To the moon: Der Bitcoin hat schon bessere Zeiten erlebt – und schlechtere.

War es das nun mit dem Bitcoin? Ist die Blase geplatzt, die Luft raus? Oder steigen die Kurse bald wieder?

Wer in den letzten Monaten in Kryptowährungen investiert hat, dürfte wenig Freude gehabt haben. Seit einem Kurssturz am Tag vor Weihnachten sind die Preise so gut wie aller Kryptowährungen erheblich gefallen. Der Bitcoin verlor über 64 Prozent seines Werts. Ethereum, Ripple und Litecoin gaben um bis zu 85 Prozent nach. Es ist passiert, was in jungen, gehypten, unregulierten Märkte vorkommen kann: harte Kurseinschnitte nach Zeiten exponentiellen Wachstums.

Doch mittlerweile mehren sich die Stimmen, die um die langfristige Entwicklung des Bitcoin fürchten – worauf die Krypto-Gemeinde wie üblich mit FUD-Vorwürfen und Beschwerden über Panikmache reagiert.

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Wie schon seit Jahren streiten sich Kritiker des „Ponzi-Schemes“ auf der einen Seite und „Blockchain“-Sympathisanten auf der anderen über die Zukunft der Krypto-Leitwährung. Dabei gibt es gute Gründe für beide Ansichten. Zehn Gründe, warum der Bitcoin bald tot sein könnte – oder das doch alles erst der Anfang ist:

  • Immer mehr Verbote: Russland, China, Marokko, Bolivien, Bangladesh – sie alle haben Krypto-Handel verboten. In Südkorea wurde darüber diskutiert, in anderen Ländern machen Zentralbanken und Politik Druck, die Anonymität vieler Kryptowährungen zu untersagen. In Japan und den USA attackieren Finanzbehörden die Handelsbörsen und verlangen Einsicht und Zertifizierung. Das rüttelt am Fundament der Digitalwährungen, denn neben geringen Kosten und schnellen Überweisungen ist die Anonymität der Nutzer eine der drei großen Vorteile der Kryptocoins. Doch besonders die Kriminalisierung hat die Krypto-Community hart getroffen.
  • ICO-Ernüchterung: 2017 war nicht nur das Jahr des Bitcoins, auch ICOs waren plötzlich in aller Munde. Die Möglichkeit relativ unkompliziert in junge Startups zu investieren, lockte viele, teils unerfahrene Zocker an. Das ließ die Krypto-Kurse steigen, denn investiert wird meist mit Ether und Bitcoin. Doch mittlerweile mehren sich Diebstähle, betrügerische ICOs und gescheiterte Startups auf ICO-Steroiden. Auch China und die US-Börsenaufsicht machen Front gegen ICOs. Das dürfte für Ernüchterung bei Kleinanlegern sorgen.
  • Handelsvolumen: Mit dem enormen Preisanstieg des Bitcoins in 2017 stieg auch das Handelsvolumen massiv an. Zu Höchstzeiten wechselten Bitcoins im Wert von fünf Milliarden US-Dollar den Besitzer. Mittlerweile sind an schlechten Tagen lediglich noch 500 Millionen. Das Interesse schwindet.
  • Shitcoin-Tsunamie: Mit der großen Krypto-Rallye ploppten 2017 auch eine Menge unnützer bis sinnbefreiter Coins auf. Auf dem Höhepunkt des Hypes mochte das Anleger amüsieren, mit was für absurden Digitalwährungen man Geld machen konnte. Doch mittlerweile sind die Verluste bei den vielen Bagholdern enorm. Viele in der Szene erwarten 2018 eine deftige Bereinigung bei den über 1.300 verschiedenen Coins. Das dürfte auch die Freude, in Bitcoin zu investieren nicht gerade beflügeln.
  • Keine Alltagswährung, seit Jahren: Obwohl seit Jahren am Bitcoin gewerkelt wird, hat er sich bisher als alltägliche Währung nicht durchgesetzt. Weltweit akzeptieren nur wenige Online-Händler oder stationäre Geschäfte Bitcoins. Und auch andere, teils besser geeignete Währungen wie Dash oder Litecoin kommen bei der Integration kaum vom Fleck. Noch immer überwiegen Risiken, Skalierungsprobleme und schlechte Interfaces die Vorteile der Kryptocoins. Ein schneller, massenhafter Durchbruch scheint zunehmend unwahrscheinlich.

Und doch gibt es gute Gründe, warum das noch lange nicht das Ende ist. Tatsächlich steht der Bitcoin bei manchen Sachen besser da, als je zuvor. Fünf Argumente, für eine rosige Zukunft:

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  • Bessere Technologie: Der Bitcoin steht heute technisch besser da als jemals zuvor. Noch nie war der Quellcode so ausgereift wie heute. Noch nie gab es so viele Kryptowährung für die unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten. Mittlerweile hat sich eine Krypto-Industrie entwickelt, die künftig realwirtschaftlichen Nutzen schaffen kann und Kryptowährungen quasi als Nebenprodukt und Schmiermittel ihrer Systeme braucht.
  • Skalierungsprobleme angegangen: Jahrelang wurde darüber diskutiert und sich duelliert. Doch 2017 kam es zum Bruch. Weil der Bitcoin Skalierungsprobleme hat, zu langsam war und die Transaktionsgebühren exorbitant wurden, spaltete sich die Währung Mitte des Jahres. Doch mittlerweile hat sich einiges getan. Neue Technologien wie die Lightning-Adoption schreiten voran und die Transaktionsgebühren sind wieder im Keller. Zeitweilig waren die Bitcoin-Gebühren sogar geringer als bei dem extra deswegen abgespaltenen Bitcoin Cash. Der Bitcoin ist besser denn je für den Masseneinsatz gerüstet.
  • Bekanntheit: Zudem ist der Bitcoin mittlerweile im Mainstream angekommen. Wenn auch nicht in der alltäglichen Nutzung, so doch im Bewusstsein. Fast jeder kennt die Währung und auch große Medien berichten regelmäßig über die Kryptoszene. Das generiert Aufmerksamkeit, die wiederum Geld in die Kryptoszene spülen dürfte.
  • Markt-Dominanz: 2017 sah es kurzzeitig so aus, als könnte Bitcoin Cash den Bitcoin als Leitwährung ablösen. Doch das ist Schnee von gestern. Die Markt-Dominanz des Bitcoin hat sich von ihrem Tief erholt. Mittlerweile beträgt der Bitcoin-Anteil an der Marktkapitalisierung der Kryptowährungen wieder beachtliche 45 Prozent. Außerdem folgen die Preise aller Altcoins seit Monaten auffallend stark den Bewegungen des Bitcoin. Er ist mehr den je die Leitwährung der Kryptoszene.
  • ETFs und Futures: Immer wieder wird der Krypto-Boom mit der Dotcom-Blase verglichen. Dabei reicht der Bitcoin-Hype nicht einmal annähernd an das Kapital heran, das bis 2000 in Internetfirmen investiert wurde und kurze Zeit später verpuffte. Mit der Einführung von ETFs und Futures auf Kryptocoins könnte sich das ändern. An beiden Finanzprodukten wird seit Längerem gefeilt. Immer wieder wurden sie von Aufsichtsbehörden abgelehnt. Doch wahrscheinlich ist das nur eine Frage der Zeit. Sollten 2018 erstmals Krypto-ETFs aufgelegt werden und Risikostreuung erlauben, könnten institutionellen Anleger wie Pensionsfonds und Banken groß ins Geschäft einsteigen. Dann flösse tatsächlich das ganz große Kapital in die Kryptoszene.

Erleben wir also nur eine Dürrephase vor dem nächsten Boom? Oder ist die Zeit des Bitcoins wirklich vorbei? In der Krypto-Community verweist man gerne auf vergangene Abstürze – und dass trotz aller Einbrüche langfristiges Investieren sich stets ausgezahlt hat.

Das Problem an diesem Argument: Nur weil es in der Vergangenheit immer wieder Schübe gab und die Kurse langfristig stiegen, muss das nicht auch künftig so weitergehen. Noch nie wurde so ernsthaft in vielen Ländern über Regulierung diskutiert. Noch nie war der Bitcoin in so vielen Ländern verboten wie 2018. Das kann sich natürlich wieder ändern. Gut möglich, dass der Bitcoin zur neuen, digitalen Weltwährung abhebt, wie Twitter-Chef Jack Dorsey kürzlich glaskugelte. Gut möglich, dass es aber auch nicht so kommt.

Bild: Getty Images / LARS HAGBERG / Contributor