Florian Strobel (links) und Ludolf Ebner wollen Ordnung in die Finanzdaten von Unternehmen bringen

Die Kreditanfrage bei einer Bank gleicht einem Bewerbungsprozess. Dabei müssen Unternehmen neben ihrer Bonität auch ihr Konto und ihre Bilanzen offen legen. Das Fintech Bankenscore will Teile dieses Prozesses jetzt digitalisieren.

Dafür bietet das Startup eine kostenlose Bonitätsauskunft an, die der von Bonify ähnelt. Bankenscore richtet sich aber an KMU. Kunden können über die Plattform Korrekturen an fehlerhaften Daten vornehmen und erhalten auf sie zugeschnittene Kreditangebote von Banken. Durch eine Provision verdient das Startup daran mit.

Gegründet wurde Bankenscore, das zur Glenside Internet GmbH gehört, von Ludolf Ebner und Florian Strobel. Beide arbeiteten zuvor für die Unternehmensberatung McKinsey. Ebner war zudem jahrelang in Südkorea als Unternehmer tätig, baute dort unter anderem den Lieferdienst Delivery Hero mit auf. Florian Ebner im Gespräch über die Digitalisierung der Kreditmappe.

Ludolf, ihr wollt die Bonität von Unternehmen überprüfen. Wie macht ihr das?

Wir helfen KMU-Kunden dabei, ihre eigene Bonität besser zu verstehen. Sie können ihre Bonität abfragen, Korrekturen vornehmen und bonitätsbasierte Kreditangebote erhalten. Wir sind also quasi der verlängerte Arm der klassischen Auskunfteien (Unternehmen, die Wirtschaftsdaten über Privatpersonen und Unternehmen sammeln, Anm. d. Red.) wie Bürgel oder Creditreform. Wir fragen im Auftrag des Kunden die Bonität dort an und bereiten die Daten für den Kunden nachvollziehbar auf. Zusätzlich kann der Kunde über unsere Plattform aktuelle Geschäftszahlen, Bilanzen und so weiter hochladen und von uns aus Bankensicht auswerten lassen.

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Was macht denn eine schlechte Bonität aus?

Schlecht sind schlechte Daten. Die meisten Auskunfteien haben manuelle Prozesse, bei steigender Datenflut. Deshalb liegen dort in 20 bis 30 Prozent der Fälle falsche oder veraltete Einträge. Wir sagen unseren Kunden deshalb im ersten Schritt, dass sie ihre Daten überprüfen und gegebenenfalls aktualisieren sollen. Es könnte zum Beispiel sein, dass die aktuelle Adresse oder Telefonnummer durch einen Umzug nicht mehr stimmt. Die Auskunfteien verlangen von unseren Kunden dann Nachweise über die aktuellen Daten.

Welchen Mehrwert habt ihr gegenüber den Auskunfteien?

Das Problem ist, dass die Auskunfteien nur mit Zeitverzögerung an bestimmte Daten kommen. Bei einer GmbH kann ich zum Beispiel den Abschluss erst nach einem halben Jahr machen. Wenn ich die Auskunftei also in der ersten Jahreshälfte anfrage, dann fehlen die Zahlen vom Vorjahr komplett. Unsere Kunden können ihre Geschäftszahlen deshalb bei uns hochladen oder ihr Konto verknüpfen, wenn sie etwa einen Kredit beantragen wollen. Wir sind eine Art digitale Kreditmappe.

Die bei euch hinterlegten Daten sind also für die Kreditvergabe notwendig?

Genau, die Banken schauen sich die Bonität der Unternehmen an, ob dort etwa eine Insolvenz oder etwas vergleichbares vermerkt ist. Dann schauen sie sich die Kontoauszüge an, sehen sich zum Beispiel Umsätze und Überziehung des Dispo an. Und im dritten Schritt prüfen sie die aktuellen Geschäftszahlen, um festzustellen, wie es der Firma aktuell geht.

Ihr arbeitet mit Banken zusammen, um Kunden bestimmte Kredite vorzuschlagen. Gebt ihr die Kundendaten dann direkt an die Banken weiter?

Wer einen Kredit will, muss zustimmen, dass bestimmte Daten weitergegeben werden – wir sind kein Facebook, das die Daten einfach weiterreicht. Ein Kunde könnte zum Beispiel aber auch nur passende Kreditangebote auf Grundlage seiner Bonität erfragen, die dann anonym mit Kreditangeboten abgeglichen werden. Wir können aber mehr Gebote vorschlagen, wenn der Kunde mehr Daten freigibt.

Ihr arbeitet auch an einem Score von 0 bis 1.000 Punkten, der die Bonität euer Kunden widerspiegelt. Gebt ihr den auch an die Banken weiter?

Im Augenblick geben wir diesen Score nicht weiter, weil die Banken uns noch nicht kennen. Wir liefern den Banken bisher keine reinen Rohdaten wie Auskunfteidaten, Kontoauszüge und Geschäftszahlen über den Kunden, sondern matchen die Profile der Kunden mit den Anforderungen der Banken, um ein passendes Kreditangebot auszuwählen. Die Banken benutzen ohnehin ihre eigenen Scoring-Verfahren, um zu schauen, wie risikobehaftet die Kreditvergabe an einen Kunden ist. Wenn wir in drei Jahren aber 20.000 Kunden vermittelt haben, dann könnten wir Kunden über unseren Score an Banken vermitteln.

Wie sieht euer Durchschnittskunde aus?

Das sind typische Mittelstand-GmbHs, Einzel-GmbHs und einige Gewerbetreibende. Sie haben eine erstaunlich gute Bonität, die deutlich über dem Durchschnitt liegt.

Für eure Kunden ist der Service kostenlos. Bezahlt werdet ihr von den Banken, aber wie genau?

Wir kriegen von den Banken eine Provision in der Höhe zwischen 0,5 und zwei Prozent des Kredits für den vermittelten Kunden.

Wie ist das Unternehmen bisher finanziert?

Bisher sind wir über Business Angels finanziert. An einer größeren Finanzierungsrunde sitzen wir gerade.

Du hast zuvor an verschiedenen Startups in Südkorea gearbeitet. Kamst du dort auf die Idee zu Bankenscore?

Korea ist beim Thema Tech deutlich weiter als Deutschland, besonders im Bereich der Finanztechnologie. Deshalb habe ich mir gesagt: Da musst du etwas machen.

Bild: Bankenscore