Hanse Ventures, Sarik Weber, Inkubator, Interview

Egal ob Venture-Capitalist, Business-Angel oder Inkubator

Ohne das nötige Kleingeld gäbe es so manche spannende Business-Idee nur auf dem Papier. Gründerszene hat sich daher einmal die Mühe gemacht und unter dem Motto „Interview mit einem VC“ – und nein, Anspielungen an Blutsauger sind gänzlich zufällig – Deutschlands spannendste Geldgeber zu einem Interview gebeten. Dieses mal: Sarik Weber vom Hamburger Inkubator Hanse Ventures. Streng genommen zwar kein reiner VC, sondern eher ein Inkubator, aber dennoch ein interessanter Gesprächspartner für dieses Thema.

Stell Dich doch mal kurz vor: Wer bist Du und wie bist Du als Investor unterwegs?

Mein Name ist Sarik Weber. Ich bin Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter von Hanse Ventures (www.hanse-ventures.de). Gemeinsam mit Jochen Maaß, Dr. Bernd Kundrun und Rolf Schmidt-Holtz habe ich im Mai 2010 die Gründerschmiede Hanse Ventures (www.hanse-ventures.de) gegründet.

Wir sind kein klassischer VC, sondern gründen gemeinsam mit talentierten Unternehmerpersönlichkeiten StartUps im Online- und Mobile-Bereich. Wir wollen den besten Gründertalenten eine Chance geben, ihre Ideen zu verwirklichen und gemeinsam mit ihnen solide und profitable Unternehmen aufbauen.

Gib uns doch mal ein paar Eckdaten zu euch: Größe, Größe des Fonds, Schwerpunkt, Stage, Investments…

Hanse Ventures tätigt keine Investments, sondern gründet selbst StartUps. Wir sind eine Ideenschmiede, die laufend neue Trends und zukunftsträchtige Geschäftsfelder aufspürt und eigene Konzepte entwickelt. Die besten setzen wir gemeinsam mit einem Gründerteam um. Dabei fokussieren wir uns auf Nischenmärkte, die offline bereits funktionieren und entwickeln diese im Online-Bereich.

Wir haben dabei keinen Fonds im Hintergrund, mit dem wir arbeiten. Die vier Gründungsgesellschafter haben ausschließlich ihr eigenes Kapital eingebracht. Hanse Ventures ist mit soliden finanziellen Mitteln ausgestattet, so dass wir in den nächsten drei Jahren mindestens sechs Internet-StartUps pro Jahr ins Leben rufen können.

Wir bieten unseren Gründern ein aktives Investorennetzwerk aus erfahrenen Unternehmern, die „real smart Money“ zur Verfügung stellen. Derzeit haben wir insgesamt zehn Unternehmen im Portfolio, davon fünf Eigengründungen. Unser Team bei Hanse Ventures besteht zurzeit aus 32 Mitarbeitern.

Wie viel investiert Ihr und wie viele Anteile müssen Gründer dafür an euch abtreten?

Da wir nicht klassisch investieren, sondern eigene Ideen umsetzen und selbst gründen, erhalten die Gründer von uns Anteile. Die Höhe der Anteile lässt sich jedoch nicht standardisieren, sondern variiert je nach Knowhow und unternehmerischer Erfahrung der Gründungspartner.

Die Gründer erhalten eine Finanzierung, die ihnen erlaubt, das Unternehmen innerhalb eines Jahres am Markt zu etablieren. Das heißt nicht, dass es innerhalb eines Jahres profitabel sein muss. Es sollte jedoch erkennbar sein, dass die Geschäftsidee auf dem Markt funktioniert und angenommen wird.

Bist du selbst an den Investments Deines Fonds beteiligt? Zum Beispiel direkt oder über carry.

Wir haben keinen Fonds, sondern verfügen über 100 Prozent eigenes Kapital, welches wir in unsere StartUps investieren.

Was begeistert Dich am Job als VC?

Wir sind kein klassischer VC, der Geld investiert, sondern bauen erfolgreiche Web-Unternehmen auf. Wir haben festgestellt, dass Entrepreneure in der ersten Phase der Unternehmensgründung den größten Unterstützungsbedarf haben. Hier setzt Hanse Ventures an und steht als Partner auf Augenhöhe beratend zur Seite.

Es macht großen Spaß, das eigene Knowhow und die jahrelange Erfahrung an unsere Jungunternehmer weiter zu geben und gemeinsam mit ihnen das StartUp aufzubauen und zum Erfolg zu führen.

Berichte mal von Deiner schlimmsten und Deiner besten unternehmerischen Erfahrung?

Als Unternehmer erlebe ich jeden Tag neue Herausforderungen, die ich meistern muss. Am schönsten ist es, wenn ein großer Deal gelingt oder wenn ein StartUp sich rasant entwickelt.

Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee?

Beides ist extrem wichtig. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde meine Entscheidung immer auf das Team fallen.

Gibt es das ideale Gründerteam?

Nein. Die Teamstruktur hängt immer von den Anforderungen ab. Ein wichtiges Kriterium bei der Teambildung ist die heterogene Zusammensetzung. Die Mitglieder sollten unterschiedliche Kompetenzen einbringen und sich ergänzen. Das gesamte Team sollte nicht zu groß sein.

Was muss ein Gründer machen, um bei euch eine Finanzierung zu bekommen?

Vor allem einen starken Eindruck hinterlassen. Wir brauchen zu Beginn keinen mehrseitigen Businessplan. Potentielle Gründer, die mit einer eigenen Idee an uns herantreten, sollten uns diese auf einer Seite beschreiben können. Wichtig ist für uns, dass das Geschäftsmodell durchdacht ist.

Welches sind die bedeutendsten Kriterien bei StartUps für dich?

Unsere Beurteilungskriterien für ein StartUp sind folgende:

  • Starkes und komplementäres Gründungsteam
  • Marktgröße und Wachstumspotenziale
  • Alleinstellungsmerkmale
  • Wettbewerbssituation
  • Innovationskraft
  • Durchdachtes Gründungskonzept

Was ist wichtiger – Profitabilität oder Wachstum?

Die Profitabilität ist immer das Hauptziel bei jeder unserer StartUp-Gründungen.

Welches sind die Top-3-Kardinalsfehler von StartUps in Deutschland?

Die drei Kardinalsfehler gibt es meiner Meinung nach nicht. Was mir in der Vergangenheit häufiger aufgefallen ist, sind folgende Punkte: Ein zu homogenes Gründerteam, zu wenig Geschwindigkeit bei der Umsetzung und falsche Einschätzung des potentiellen Marktes.

USA vs. EU – hinken wir Amerika in Sachen VC und Entrepreneurship hinterher?

Ganz eindeutig: ja. Aber das bedeutet auch, dass es in Europa noch viel Potenzial und Luft nach oben gibt.

Welche Themen sind für Dich derzeit hot?

Wir sehen uns derzeit vor allem im Bereich E-Commerce um.

Wie stehst Du zu Copycats?

Innovationen steht Hanse Ventures offen gegenüber, gegen etablierte Geschäftsmodelle in anderen Märkten haben wir nichts einzuwenden.

Auf welchen StartUp-Events kann man euch treffen und welche Blogs/Zeitungen kannst du empfehlen?

In Deutschland haben sich der eBizz Talk in Hamburg, die Echtzeit in Berlin, die Venture Lounge und das Heidelberger Wirtschaftsforum gut bewährt.

Folgende Blogs und Zeitungen lese ich regelmäßig: TechCrunch, Mashable, Basic Thinking, Deutsche Startups, Exciting Commerce, Förderland, Gründerraum, Gründerszene, Meedia sowie die Internet World Business, ONEtoONE, FTD, Handelsblatt.

Sarik, danke für das Gespräch.