Ein Teil des Empaua-Gründerteams: Julian Teicke, Steffi Kromer und Malte Warczinski (von links).
Gehören zum Empaua-Gründerteam: Julian Teicke, Steffi Kromer und Malte Warczinski (von links)

Irgendwann auf dem Weg kamen die Zweifel: Julian Teicke hatte das Schweizer Gutschein-Startup Deindeal 2010 mitgegründet. Das Wachstum war gut und die Umsätze stiegen. „Es war der typische Startup-Stil“ mit viel Mikromanagement, sagt er im Rückblick.

Nur eine Frage hätten er und seine Mitstreiter sich zu selten gestellt: Was wollen wir mit dem Unternehmen eigentlich bewirken? „Wir haben damals gespürt, dass unsere Arbeit keinen Sinn mehr hat“, erzählt Teicke. Die Zufriedenheit von Mitarbeitern und Kunden sank.

Deindeal steuerte um, investierte viel in die Unternehmenskultur. Den Kundendienst machten die Gründer zum Herz des Startups, räumten den Mitarbeitern dort viele Freiheiten ein, wie Teicke erzählt. Das habe die Firma grundlegend verändert.

„Gründer entwickeln erst über die Jahre eine Persönlichkeit“

Als der Gründer sein Startup dann an den Verlag Ringier verkaufte, entstand die Idee, aus den Fehlern der Gründungszeit zu lernen und einen Company Builder aufzubauen. Dort wollten Teicke und fünf Mitgründerinnen und Mitgründer potenzielle Unternehmer ausbilden. „Gründer entwickeln erst über die Jahre eine Persönlichkeit, die sie für den Unternehmensaufbau brauchen“, sagt Teicke.

2014 starteten sie Empaua. Das Konzept: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Company Builders arbeiten erst als Berater. Bei ihrer Arbeit sollen sie das Unternehmertum lernen. Später können sie dann ihre Geschäftsideen mithilfe von Empaua ausgründen. Der Company Builder unterstützt dann in der Startphase und hilft bei der Investorensuche. „Durch die Beratung lernen alle bei Empaua viel über technische Abläufe in anderen Unternehmen, in kurzer Zeit haben sie Einblicke in viele Bereiche“, sagt Mitgründerin Steffi Kromer, die heute das Geschäft leitet. 

Ihre Unternehmenskunden berät Empaua im Umgang mit Salesforce. Mit der Software des US-Konzerns lassen sich vor allem Kundenbeziehungen organisieren. Das Banking-Startup N26 und der Software-Anbieter Celonis gehören zu den Kunden des Startups. Salesforce hat sich 2016 auch an Empaua beteiligt, sonst nehme der US-Konzern keinen Einfluss auf das Geschäft, heißt es von den Machern.

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Das Versicherungsstartup Wefox ist die prominente Beteiligung von Empaua

Der Company Builder Empaua erhält bei der Gründung neuer Ventures zehn Prozent der Unternehmensanteile. Bei Rocket Internet waren es in der Vergangenheit oft mehr als die Hälfte der Anteile. „Wir sind eine Art Anti-Rocket“, sagt Teicke. Nach der Startphase begeben sich die Ausgründungen auf Investorensuche. Wefox konnte kürzlich mehr als 100 Millionen Euro von Geldgebern einsammeln. Die anderen Empaua-Ventures stehen im Vergleich dazu noch am Anfang. Der Company Builder hilft ihnen in der Anfangszeit mit dem eigenen Netzwerk.

Das Versicherungsstartup Wefox ist gleichzeitig die prominenteste Ausgründung von Empaua. Teicke hat es selbst gegründet und führt das Startup heute auch. Weitere Beispiele sind Orgos, das eine Software für Personalmanagement entwickelt, und Doctorly. Dieses Unternehmen baut ein Organisations-Tool für Arztpraxen. 

Die 60 Empaua-Angestellten arbeiten in Berlin, Zürich, München, Barcelona, London und Madrid.

Doch warum betreibt das Unternehmen eine Beratung speziell für Salesforce? Die Macher glauben, dass sich allein über die Plattform des US-Konzerns „viele Geschäftsmodelle abbilden“ lassen. Bei dem Versicherungsstartup Wefox oder seinem Gutscheinportal Deindeal habe Teicke einen großen Teil des Geschäftes mit Salesforce organisiert.

Fünf Millionen Umsatz – und schon länger profitabel

Mit der Beratung konnte Empaua im vergangenen Jahr insgesamt fünf Millionen Euro Umsatz erwirtschaften. Bis auf das Investment von Salesforce hat das Unternehmen kein größeres Funding erhalten und arbeitet profitabel. Die Gewinne fließen in die neuen Startups. Empaua beschäftigt 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an sechs Standorten in Europa. In diesem Jahr visiert die Beratung ein leichtes Umsatzwachstum an. „Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen, es sitzt uns kein Investor mit einem Revolver im Nacken“, sagt Mitgründer Malte Warczinski.

Im Gegensatz zu den eigenen Ausgründungen wie Wefox oder Doctorly setzt Empaua darauf, dass sich das Geschäft selber trägt – damit die zukünftigen Gründerinnen und Gründer ohne großen Druck lernen können. „Bei den Ventures geht es um Geschwindigkeit, die Startups müssen schnell ihren Bereich besetzen“, sagt Julian Teicke. Aus diesem Grund gehen die Startups ins Risiko und verbrennen erst einmal Geld. In den Ventures spüre man schnell den enormen Erfolgsdruck, zum Beispiel vor einem Pitch, an dem alles hänge. Mit Wefox und Empaua ist Teicke in beiden Welten unterwegs.

Bilder: Empaua