Das Führungsteam von Zalando: Rubin Ritter, Robert Gentz und David Schneider (v.l.).
Das Führungsteam von Zalando: Rubin Ritter, Robert Gentz und David Schneider (v.l.).

Es klingt zunächst hart, wenn ein Manager auf fast drei Viertel seines Gehalts verzichtet. Doch genau das werden die Zalando-Vorstände David Schneider, Robert Gentz und Rubin Ritter voraussichtlich in den kommenden fünf Jahren tun. Auf der Jahreshauptversammlung am morgigen Mittwoch werden die Zalando-Aktionäre über ein entsprechendes Vergütungssystem abstimmen, wie das Unternehmen mitteilt.

Mit ihren neuen Verträgen sollen die Manager künftig 65.000 statt 200.000 Euro Grundgehalt im Jahr kassieren. Der Vorschlag sieht allerdings einen anderen Anreiz für die Vorstände vor, der ihnen langfristig viel Geld einbringen könnte. Neben dem Fixgehalt sollen Ritter, Gentz und Schneider nämlich jeweils Optionen für 1,75 Millionen Aktien erhalten. Nach vier Jahren könnten sie 80 Prozent der Aktien zu Geld machen. Bei guter Entwicklung von Umsatz und Aktienkurs verspricht diese Regelung den Managern einige Millionen Euro.

Läuft es schlecht, gehen die Vorstände leer aus

Klar ist damit allerdings auch: Die Höhe der Vergütung hängt maßgeblich von dem Erfolg des Unternehmens ab. Die Aktienoptionen sind an die Umsatzentwicklung gekoppelt, wie ein Sprecher von Zalando auf Nachfrage von Gründerszene erläutert: Nur wenn Zalando jährlich im Schnitt 15 Prozent oder mehr wächst, erhalten die Vorstände sämtliche zugeteilte Optionen. Liegt das Wachstum zwischen 10 und 15 Prozent, reduziert sich der Anteil der Optionen um 10 Prozent je 0,5 Prozent weniger Wachstum. Und wenn die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate unter 10 Prozent liegt, findet gar keine Auszahlung an den Vorstand statt. Anders als in anderen Medienberichten beschrieben, spielt die Entwicklung des Aktienkurses keine Rolle für die Auszahlung der Aktienoptionen. 

Weiter begründete der Sprecher die neue Vergütungsstruktur so: „Da die Vorstandsverträge auslaufen, mussten ohnehin neue Verträge ausgearbeitet werden. Das Unternehmen entschied sich dafür, ein sehr unternehmerisches Paket zu schnüren und das Fixgehalt deshalb so gering wie möglich zu halten. So hat man sich dann auf 65.000 Euro geeinigt.“ Auch jetzt gebe es für die Vorstände neben ihrem Fixgehalt bereits einen variablen Vergütungsanteil in Form von Aktienoptionen. Zur Frage, wie hoch dieser Anteil im Verhältnis zu dem neuen Modell ist, hält sich Zalando bedeckt.

Update vom 23. Mai 2018: Die Aktionäre von Zalando haben auf der Hauptversammlung mehrheitlich dem neuen Vergütungsmodell für die drei Vorstandschefs zugestimmt. Zudem wurde bekannt, dass jede Aktienoption nach den festgelegten Bedingungen im günstigsten Fall etwa 103 Euro wert sein könnte. Das wären in Summe 180 Millionen Euro für jeden der drei.

 

Behält Zalando die Entwicklung der vergangenen Jahre bei, kann der Vorstand freilich mit viel Geld rechnen. Im vergangenen Jahr lag das Umsatzplus bei 23,4 Prozent, im ersten Quartal 2018 hatte sich dieser Trend fortgesetzt. Die Zalando-Aktie hatte sich 2017 von rund 40 auf 45 Euro verteuert. 

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Schon 2015 hatte Ritter im Gespräch mit Gründerszene offen von seiner Gehaltsstruktur erzählt. „Bei Zalando verdient das Topmanagment, also auch die Gründer, 200.000 Euro im Jahr“, sagte er damals. „Das ist für einen M-Dax-Vorstand ein vergleichsweise niedriges Grundgehalt. Den Großteil erhalten wir in Form von Aktienanteilen.“ Aus diesem Grund würde der Vorstand häufiger Aktien verkaufen als es Manager bei Konzernen mit hohen Fixgehältern tun würden, so Ritter. 

Zalando hatte 2017 einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern lag bei 188 Millionen Euro. Zuletzt hatte das Berliner Unternehmen negative Schlagzeilen gemacht, als es vor zwei Monaten 250 Mitarbeiter entließ. Dennoch betont ein Sprecher jetzt, dass Zalando sich weiter in der Wachstumsphase befinde: „Gewinne werden reinvestiert.“ Daher werde das Unternehmen auch in diesem Jahr keine Dividende an seine Aktionäre auszahlen.

Bild: Zalando