VC Businessplan

Welcher Businessplan wird gelesen?

Je nach Leser/Empfänger ändern sich Aufmachung und Inhalte des Businessplans. So gilt es bei einem Businessplan für die Arbeitsagentur zur Erlangung des Gründungszuschusses andere Schwerpunkte zu setzen als bei einem Businessplan für eine Finanzierung oder eben für die Akquise von Venture Capital.

Leser des Businessplans in einer Venture-Capital-Gesellschaft ist in der Regel ein sogenannter Investment-Manager, der aus der Vielzahl an Businessplan-Einsendungen die interessantesten Vorhaben selektiert. Da bei größeren VC-Gesellschaften täglich Dutzende von Businessplänen eingereicht werden, sollte man sich bereits auf den ersten Blick positiv von der Masse abheben. Hilfreich hierbei ist, neben dem Executive Summary (Länge zirka eine bis zwei Seiten) zusätzlich eine „Short Summary“ anzubieten, in welcher die Geschäftsidee in vier bis fünf Sätzen umrissen ist. So kann der Entscheider die Vorzüge des eingereichten Startups schnell und klar erfassen.

Zudem sollte die Form des Businessplans hochprofessionell sein, um diese erste Hürde zu nehmen. Die Qualität und Professionalität der Ausarbeitung beziehungsweise Darstellung des Businessplans ist ein signifikantes Indiz darauf, wie ernst die Gründer es meinen. Businesspläne mit erheblichen formellen und gestalterischen Defiziten werden oftmals nahezu ungelesen aussortiert. Auch wichtig ist ein entsprechendes Begleitschreiben, idealerweise persönlich adressiert. Sollte auf der Internetseite der VC-Gesellschaft kein Ansprechpartner zu finden sein, so empfiehlt es sich dort anzurufen, um in Erfahrung zu bringen, an wen das Anliegen gerichtet werden kann.

Welche Inhalte sind wichtig?

Wenn man es durch eine gute und interessante Aufmachung schafft, dass der Businessplan (oder zumindest Teile davon) tatsächlich gelesen wird, ist bereits die erste große Hürde geschafft. Selbstverständlich sollte ein Businessplan für einen Investor sämtliche üblichen Inhalte wie Darstellung der Geschäftsidee, Standortanalyse, Darstellung der Zielgruppe, Markt- und Wettbewerbsanalyse, Marketing, Personal, Realisierungsfahrplan, SWOT-Analyse, Kapitalbedarfsplan, Betriebskostenplan, Umsatzplan, Rohertragsberechnung, Rentabilitätsplan, Liquiditätsplan et cetera enthalten.

Beim Businessplan für einen VC-Geber sind jedoch andere Schwerpunkte zu setzen als beispielsweise bei Businessplänen für Banken, Arbeitsagenturen und so weiter. Folgend einige Inhalte, auf die besonderer Wert gelegt werden sollte:

Unternehmerteam

Jeder hat das schon einmal gehört: „Wir investieren nicht in die Idee, sondern in die Menschen, die dahinter stehen“. Diese Ansichtsweise verbindet die meisten Investoren. Man sollte also versuchen, den Gründer beziehungsweise das Gründerteam besonders fähig darzustellen. Dabei kommt es nicht primär darauf an, welche Abiturnoten, Diplomnoten und so weiter erreicht wurden, sondern man sollte vielmehr herausstellen, dass man unternehmerisch denken kann und dies in der Vergangenheit bereits unter Beweis gestellt hat.

Man sollte darüber hinaus deutlich machen, welche spezifischen Fähigkeiten einen zu der Umsetzung des Vorhabens qualifizieren, dass Verantwortung für größere Budgets sowie für Personal übernommen werden kann, dass man in der Lage ist, zu verkaufen und Kundenbeziehungen herzustellen, dass man über ein Netzwerk an Unterstützern et cetera verfügt oder in der Lage ist, dieses aufzubauen. Daneben können durchaus auch private Informationen preisgegeben werden, indem man Hobbys, private Ansichten und so weiter mit einfließen lässt. Bei einer Gründung im Team gilt es detailliert darzulegen, wer welche Aufgabenbereiche übernimmt und warum der-/diejenige dafür qualifiziert ist.

Rechtsform

Bei manchen Businessplan-Empfängern reicht es, wenn man beiläufig erwähnt, welche Rechtsform gewählt wurde oder geplant ist. Für einen VC-Geber spielt die Rechtsform jedoch eine wichtige Rolle, da diese entscheidend dafür ist, in welcher Gestalt sich der Investor bei dem Startup beteiligen kann. Wird der Investor bei einer Investition in das Unternehmen Gesellschafter, Kommanditist, Aktionär…? Es gilt also genau darzulegen, warum man sich für eine bestimmte Rechtsform entschieden hat und welche Möglichkeiten der Investor hat.

Die Geschäftsidee

Hier möchten VC-Geber zunächst keine technischen Details sehen. Es ist zu berücksichtigen, dass der Investor kein Physiker, Chemiker, IT-Spezialist und so weiter ist – er durchleuchtet das betreffende Vorhaben vor einem betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Noch stärker hervorgehoben werden als in „gewöhnlichen“ Businessplänen sollte der USP (Unique Selling Proposition). Was macht die Idee einzigartig? Was ist neu? Wie hebt man sich von möglichen Wettbewerbern ab? Insbesondere bei Ideen in Bereichen, die aktuell gerade einen Hype erfahren und viele Gründer hervorrufen (zum Beispiel Jobportale, Apps, Social-Media-Ideen et cetera), sollte man ganz klar die Besonderheit der Idee hervorheben.

Chancen und Risiken

In einer SWOT-Analyse sollten die Chancen und Risiken des Startups naturgemäß realistisch dargestellt werden. Es gilt jedoch zu bedenken, dass Investoren die Idee mehr durch die „Chancen-Brille“ sehen, wohingegen Banken eine Geschäftsidee eher durch die „Risiken-Brille“ sehen. Um einen VC-Geber von einer Startup-Idee zu begeistern, sollte man sich also ausführlich Gedanken machen, welche Chance dem Investor geboten werden können. Ein VC-Geber wägt immer seine Renditemöglichkeiten ab – und da sollte ihm beim darzustellenden Vorhaben das Wasser im Munde zusammenlaufen.

Worauf sollte man noch achten?

Folgende grundsätzlichen Dinge sollte man beim Versenden des Businessplans an mögliche Investoren bedenken:

Immer den gleichen Businessplan senden

VC-Geber sind gut miteinander vernetzt. Gerade bei interessanten Projekten ist es keine Seltenheit, dass man sich hier untereinander austauscht. Wenn man hierbei jedoch abweichende Pläne versendet (zum Beispiel mit unterschiedlichen Umsatzprognosen), so kann das leicht nach hinten losgehen.

Den Geschäftszweck des Investors bedenken: den Exit

Ziel des VC-Gebers ist der gewinnbringende Verkauf des Investments. Man sollte also versuchen, in jedem Kapitel des Businessplans zu signalisieren, dass das Unternehmen ideal für einen Verkauf geeignet und ausgerichtet ist. Erwähnen kann man dazu beispielsweise, welche Unternehmen an der Idee/dem Produkt/der Technologie (neben den eigentlichen Kunden) starkes Interesse haben. Wenn möglich, kann man hier auch auf vergleichbare Exits in der Branche et cetera hinweisen.

Optimistisch, aber auch realistisch kalkulieren

Ein guter Businessplan unterscheidet sich von einem weniger guten Businessplan häufig in der Art und Weise, wie die angenommenen Zahlen durch Branchenvergleichszahlen, fundierte Marktanalysen und so weiter gestützt werden können. Umsätze sollten nicht „top-down“, sondern „bottom-up“ geplant werden. Das heißt, man geht also beispielsweise nicht von einem Gesamt-Marktvolumen aus und legt hier den voraussichtlichen Marktanteil des geplanten Startups in Prozent fest, sondern man rechnet von den Kunden ausgehend die realistischen Umsätze aus.

Es gilt sich also zu überlegen, wieviele Verkäufe/Transaktionen und so weiter in welchem Zeitfenster realistisch, welche Preise erzielbar und welche Umsätze damit zu prognostizieren sind.

Einen Berater hinzuziehen

Neben den genannten Inhalten gibt es natürlich, abhängig vom geplanten Vorhaben, viele weitere Faktoren bei der Erstellung eines professionellen Businessplans für die Beantragung von Venture Capital zu beachten. Einige wichtige Informationen finden sich sicherlich im Internet, eine individuelle Unterstützung können diese Informationen jedoch nicht substituieren. Wer es ernst mit der Beantragung von Venture Capital meint, sollte mit einem versierten Businessplan-Spezialisten kooperieren. Ein Businessplan-Spezialist weiß idealerweise, worauf Investoren achten und worauf entsprechend der Fokus bei der Businessplan-Erstellung zu setzen ist.

Bild: NamensnennungWeitergabe unter gleichen Bedingungen Bestimmte Rechte vorbehalten von All in One Training / flickr