Tamaz Georgdaze ist CEO des Zinsportals Raisin
Tamaz Georgdaze ist CEO des Zinsportals Raisin

Der internationale Finanzdienstleister PayPal hat einen zweistelligen Millionenbetrag in den Festgeld-Marktplatz Raisin investiert. Das Unternehmen ist in Deutschland unter der Marke WeltSparen bekannt. Raisin bietet Anlegern Zugang zu vergleichsweise hohen Einlagenzinsen in ganz Europa. Das Unternehmen will mit dieser vierten Finanzierung das Wachstum in seinen europäischen Kernmärkten beschleunigen. Die genaue Höhe des Investments wurde nicht mitgeteilt.

Das Startup vermittelt in neun europäischen Ländern derzeit Festgeld mit bis zu 2,4 Prozent Zinsen sowie Festgeld in Fremdwährungen und Tagesgelder. Die Geschäfte werden über die Partnerbank MHB abgewickelt, da Raisin keine eigene Banklizenz hat. Derzeit bieten 40 Banken Produkte über Raisins Zinsportale an, die von flexiblen Tagesgeldern bis hin zu langfristigen Spar-Einlagen reichen. 

Investmentprodukt für Privatanleger geplant

Raisin bietet zudem seine API-Schnittstelle auch Banken, Vermögensverwaltern und Maklern in der ganzen EU zur Nutzung an. Mehrere Finanzinstitute nutzen den sogenannten White-Label-Service von Raisin in ihren digitalen Anwendungen.

Und Finanzinstitute wie die mobile Bank N26 haben WeltSparen in ihr eigenes Angebot integriert. Raisin-CEO Tamaz Georgadze hat zudem gegenüber Gründerszene angekündigt, dass er Anfang 2018 sein erstes Investmentprodukt für Privatanleger auf den Markt bringen wird.

Wettbewerb der Festgeld-Portale

Für das Berliner Startup ist das aktuelle Investment nicht das erste. Raisin hat in drei Runden insgesamt 60 Millionen Euro Wagniskapital erhalten. Die beiden ersten Runden über 7,5 und 20 Millionen Euro wurden von Index Ventures angeführt, die dritte über 30 Millionen Euro von Thrive Capital. Außerdem hatte Raisin zuletzt das FinTech PBF Solutions für eine nicht genannte Summe übernommen. Dies öffnete den Berlinern die Tür nach Großbritannien, wo im ersten Quartal 2018 eine neue Kapitalanlage-Plattform live gehen soll.

In Europa liefert sich WeltSparen mit dem Wettbewerber Zinspilot einen harten Wettbewerb. Zinspilot war durch die Übernahme der Plattform Savedo gewachsen. WeltSparen verwaltet ein Einlagevermögen von 4,8 Milliarden Euro, Konkurrent Zinspilot nannte zuletzt ein Einlagevolumen von vier Milliarden Euro. Raisin verweist auf 100.000 Kunden in Europa, Zinspilot meldete zuletzt 85.000. Zinspilot-Betreiber Deposit Solutions hatte Anfang Dezember eine dritte Finanzierungsrunde über 20 Millionen Dollar veröffentlicht.

PayPal lobt Pionierrolle von Raisin

Allerdings: Auf die beiden Startups entfällt nur ein kleiner Teil des deutschen Festgeldmarktes, der mit einem Privatkundenvermögen von 600 Milliarden Euro beziffert wird. Der größere Teil entfällt auf traditionelle Geldinstitute.

PayPal-Produktchef Stephen Taylor begründet das Investment mit Raisins „Pionierrolle“ und ihrem „einzigartigen Leistungsversprechen auf dem europäischen Markt“. Und Raisin-CEO Georgadze? Der hofft, durch die Zusammenarbeit mit PayPal diese Anlageform „für Hunderte Millionen Europäer zugänglicher zu machen“ – und seinem Konkurrenten Zinspilot damit einen großen Schritt voraus zu sein.

Foto: Raisin