Die Familonet-Gründer: Michael Asshauer, David Nellessen, Hauke Windmüller (von links).

Social-Network-App Familonet wird veröffentlicht

Soziale Netzwerke sind out. Immer weniger Investoren interessierten sich für Social-Network-Ideen, stellte die Beratungsgesellschaft Deloitte vor einem Monat festStartups kann man eigentlich nur raten: Bloß kein Social Network gründen!

Hauke Windmüller, Michael Asshauer und David Nellessen haben aber genau das getan: Sie haben Familonet (www.familo.net) entwickelt, eine Social-Network-App für die Familie, die heute für iOS und Android gelauncht wird. Familonet sei jedoch kein „Facebook für die Familie“, beteuert CEO Hauke Windmüller. Ja, Nutzer könnten mit der App ganz klassisch Nachrichten versenden und Fotos teilen, aber Familonet diene daneben auch der Sicherheit: Die Familienmitglieder können an ihren Aufenthaltsorten einchecken, Kinder damit zum Beispiel den Eltern unkompliziert mitteilen, dass alles in Ordnung ist. „Die App ersetzt den ‚Ich bin gut angekommen‘-Anruf“, sagt Windmüller. Und sie erlaubt, im Notfall einen Notruf an andere Familienmitglieder abzusetzen.

Bewusste Entscheidung gegen Livetracking

Die Notruf-Funktion hat sich Familonet bei seinen internationalen Vorbildern abgeschaut: Alert.Us aus Frankreich und Life360 aus den USA. Bei beiden Apps werden die User in Echtzeit auf Karten getrackt, jeder Aufenthaltsort ist für die anderen Familienmitglieder sichtbar. Das datenschutzsensible Livetracking hat Familonet bewusst nicht eingebaut: „Deutsche und Europäer reagieren anders auf solche Dienste“, sagt Windmüller, der auch versichert: „Wir hosten alles in Deutschland und nutzen keine amerikanischen Dienste.“

Allerdings: Familonet-Nutzer können Orte festlegen, an denen sie automatisch einchecken, sobald ihr Handy dort geortet wird: an der Schule zum Beispiel, oder auf dem Fußballplatz. Weil Apples Geofencing-API „total unzuverlässig“ gewesen sei, haben die Gründer den Algorithmus für den Auto-Check-In selbst entwickelt – die größte technologische Hürde der jungen Firmengeschichte.

Gestartet war Familonet im Herbst 2012 als Ausgründung der Universität Hamburg, wo die damaligen BWL-Studenten Hauke Windmüller und Michael Asshauer die Idee in einem Entrepreneurship-Seminar entwickelten. Die erste Finanzierung bekamen die Gründer von einem japanischen Privatinvestor, den Windmüller in Hongkong kennen gelernt hatte – und überzeugen konnte, bei Familonet als Gründungsgesellschafter einzusteigen. Mit dem Geld wurde ein Prototyp entwickelt, mit dem die drei jungen Firmenchefs im Frühjahr auf Investorensuche gingen. Ende Juli klappte es: Die Kölner Venista Ventures als Lead-Investor, WestTech Ventures aus Berlin und HR Alpha Venture Partners aus dem hessischen Dreieich stiegen ein. Die Stadt Hamburg gab einen Zuschuss. In der Summe hat Familonet jetzt Kapital im mittleren sechsstelligen Euro-Bereich zur Verfügung.

Pläne für Hardware-Produktion

Mit dem Geld will Familonet – mittlerweile auf elf Mitarbeiter angewachsen – das Produkt weiter verbessern. Für die ambitionierten Pläne der Gründer dürfte jedoch noch einmal frisches Kapital notwendig sein: Schon 2014 will Familonet auch Hardware verkaufen: GPS-Geräte für Zielgruppen ohne Smartphone, also Kleinkinder und Senioren. Langfristig, sagt Hauke Windmüller, könne er sich sogar vorstellen, die Geräte selbst zu produzieren.

Vielleicht fließt bis dahin aber auch Geld von Nutzerseite. Zwar bleibt die Apps zunächst kostenlos, aber die Bezahllösung werde auf ein Abo-Modell herauslaufen, so Windmüller. Zwischen zwei und zehn Euro pro Monat könnten dann verlangt werden – pro Familie. Der genaue Betrag soll noch per A/B-Testing ermittelt werden.

Bei den Wettbewerbern kostet der Service ähnlich viel: sieben US-Dollar bei Alert.Us, fünf bei Life360. Doch während bei den Franzosen von Alert.Us die Nutzerzahlen noch im fünfstelligen Bereich liegen sollen, hat der 2008 gegründete US-Dienst Life360 offenbar schon mehr als 34 Millionen User. Da sage noch einer, die Zeit der Social Networks sei vorbei.

Bild: Familonet