Rechenzentren und Server benötigen 2,3 Prozent des kompletten deutschen Strombedarfs

Das Internet kommt nicht einfach so aus unseren Routern und Verteilern. Es gehört eine Menge Infrastruktur dazu. Zum Beispiel werden große Rechenzentren benötigt, um schnelles Netz zur Verfügung zu stellen. 50.000 davon gibt es in Deutschland. Aber lediglich 42 Prozent der Unternehmen in der Bundesrepublik sind an schnelles Internet angebunden. Hier gibt es also eine Menge Nachholbedarf.

Die Betreiber der Internet-Infrastruktur in Deutschland vermissen für ihre Arbeit eine angemessene politische Unterstützung und haben sich deshalb zu einer Allianz zusammengeschlossen. Mehr als 1.000 Unternehmen haben sich bis jetzt beteiligt. Zum Auftakt hat der Zusammenschluss an Firmen eine Studie in Auftrag gegeben, die zeigt, dass gerade im internationalen Vergleich die politischen Rahmenbedingungen für Betreiber digitaler Infrastrukturen verbesserungswürdig sind.

Zusätzliche Wertschöpfung von 500 Milliarden Euro

„Funktionierende und leistungsfähige digitale Infrastrukturen sind das Rückgrat einer gelingenden digitalen Transformation in Deutschland und gleichzeitig Wachstumsmotor, Innovationstreiber und Multiplikator für andere Industrien, insbesondere im Bereich Industrie 4.0“, sagte Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz, bei der Auftaktveranstaltung in Berlin. Dennoch werde dieser Wirtschaftsfaktor in Deutschland von Öffentlichkeit und Politik bisher wenig wahrgenommen und politisch gar nicht adressiert.

Das soll jetzt anders werden. Durch die Digitalisierung wird eine zusätzliche Wertschöpfung von 500 Milliarden Euro jährlich in Deutschland erwartet. Es könnte sich also lohnen, jetzt mehr zu investieren – und vor allem die Strompreise zu senken, um die Abwanderung ins europäische Ausland zu stoppen. Der Energiebedarf von Servern und Rechenzentren in Deutschland entspricht immerhin einem Anteil von 2,3 Prozent des gesamten deutschen Strombedarfs. Die neue Allianz hat daher zehn Forderungen an die Politik in Deutschland formuliert:

1. Digitale Infrastrukturen als wichtigen Faktor für Wirtschaftsstandort Deutschland anerkennen

Ihre Innovations- und Wirkpotenziale genauso wie ihre Herausforderungen müssen volkswirtschaftlich stärker gewichtet und in Politikkonzepte einbezogen werden.

2. Breitbandausbau vorantreiben

Der rasche Ausbau flächendeckend verfügbarer Breitbandnetze ist alternativlos und muss von der Bundesregierung stärker vorangetrieben werden.

3. Deutschland als Rechenzentrumsstandort strategisch stärken und weiterentwickeln

Vor dem Hintergrund eines starken internationalen Wettbewerbs um die Ansiedlung von Rechenzentren ist es erforderlich, den Standort Deutschland gezielt weiterzuentwickeln. 

4. Maßnahmen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Geschäftsmodelle entwickeln

Es müssen Maßnahmen entwickelt werden, die auf die unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Rechenzentrumsbetreiber und deren Kunden zugeschnitten sind.

5. Forschung im Bereich Rechenzentren fördern

Hier gilt es, vor allem bestehende Stärken als auch Konzepte zur nachhaltigen Energieeffizienzsteigerung für bestehende und zukünftige Infrastrukturen, deutlich auszubauen.

6. Bürokratie abbauen, Verwaltungsprozesse effizienter und schlanker gestalten

Antrags- und Genehmigungsprozesse sowie Auflagen müssen angepasst und effizienter gestaltet werden. Dies betrifft insbesondere die Verwaltungsprozesse für Neubauten, Änderungen und Modernisierungen. 

7. Aus- und Weiterbildung fördern

Es muss eine bundesweite Kampagne zur Steigerung der Attraktivität des Arbeitsfeldes digitaler Infrastrukturen unterstützt und gefördert werden, um auch zukünftig ausreichend qualifizierte Mitarbeiter für eine Tätigkeit in diesem Sektor zu gewinnen und zu halten.

8. Ressortübergreifendes Vorgehen lernen

Die Politik muss im Umgang mit Anbietern digitaler Infrastrukturen ressortübergreifend ein abgestimmtes Vorgehen lernen und umsetzen.

9. Strategien auf EU-Ebene implementieren

Die auf die Rechenzentrumsbranche bezogenen Diskussionen und Strategien müssen ebenfalls eine entsprechende Verankerung und Verstärkung auf europäischer Ebene finden.

10. Stromkosten wettbewerbsfreundlicher gestalten

Stromkosten sind ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor für Rechenzentren. Die Stromkosten sind in Deutschland teilweise doppelt so hoch wie im europäischen Vergleich. Die Umlagen, Abgaben und Steuern für Rechenzentren müssen auf ein moderates Niveau gesenkt werden, um diesen Wettbewerbsnachteil abzumildern und in Europa wettbewerbsfähig zu bleiben.

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