Jens Begemann leitet Wooga seit 2009. Jetzt wurde das Startup am Playtika verkauft.
Jens Begemann leitet Wooga seit 2009. Jetzt wurde sein Startup an Playtika verkauft.

Der israelische Spielehersteller Playtika soll mehr als 100 Millionen US-Dollar für das Berliner Unternehmen Wooga gezahlt haben. Das schreibt das US-Magazin Venturebeat. Playtika aus Tel Aviv gilt mit 22 Millionen aktiven Nutzern als einer der weltweit größten Spielehersteller. Offiziell wollen sich beide Unternehmen nicht zu den Details der Übernahme äußern. So wurde das Volumen der Übernahme bei Wooga auch nicht kommentiert – aber auch nicht dementiert.

Wooga wurde 2009 gegründet und hatte sich von Anfang an den Casual Games verschrieben. Sie waren so konzipiert, dass man sie über Jahre im Browser und in sozialen Netzwerken wie Facebook spielen kann. „Mit den Spielen Bubble Island und Monster World, die 2010 auf den Markt kamen, ist Wooga das gelungen“, erinnerte sich Begemann in einem Interview 2014. In den Jahren 2011 und 2012 – inzwischen waren Smartphones weit verbreitet – wurden mobile Spiele interessant.

Mit Diamond Dash brachte Wooga 2011 die erste Spiele-App auf den Markt – ein schneller Erfolg. Facebook-Spiele verloren für Wooga immer mehr an Bedeutung. „Die Erfolge von Jelly Splash und Pearl’s Peril ermöglichten uns, 2013 stark zu wachsen. Unser Umsatz ist heute doppelt so hoch wie vor einem Jahr“, sagte Begemann. Seit 2012 war Wooga profitabel.

Verluste nach dem Facebook-Boom

Das änderte sich 2015 und 2016. Im harten Wettbewerb schieb Wooga Verluste, wie Gründerszene berichtete. „Wir waren uns selbst zu sicher. Wir waren fast schon überheblich. Nach dem Motto: Jedes Spiel wird zum Hit“, sagte Begemann Anfang dieses Jahres rückblickend. Es war für die Berliner schwer, an den Erfolg von Spielen wie Jelly Splash anzuknüpfen.

Das Geschäft war für den Spieleentwickler härter geworden. Zu Zeiten der Facebook-Spiele ersetzten virale Effekte das Marketing. Heute funktioniert dieses Geschäftsmodell nicht mehr. Es kam sogar zu Entlassungen. Das Unternehmen überlebte, indem es seinen Fokus schärfte, Experimente einstellte und sich wieder auf Casual Games konzentrierte. Wooga schrumpfte sich auf 180 Mitarbeiter gesund und kehrte auf den Wachstumspfad zurück. Wie Begemann sagte, hat sein Unternehmen im zweiten Quartal 2018 über 40 Prozent mehr Umsatz gemacht als im Vorjahreszeitraum.

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Die deutsche Spielebranche hat es insgesamt schwer, sich gegen die internationale Konkurrenz durchzusetzen. Goodgames etwa musste 2016 Hunderte Mitarbeiter entlassen. Die Gründer Kai und Christian Wawrzinek kündigten zuletzt an, die operative Führung an einen neuen Vorstand abzugeben, das Unternehmen wurde an einen schwedischen Spielehersteller verkauft.

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Playtika erweitert Portfolio

Durch die Übernahme von Wooga erweitert Playtika sein Portfolio. Die Hälfte des Spiele-Angebotes von Playtika sind fortan Casual Games. Seit Oktober 2017 erweitert Playtika sein Portfolio um neue Spielegenres. Damals wurde das Casual Games-Studio Jelly Button übernommen. Jelly Button verzwölffachte seinen Umsatz seitdem.

„Die beiden Firmen ergänzen sich hervorragend. Wir bringen Erfahrung im Entwickeln und Lancieren von story-driven Casual Games mit, Playtika die Technologien, die uns helfen werden, neue Zielgruppen zu erreichen, um weiter zu wachsen, kommentiert Jens Begemann die Übernahme.

Gründer und CEO Jens Begemann bleibt „auf absehbare Zeit“ an Bord. Er gilt als Urgestein der Berliner Startup-Szene. 2001 fragte ihn Alexander Samwer, ob er beim Klingeltonanbieter Jamba einsteigen wolle, einer der frühen Erfolgsgeschichten der Samwer-Brüder. Begemann blieb sieben Jahre, zuletzt war er Produktchef des Unternehmens. Dann gründete er zusammen mit Philipp Moeser Wooga.

Bild: Wooga