Die Zalando-Gründer David Schneider, Robert Gentz and Rubin Ritter: „Wir haben schon ganz zu Anfang in die Kraft von Freundschaft investiert.“
Die Zalando-Gründer David Schneider, Robert Gentz and Rubin Ritter (von links): „Wir haben in die Kraft von Freundschaft investiert.“

Am 28. September 2008 starteten Robert Gentz, David Schneider und Rubin Ritter einen Onlineshop für Schuhe – Zalando. Im ersten, nur drei Monate kurzen Geschäftsjahr setzten sie 326.000 Euro um – 2017, im zehnten Jahr, waren es schon 4,5 Milliarden Euro. Europaweit beschäftigt das Berliner Unternehmen mehr als 15.000 Mitarbeiter, allein in der Hauptstadt sind es 6.000.

2018 wird Zalando zehn Jahre alt. Mitgründer Gentz ist inzwischen 34 und Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, das längst kein Startup mehr ist. Anlässlich des Jubiläums sprach er mit dem Magazin Focus (Ausgabe vom 22. September). Hier seine wichtigsten Aussagen:

Warum Zalando seine Prognosen für 2018 immer weiter senkt:

Anfang des Jahres hatte Zalando angekündigt, 2018 zwischen 20 und 25 Prozent mehr Umsatz als 2017 zu erzielen. Diese Prognose senkte das Unternehmen zuletzt mehrmals, inzwischen rechnet es damit, ein Umsatzplus „am unteren Ende“ der genannten Spanne zu erreichen.

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Dazu sagt Gentz: „Leider haben die hohen Temperaturen in Europa die Nachfrage empfindlich abgekühlt. Zudem haben die Temperaturen den Start der Herbst- und Winter-Saison verzögert. (…) Wir werden in diesem Jahr eher 20 statt 25 Prozent wachsen. Beim bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern peilen wir für 2018 150 bis 190 Millionen Euro an.“

So viel bestellen Zalando-Kunden:

Die erste Bestellung bei Zalando? Natürlich Schuhe. Ein Vater seines Freundes habe Adidas-Schuhe bestellt, sagt Gentz im Focus-Interview. Inzwischen sehen die Warenkörbe anders aus. Der typische Zalando-Kunde gebe im Schnitt 60,40 Euro pro Bestellung aus und sei „weiblich, berufstätig, gehaltsmäßig einen Tick über dem Durchschnitt“, so Gentz. „Täglich kommen derzeit etwa 300.000 Bestellungen rein, das sind 208 Bestellungen pro Minute; die meisten davon nach Feierabend, also ab 18 Uhr.“ Die Hälfte der Bestellungen werde zurückgeschickt. „Aber ich versichere Ihnen, dass 97 Prozent der Retouren weiterverkauft werden. Der Rest geht ins Outlet oder wird gespendet.“

So läuft es bei dem Gründer-Trio nach zehn Jahren im selben Büro:

Auch heute, mit Milliardenumsätzen, teilen sich die Zalando-Gründer ein Büro – sind aber dennoch eigenständige Persönlichkeiten, wie Gentz im Interview betont: „David ist das Herz, ich bin der Bauch, Rubin ist der Kopf.“ Protzen könnten die drei CEOs nicht leiden, heißt es. Als Gegensatz zum extrovertierten Elon Musk sieht sich Gentz aber nicht: „Das mag so aussehen, allerdings sind Rubin, David und ich auch ganz andere Typen Mensch. Mit weniger extrovertierten Persönlichkeiten. (…) Ich finde Musk auf seine Art wirklich genial. Aber wir sind anders. Bei uns geht es immer um den Gesamterfolg, nie um die Einzelperson. Diese Haltung ist auch elementarer Bestandteil unserer Firmenkultur.“

Ob bei der Arbeit die Freundschaft nicht aufhöre? „All die klassischen Gesetze der Business School sind bei Zalando außer Kraft gesetzt. Wir haben schon ganz zu Anfang auf Freunde gesetzt und in die Kraft von Freundschaft investiert.“

So steht der Zalando-Gründer zum geplanten Google-Campus:

Im Umspannwerk in Berlin-Kreuzberg will Google einen neuen Startup-Campus schaffen. Das mache Gentz Sorgen, sagt er gegenüber Focus: „Ich müsste lügen, wenn ich das verleugnen würde. Es gibt den viel beschriebenen ‚War of Talents‘, jeder will die besten Leute, ganz selbstverständlich.“

Und wann kommt der Exit?

Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig: „Wir verkaufen nicht“, sagt Gentz.

Bild: Hannelore Foerster / Freier Fotograf