Personio-Mitgründer und CEO Hanno Renner.
Personio-Mitgründer und CEO Hanno Renner.
Personio

Personio ist den nächsten Wachstumsschritt gegangen. Seit Mitte Januar firmiert das Münchner HR-Startup als Europäische Aktiengesellschaft SE. Damit schafft das Team um Gründer Hanno Renner erste Voraussetzungen für einen Börsengang.

„Wir wollen langfristig als unabhängiges, nachhaltiges Unternehmen existieren und nicht am Privatmarkt verkaufen“, sagt Renner im Gespräch mit Gründerszene. Um die Finanzierung hierfür zu gewährleisten, sei daher ein Börsengängig der richtige Schritt. Das Aktiendebüt plant Personio jedoch erst für frühestens Ende 2024 – und spätestens im Jahr 2027.

Die deutsche GmbH als Rechtsform habe sich für den Münchner Unicorn-Macher ohnehin nicht mehr passend angefühlt, „da wir mittlerweile 1.700 Mitarbeitende an sieben verschiedenen Standorten in Europa haben“, sagt Renner. In seinen Augen zu groß für eine gewöhnliche Firma. Auch die Kunden, nach eigener Aussage über 8.000, würden sich über ganz Europa verteilen.

„Wir könnten jederzeit profitabel werden“

Renner hat Personio 2015 gemeinsam mit Roman Schumacher, Arseniy Vershinin und Ignaz Forstmeier gegründet. Bis auf Forstmeier sind alle Gründer noch im Unternehmen, Renner war aber seit jeher der einzige eingetragene Geschäftsführer und CEO des Unternehmens. Das Team um den Münchner entwickelt Software für Personalverwaltung und Bewerbermanagement.

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Mittlerweile zählt das HR-Portal zu den wertvollsten Startups Deutschlands. Personio hat seine Bewertung seit 2021 verfünffacht und wurde zuletzt, nach einer Finanzspritze im Juni vergangenen Jahres, mit acht Milliarden Euro bewertet. Profitabel ist das HR-Portal allerdings noch nicht. „Wir arbeiten so, dass wir jederzeit profitabel werden könnten“, sagt Renner. Er entscheide sich aber weiterhin bewusst für Investitionen, etwa für die Produktentwicklung.

Mit der Umwandlung einer GmbH in eine SE gehen Renner zufolge viele rechtliche Schritte einher. Positiv bewerte er, dass das bisherige Employee Advisory Board nun in Form eines European Employee Boards formalisiert werde. „Das Gremium hatten wir bereits seit der Gründung, und es sind Mitarbeitende verschiedener Abteilungen und Standorte darin vertreten“, sagt Renner weiter.

Die Board-Struktur muss für den Börsengang angepasst werden

Bis es für Personio an die Börse gehen kann, stehen noch weitere Änderungen bevor. „Im Finanzbereich und der Rechtsabteilung gibt es einige Vorgaben, die wir in Vorbereitung auf den Börsengang umsetzen müssen, sobald wir einen konkreten Zeitrahmen haben“, sagt Renner. Diese Schritte würden allerdings sowieso, durch die weiter fortschreitende Professionalisierung des Startups, notwendig werden.

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Ein großes Thema ist Renner zufolge die Board-Struktur, die angepasst werden muss. „Hier sind wir schon auf einem guten Weg, uns gewisse Leute und Erfahrungen mit ins Team zu holen“, sagt der Gründer. Ein Beispiel sei etwa Katarina Berg, die seit einem Jahr bei Personio im Board ist. Gleichzeitig ist sie Chief Human Resources Officer bei Spotify. Berg unterstütze das Startup unter anderem dabei, die Vergütungs-Strukturen zu professionalisieren, sagt Renner.

Der tatsächliche Marktanteil ist wohl geringer als 0,4 Prozent

Renner sieht auf dem europäischen Markt noch viel Wachstumspotenzial für Personio. Bisher bedient das Startup eigenen Aussagen zufolge einen Marktanteil von 0,4 Prozent. Der tatsächliche Marktanteil dürfte dem Gründer zufolge aber wohl noch geringer sein, da in dieser Rechnung lediglich kleine und mittelständische Unternehmen enthalten seien.

„In den vergangenen Jahren haben aber auch immer mehr Organisationen ähnlicher Größe wie politische Parteien, Universitäten und NGOs damit begonnen, unsere Software zu nutzen“, sagt Renner. Der Markt sei also größer als zunächst angenommen.

„Wir sehen, dass es noch sehr viel Bedarf für HR-Software gibt“, sagt Renner weiter. Wie das Wachstum in diesem Jahr konkret aussehen wird, sei auf aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation zwar unklar, allerdings sei Personio mit seinem Wachstum „noch lange nicht am Ende“.

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