Block.one-CEO Brendan Blumer hat nun ein prall gefülltes Konto

Die Erwartungen sind groß. Die Summe auch. Mehr als 4.000.000.000 Dollar hat das Startup Block.One in einem ICO eingenommen und damit den bisherigen Rekord des Messenger-Dienstes Telegram geknackt. Der hatte im April noch 1,7 Milliarden Dollar (1,45 Milliarden Euro) eingesammelt und damit Analysten verblüfft. Diese Zielmarke hat Block.One, das sich juristisch auf den Cayman Inseln niedergelassen hat, nun weit hinter sich gelassen. Ein Jahr lang lief der Tokenverkauf. Heute, um 2 Uhr nachts, endete der ICO und stellt damit auch fast alle klassischen Börsengänge des Jahres in den Schatten. Als institutioneller Anleger ist über die Cryptology Asset Group auch der deutsche Unternehmer Christian Angermayer in größerem Umfang investiert.

Mit dem Geld will Block.One nach eigenen Angaben eine Alternative zu Ethereum namens EOS aufbauen und die Entwicklung von dApps (decentralised Apps) ermöglichen. Häufig wird EOS deswegen auch als „Ethereum-Killer“ bezeichnet. Die zweitgrößte Kryptowährung der Welt wurde als Plattform für andere Kryptoprojekte entwickelt und gilt als zweite Innovationsstufe der Blockchain-Technologie. Allerdings kämpft Ethereum wie viele Blockchain-Startups mit Skalierungsproblemen. Für manche Anwendungsfälle sind Transaktionen zu langsam oder zu teuer. Derzeit verarbeitet Ethereum rund 15 Transaktionen pro Sekunde. EOS will dies nun besser machen und die Zahl laut Whitepaper auf bis zu 6.000 steigern. Allerdings musste auch der Neuling bisher auf die Ethereum-Infrastruktur des Platzhirsches zurückgreifen. Für Juni ist nun ein eigener Blockchain-Prototyp angekündigt.

Laut Daten von Tokendata stieg der Gesamtbetrag der Investitionen in ICOs von 6,4 Milliarden Dollar (5,5 Milliarden Euro) in 2017 auf 8,1 Milliarden Dollar (6,9 Milliarden Euro) – und das allein in den ersten vier Monaten in 2018. Trotz schwächelnder Kryptokurse erfreut sich die Finanzierungsform also weiter großer Beliebtheit, wenn auch zuletzt mit sinkenden Monatsbeträgen.

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Block.One profitiert von der in der Kryptoszene weitverbreiteten Annahme, dass besonders Meta-Plattformen künftig eine große Rolle im Netz spielen werden. Ethereum und Newcomer EOS wollen sich als eine Alternative zu Betriebssystemen wie Android und iOS positionieren. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass ihre Infrastruktur nicht einem Unternehmen gehört und somit nicht zentral kontrolliert werden kann. Auf ihrer dezentralen Infrastruktur können – ganz ähnlich den zentralisierten Plattformen Google Play und Apple App Store – vielmehr Entwickler eigene Anwendungen programmieren. Etablieren können sich diese Plattformen folglich nur, wenn möglichst viele fremde Unternehmen ihre Infrastruktur nutzen und ihr Ökosystem mit Leben, den sogenannten dApps, füllen. Von den eingesammelten vier Milliarden Dollar will Block.One entsprechend auch ein Viertel an Startups ausschütten, die EOS-Anwendungen entwickeln. Worin die restlichen Milliarden fließen sollen, ist bisher nicht bekannt.


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