Mit seiner über zehnjährigen Startup-Erfahrung zählt Boris Wasmuth in Deutschland schon zu den Internet-Veteranen. Vor der Blase baute er erfolgreich ein dot.com-Unternehmen auf, sah sie platzen, gründete danach mit Freunden eine der nun größten Spiele-Plattformen Europas und ist Initiator des Netzwerktreffens Berlin 2.0 (www.berlinzweinull.de). Boris Wasmuth, Mitgründer von Dooyoo und Mitgründer und Geschäftsführer bei GameDuell, im Interview.

GameDuell

Hallo Boris, stelle dich bitte kurz vor.

Eigentlich bin ich ‘ne kölsche Jung, lebe aber schon seit 1999 in Berlin. Ende der 90er Jahre entstand in Köln eine Keimzelle von frühen Internet-Unternehmern, die sich schon neben dem Studium selbstständig gemacht hatten. Freunde von mir gründeten damals die Agentur Denkwerk, in der auch zum Beispiel Oli Samwer mal Praktikant war.

Über diesen Kölschen Klüngel bin ich im Anschluss an mein BWL-Studium und kurzem Ausflug in die Old-Economy nach Berlin gekommen, wo ich mit Freunden im Jahr 1999 Dooyoo (www.dooyoo.de) gründete. Wir sind voll in den ersten Internet-Hype geraten und haben die Höhen und Tiefen dieser verrückten Zeit hautnah miterlebt. Nach knapp drei Jahren bin ich dort aus dem operativen Geschäft ausgestiegen, mit dem klaren Ziel ein weiteres Internet-Unternehmen zu gründen.

„In einem Großkonzern in grauen Cubicles konnte ich mich noch nie sehen.“

Die Erfahrungen, die ich bei Dooyoo sammeln konnte, waren zum Glück ein sehr wertvolles Startkapital bei der Gründung von GameDuell (www.gameduell.de). Ende 2003 haben wir nach akribischer und intensiver Vorbereitung die Spiele-Plattform GameDuell gelauncht. Von Anfang bis heute hat mir jeder Arbeitstag bei GameDuell extrem viel Spaß gemacht. Eines unserer Mottos ist, dass die Arbeit in einer Spiele-Firma Spaß machen muss, denn schließlich bieten wir unseren Nutzern ja ebenso Spaß und Unterhaltung an. Wir nennen es „creating good times“ – für Kunden und Team-Kollegen.

Unternehmer wollte ich schon seit meiner frühen Kindheit werden. In einem Großkonzern in grauen Cubicles konnte ich mich noch nie sehen. Einen attraktiven, agilen Arbeitsraum zu schaffen ist eines meiner Hauptmotive für das Unternehmertun. Ein Ort, der weit über (Ab-)Arbeiten hinausgeht und das Beste aus dem Team rauskitzelt. Echte Mitbestimmung und  Verantwortung sowie interessante Projekte in AAA-Teams umzusetzen sind die Kriterien hierbei. Und ich dachte mir, dass es wahrscheinlicher ist – wenn auch herausfordernder – diesen Arbeitsplatz selbst zu erschaffen, anstatt diesen zu suchen. Meine Aufgabe als Unternehmer dabei ist es, ein Coach und Enabler für das Team zu sein.

„Uns haben damals auch Freunde mitleidig auf die Schulter geklopft mit dem Kommentar ‚Jung, war doch klar, dass es mit dem Internet nix wird‘.“

Neben deiner Tätigkeit bei GameDuell bist du Initiator von Berlin 2.0. Wie entwickelte sich das Event zu dem, was es heute ist?

Im Jahr 2003 war die Euphorie über die Zukunft der Internetwirtschaft auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Die meisten Online-Firmen verschwanden sprichwörtlich von der Bildfläche, riesige Büroflächen in Berlin standen plötzlich leer und der Begriff „dot com“ war nichts, womit man Begeisterung hervorrufen konnte. B2B stand damals für „Back to Banking“ und B2C für „Back to Consulting“ – als Anspielung auf die ganzen Rückkehrer aus der New-Economy in ihre alten Berufsfelder. Uns haben damals auch Freunde mitleidig auf die Schulter geklopft mit dem Kommentar „Jung, war doch klar, dass es mit dem Internet nix wird“. Ich konnte nur darüber schmunzeln und hatte die Hoffnung, es besser zu wissen. Aber so ganz klar war das natürlich nicht.

Insbesondere nach dem ersten Internet-Crash war Berlin dennoch ein dankbares Pflaster. Geringe Lebenshaltungskosten und die wohl weltweit einmalige Tatsache, dass es ziemlich cool war, gar nichts zu machen. So blieb in Berlin ein harter Kern eingesessener Internet-Unternehmer, die nicht so einfach aufgeben wollten.

Zunächst waren wir lediglich acht Freunde. Wir kannten uns noch aus der Zeit vor dem dot.com-Crash und den damaligen Szene-Events wie Silicon City oder First Tuesday. Schnell wuchs die Zahl auf 40 Teilnehmer an und dann beim nächsten Mal auf fast 100. Freunde von uns hatten damals mit dem Rodeo Club, den wohl hippsten Club der Stadt eröffnet und diesen haben wir dann für den Abend mieten können. Unser Ziel war von Anfang an, dass wir einen persönlichen Austausch der besten Internet-Unternehmer auf Augenhöhe ermöglichen wollten.  Daher haben wir die Teilnehmerzahl bewusst auf 100 begrenzt. Und heute treffen sich hier zweimal im Jahr die 100 wichtigsten Internet-Unternehmer Berlins. Auch aus anderen Städten kommen Einige angereist.

„Es ist nicht alles Gold, was auf *.de oder *.com endet.“

Mittlerweile beherbergt Berlin gefühlt mehr Netzwerktreffen als Unternehmer. Womit stecht ihr aus der grauen Masse hervor?

Du hast vollkommen Recht. In der derzeitigen Hype-Phase gibt es von vielen Dingen zu viele, ob es nun Inkubatoren, schlechte Ideen, unfertige Teams oder überhöhte Unternehmensbewertungen und Gehälter sind. Es ist nicht alles Gold, was auf *.de oder *.com endet. Und so ist es eben auch mit Szene-Events.

Berlin 2.0 ist im gewissen Sinne das Original. Lass mich das kurz erklären. Manche klassische Marketing-Prinzipien gelten auch in der New-Economy noch. So zeichnen sich erfolgreiche Marken dadurch aus, dass sie eine gleichbleibend hohe und relevante Qualität bieten. Darüber hinaus sollten sie eine starke Vision besitzen. Und diese Merkmale findet man auch bei Berlin 2.0. Wir bringen seit sieben Jahren die besten 100 Internet-Unternehmer Berlins zusammen – mit der Vision Berlin gemeinsam zu einer der weltweit führenden digitalen Metropolen zu entwickeln.

Dazu kommt, dass das Event unaufgeregt simpel ist. Bei Berlin 2.0 gibt es keine langatmigen Vorträge (abgesehen von meiner allseits beliebten Willkommens-Intro :-)), keine Sales-Pitches, denn die 100 Freunde bei Berlin 2.0 wollen sich vielmehr gemeinsam an einem Tisch auf Augenhöhe unterhalten.

Berlin 2.0 bringt gezielt die besten und erfahrensten Internetpioniere der Stadt zusammen, die sich teilweise schon seit Jahren kennen. Daher besteht untereinander nicht nur ein extrem hohes Maß an Vertrauen, sondern man trifft auch ausschließlich auf die zentralen Denker und Lenker der Szene in Berlin. So mancher großer Deal hat hier seinen Anfang gefunden.

„Ich höre immer wieder, dass es genau dieser Punkt ist, der an Berlin 2.0 so geschätzt wird – dass die wilden Neugründer dort eben nicht sind.“

“Exklusivität” ist eines der Grundpfeiler der Veranstaltung. Selbst der Ort und das Datum der Veranstaltung sind nur den Teilnehmern bekannt. Warum das Expertenwissen der Anwesenden nicht mit jungen hungrigen Gründern teilen?

Neugründer sind wichtig für das Öko-System der Berliner Internet-Wirtschaft. Es gibt jedoch viele andere Events, die sich an diese Neugründer richten. Viele der Teilnehmer von Berlin 2.0 engagieren sich neben ihrem Unternehmertum auch als Business-Angels und unterstützen junge Startups mit Geld und Erfahrung. Ich höre immer wieder, dass es genau dieser Punkt ist, der an Berlin 2.0 so geschätzt wird – dass die wilden Neugründer dort eben nicht sind.

Und so geheim ist es doch gar nicht. Die 100 Eingeladenen wissen ja schließlich, wann und wo es stattfindet. 🙂

Was möchtest du mit Hilfe von Berlin 2.0 in den nächsten Jahren noch erreichen?

Die einzige Konstante ist der Wandel. Und wir wollen an diesem Wandel Berlin aktiv mitgestalten, weil – es da noch sehr viel zu tun gibt. Erst kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einem Berliner Senator. Dort war noch nicht angekommen, dass sich Berlin mittlerweile zur internationalen digitalen Metropole hochgearbeitet hat.

Wir stehen vor einer historischen Chance. Eine Branche nach der anderen wird derzeit digitalisiert. Es ist eine reale neue Gründerzeit entstanden, nur dass wir jetzt digitale Fabriken und Wolkenkratzer erschaffen, die nicht für jeden Außenstehenden sichtbar sind. Und es ist eine Gefahr, wenn die Politik das nicht erkennt, denn hier könnten wichtige Impulse gesetzt werden. Berlin hat mehr zu bieten als Champagnerpartys mit Bürgermeister und Szene-Friseuren.

Und mit Berlin 2.0 haben wir ein schlagkräftiges Vehikel. Wenn die 100 wichtigsten Internet-Unternehmer an einem Strick ziehen, können wir sehr viel bewegen.

Lass uns zum Abschluss noch ein Wort zu GameDuell verlieren. Was sind eure Pläne? Wie du sagtest seid ihr ja schon seit ein paar Jahren dabei.

Wir sind nun schon fast seit einem Jahrzehnt am Drücker und haben in dieser Zeit eine der größten Spiele-Communities der Welt aufgebaut. Es ist ein komplett anderer Ansatz, ob man den Rocket’schen Build-to-Flip Ansatz wählt und zahlreiche Firmen launcht, oder ein Unternehmen mit langfristiger Vision aufbaut. Auch wir sind schon sehr oft gefragt worden: „Und wann verkauft ihr?“. Am meisten bewundere  ich jedoch die Unternehmer, die mit Vision und Ausdauer die erfolgreichsten und bekanntesten Unternehmen weltweit aufgebaut haben: die Jeff Bezos, Michael Dell oder Starbucks Gründer Howard Schultz zum Beispiel.

„Wie wir nach dem Internet-Crash im Jahr 2001 selbst miterlebt hatten, ist eine Unternehmensgründung aber kein Sprint, sondern ein echter Marathon.“

Uns war von Anfang an bewusst, dass die Games-Branche vor einem massiven Digital-Shift stand und das Potential zum Aufbau einer weltweiten Firma hergibt. Wie wir nach dem Internet-Crash im Jahr 2001 selbst miterlebt hatten, ist eine Unternehmensgründung aber kein Sprint, sondern ein echter Marathon. Sogar ein Marathon mit grossen Hindernissen. Wir haben dann auf dem halben Weg gemerkt, dass wir unsere Vision einer globalen Firma mit GameDuell erreichen können. Das war eine große Einsicht und ein entscheidender Schritt für uns. Und diese Motivation beflügelt uns noch heute.

Angeblich wurde Michael Dell in den frühen Jahren auch mal gefragt: „Und, was machst Du Spannendes, wenn Du verkauft und viel Geld auf dem Konto hast?“ Er hat geantwortet: „Dummkopf, der Weg ist das Ziel. Was gibt es Spannenderes als ein Unternehmen zu führen!“

Für uns besteht jetzt die große Herausforderung, dass wir GameDuell noch erfolgreicher im Social Gaming positionieren und ein weltweit führender Player im Mobile Gaming werden.

Die Spannung brodelt also bei über 100°C und die größten Möglichkeiten in der Geschichte des Gamings liegen vor uns. Noch nie wurde so viel gespielt wie heute. Und das weltweit. Dabei wollen wir weltweit auf Champions-League-Niveau spielen. Dafür bauen wir eines der weltweit besten Teams aus beziehungsweise auf und wollen auch technisch eine führende Rolle übernehmen. Wir sind auf dem besten Weg dahin.

Ein anstrengender Weg, aber wie wir schon 1999 bei dooyoo scherzten: „Internet is not for Pussies“.  🙂

Boris, danke für das Gespräch.

Ich danke auch.

Gameduell sucht Talente

Wie Boris Wasmuth im Interview anschneidet, sucht GameDuell zur Verwirklichung seiner Weltherrschaftspläne nach weiteren Talenten. Begutachtet das Recruiting-Video und macht euch einen Eindruck von der Berliner Spiele-Plattform. Mit dabei ist natürlich auch die obligatorische Tischtennisplatte, sowie das Startup-typische Küchenseparee und Co.