persönlichen Treffen in Tel Aviv auf Linkedin bekannt.

Vor weniger als zwei Monaten hatte Lemonade, das in New York sitzt, seinen Berliner Mitbewerber auf Unterlassung verklagt. Der Vorwurf: Urheberrechtsverletzung, Vertragsbruch und Verstöße gegen das Gesetz gegen Computerbetrug und -missbrauch. In der Klageschrift heißt es unter anderem, Teicke habe mit einer Scheinadresse und einem falschen Geburtsdatum einen Account angelegt und falsche Schadensmeldungen bei Lemonade eingereicht. Inhalte der eigenen App seien außerdem in die Versicherungs-App One der Berliner kopiert worden.

Mitte Juni wies Teicke die Vorwürfe gegenüber Gründerszene noch als haltlos zurück, bezeichnete sie sogar als „zynischen Versuch, unser Geschäft zu stören“. Nun zeigt sich der Gründer deutlich zurückhaltender. In einem Linkedin-Post (siehe unten) schreibt er, dass er sich, „wie viele andere in der Versicherungsindustrie“, von Lemonade habe „inspirieren“ lassen. Man erkenne an, dass Lemonade der Meinung sei, Wefox habe die Grenze zwischen „Inspiration und Imitation“ stellenweise überschritten.

„Von unserer Seite kein Schuldeingeständnis“

Lemonade-CEO Schreiber erklärte sich in einer öffentlichen Antwort auf Teickes Linkedin-Post bereit, die Klage fallen zu lassen, sobald Wefox versprochene Änderungen umgesetzt habe. Welche Änderungen damit konkret gemeint sind, will Teicke auf Anfrage von Gründerszene nicht sagen. Auch inhaltliche Details des Gesprächs dürfe er nicht nennen, dazu habe er sich gegenüber Lemonade vertraglich verpflichtet. Er gibt an: „Die Annäherung ist von unserer Seite kein Schuldeingeständnis, sondern zeigt, dass wir die Lemonade-Perspektive anerkennen. Wir wollten beide eine pragmatische Lösung finden, bei der am Ende nicht Anwälte die einzigen Profiteure sind.“

Ist Teicke nach der gemeinsamen Entscheidung erleichtert? „Ja, das ist der richtige Weg. Jetzt können wir uns wieder auf unser Business fokussieren.“

Indes ist Wefox offenbar dabei, eine Finanzierungsrunde abzuschließen. Das Startup ist dazu seit einiger Zeit auf Investorensuche, mindestens 180 Millionen Dollar sollen zusammenkommen, wie Gründerszene bereits vor Bekanntwerden der Lemonade-Klage im Juni berichtete. Das baldige Zustandekommen eines Investments will Teicke nicht bestätigen, nur so viel, dass nach wie vor 180 Millionen Dollar angestrebt seien.

Wefox vor Softbank-Investment?

Der beigelegte Streit mit der US-Konkurrenz dürfte das Interesse von Geldgebern weiter stärken. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf drei Insider, dass sich der japanische Technologiekonzern Softbank bald an einer Wefox-Finanzierung in „dreistelliger Millionenhöhe“ beteiligen werde. Hierzu will sich Teicke ebenfalls nicht äußern.

Softbank ist auch an Lemonade beteiligt und steuerte einen Großteil der bis dato eingesammelten 180 Millionen US-Dollar Wagniskapital bei. In Wefox haben bisher beispielsweise Salesforce oder der Schauspieler Ashton Kutcher investiert.

Über die Wefox-Plattform können Makler ihre Versicherungen digitalisieren. Privatkunden können Wefox nutzen, um ihre Versicherungen an einem Ort zu managen, per Smartphone Schadensfälle zu melden oder Versicherungsanbieter zu wechseln. Mit seiner eigenen digitalen Haftpflicht- und Hausratversicherung One war Wefox 2017 gestartet. Ähnlich wie bei Lemonade, das Mieter- und Hausratversicherungen per App anbietet, werden auch bei One Versicherungen mit wenigen Klicks abgeschlossen und verwaltet.

Bild: Wefox