8Select
8Select Die 8select-Gründer Alexander Grünauer, Michael Stiefel und Mathias Stiefel (v.l.n.r.)

Wer seid Ihr und was macht Ihr?

8select (www.8select.de) vereint im Bereich Herrenmode die Vorteile des Online- mit denen des stationären Fachhandels. Wir kooperieren mit führenden Onlineshops und erstellen für unsere Kunden aus deren Sortiment individuell zum Typ passende Outfits sowie Einzelteile und Accessoires zusammen. Schon jetzt können wir für unsere Empfehlungen auf über 100 Top-Marken und mehr als 80.000 Teile zugreifen. Diese präsentieren wir unseren Kunden in dem virtuellen Showroom „My Outfits“.

Zusätzlich finden unsere Kunden im Bereich „My Shop“ aus den Angeboten unserer Partner eine exakt zu Ihnen passende Auswahl zum Selbst-Entdecken – meist 2.000 bis 3.000 Teile. Die passende Größe und Passform des spezifischen Kleidungsstücks ist dabei für den Kunden schon vorausgewählt.

Wer sind die Gründer, was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Wir, Mathias Stiefel, Michael Stiefel und Alexander Grünauer, haben 8select zu dritt gegründet. Wir kommen eigentlich alle aus verschiedenen Richtungen.

Der Diplomjurist, Mathias Stiefel, gründet mit Kommilitonen eine Webagentur, verlässt diese nach vier Jahren, um sich weiterzubilden. Nach Stationen bei verschiedenen Großkanzleien im In- und Ausland baut er im Jahr 2007 die Rechtsabteilung eines auf E-Commerce spezialisierten Inkubators auf. In den darauf folgenden Jahren begleitet er zahlreiche nationale und internationale Unternehmensgründungen. 2011 hat er die zündende Idee zu 8select.

Michael Stiefel hat Betriebswirtschaft studiert und startete danach im Konzerncontrolling eines Druck und Dienstleistungsunternehmens bei Stuttgart. Ab 2001 baut er gemeinsam mit einem jungen IT-Unternehmen ein Online-Portal für digitale Printprodukte auf, das nach kurzer Zeit die Eine-Million-Euro-Umsatzmarke knackt. 2007 widmet er sich dann der Herausforderung als Leiter der Logistik und Fertigungssteuerung beim europäischen Marktführer in der Herstellung von Briefumschlägen.

Der dritte im Bunde ist der Diplom-Ingenieur Alexander Grünauer. Seit 1995 ist er bereits freiberuflich als Software-und Webentwickler tätig. 1999 beginnt er direkt nach dem Studium bei Toshiba als Software Development Engineer und ist für die Softwareimage-Entwicklung aller europäischen Notebooks verantwortlich. Als Senior Project Leader verantwortet er später Softwareimageprojekte in China und Taiwan.
Ende 2012 macht das Dreiergespann Nägel mit Köpfen und kündigt seine sicheren Jobs, um sich mit voller Kraft in das Abenteuer von 8select zu stürzen.

Im Januar seid ihr bereits als Curated-Shopping-Portal für männliche Businessmode gestartet, nun wird der Shop für Männermode allgemein ausgebaut. Woher der Wandel, welche Erfahrungen habt ihr im ersten Jahr gemacht?

Wir hatten von Anfang an den Anspruch, unsere Kunden mittelfristig als One-Stop-Shop zu betreuen, also im Bereich Freizeit- und Berufskleidung. Die dazu nötige Kompetenz haben wir über das Jahr aufgebaut, sowohl bei uns im Team als auch durch die Auswahl unserer Partner. Das Thema Business-Mode war optimal für den Markteintritt, da es bis dahin kein Curated-Shopping-Angebot mit breiter Kompetenz in diesem Bereich gab. Basierend auf dem Feedback der Kunden haben wir zudem unser Konzept in Bezug auf die individuelle Präsentation deutlich weiterentwickelt.

Zudem haben wir einen personalisierten Shop-Bereich integriert, so dass der Kunde auch selbst Teile entdecken und spontan einkaufen kann. Durch unsere Kooperation mit UPcload bekommt der Kunde dabei das Kleidungsstück in seiner Passform und Größe empfohlen. Man kann sich über die Empfehlungen bei „My Outfits“ inspirieren lassen, aber auch gezielt im Bereich „My Shop“ eine kategorienspezifische Auswahl entdecken.

Was ist Euer USP und wie grenzt ihr euch von der Konkurrenz Outfittery und Modomoto ab?

Wir kombinieren viele verschiedene Funktionen, um unseren Kunden optimal zu beraten. Personalisierte Beratung trifft hier auf ein einzigartiges Showroom-Konzept und bietet zusätzlich dem Kunden einen individualisierten Onlineshop. Wir schicken unserem Kunden keine „Überraschungsbox“, sondern zeigen ihm vorab die für ihn zusammengestellten Outfits und Empfehlungen in einem virtuellen Showroom. Damit ersparen wir dem Kunden die bei den anderen Modellen im Grunde fest eingeplante Auswahlretoure.

Die Überraschungsbox hat definitiv ihren Reiz, aber wir glauben, dass wir ein nachhaltigeres Curated-Shopping-Konzept verfolgen. Im Auftrag unserer Kunden durchsuchen wir letztlich für sie die Sortimente zahlreicher Onlinehändler und stellen für sie eine individuelle Auswahl zusammen. Dabei decken wir den gesamten Bedarf unserer Zielgruppe ab. Natürlich gibt es Nischen-Styles, die wir nicht erfassen, aber für 80 Prozent der Männer haben wir heute schon passende Empfehlungen. An den anderen 20 Prozent arbeiten wir.

Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?

Wir geben die Preise unserer Partner eins zu eins an die Kunden weiter, auch bei reduzierten Artikeln. Unsere Kunden bezahlen für unseren Service keinen Aufschlag. Wir erhalten von unseren Partnern eine Umsatzprovision. Von den klassischen Affiliate-Modellen unterscheidet uns, dass wir unseren Kunden als Vertragspartner eine konsolidierte Sendung zukommen lassen. So bieten wir die besten Angebote zahlreicher Shops aus einer Hand mit einem Ansprechpartner.

Ihr habt bereits eine Finanzierung erhalten. Erzählt, wie die Zusammenarbeit zustande kam und wofür ihr das Geld einsetzen wollt.

Wir haben über unser Netzwerk Kontakte gesammelt und selektiv Gespräche geführt. Erfreulicherweise hatten wir dabei auch verschiedene Optionen und haben uns in der Phase für einen erfahrenen Partner entschieden, der uns Gründern den nötigen Freiraum für die weitere Entwicklung lässt. In 8select hat P&W Media GmbH aus Tutzing (Starnberg) investiert. Der Geschäftsführer und Investor dahinter ist Daniel Mähler. Er hält diverse Beteiligungen unter anderem an der international tätigen SSP Europe und bis vor kurzem an dem führenden Magento-Provider Internet24. Wir freuen uns darüber sehr.

Man muss aber dazu sagen, dass wir klar gemerkt haben, dass man als Startup aus Süddeutschland in der Berliner Finanzierungsszene wenig Beachtung bekommt. Dort ist man sehr auf sich konzentriert. Vermutlich ist das andersrum genauso. Die Finanzierung hat es uns ermöglicht, unser Geschäftsmodell weiterzuentwickeln und breiter aufzustellen. Zudem haben wir unser Team ausgebaut und werden die Mittel zur Vermarktung nutzen. Zunächst möchten wir uns allerdings weiterhin klar auf den deutschen Markt konzentrieren. Erst, wenn wir in diesem richtig angekommen sind, denken wir über weitere Schritte nach.

Gibt es ein großes Vorbild für Euch?

Auch, wenn es etwas langweilig klingen mag, aber Amazon beziehungsweise Jeff Bezos ist definitiv ein großes Vorbild – vor allem mit Blick auf dessen Weitblick als Stratege. Seit den Anfängen von Amazon stand immer die Kundenorientierung im Vordergrund. Bei der Unternehmensentwicklung hat Bezos allerdings nie spekuliert, was sich in den kommenden Jahren vermutlich verändern wird. Er hat sich vielmehr die Frage gestellt, was sich nicht verändern wird. Das ist der Ausgangspunkt für ein tieferes Verständnis der Bedürfnisse der Kunden und langfristigen Erfolg.

Stellt Euch vor, Ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Florian Heinemann würden wir gerne einmal kennenlernen. Seine Arbeit und Vorgehensweise ist wirklich beeindruckend. Zudem Alexander Graf und Tarek Müller, um noch mehr über Collins erfahren zu können. Etliche Überlegungen dort decken sich mit unserem Ansatz. Der Vierte am Tisch sollte Gerald Heydenreich sein. Er hat unser Vorhaben im Zuge der Finanzierung kritisch begleitet und uns als erfahrene Unternehmerpersönlichkeit nachhaltig beeindruckt.

Bild: 8select