Wefox-Gründer Julian Teicke
Wefox-Gründer Julian Teicke

Das Berliner Versicherungs-Startup Wefox hat gerade eine Finanzierungsrunde über 110 Millionen Euro verkündet. Es handelt sich dabei um die höchste Summe, die je in ein deutsches Insurtech-Startup investiert wurde. Im vergangenen Jahr lag die Gesamtfinanzierung für deutsche Versicherungs-Startups bei gerade einmal 150 Millionen Euro, wie aus einer Erhebung von Finanzchef24 hervorgeht. 

Im Vergleich zum Banking-Startup N26 ist Wefox in der Öffentlichkeit noch relativ unbekannt. In der Startup-Szene sorgte das Unternehmen von Gründer Julian Teicke in den vergangenen Jahren durch Promi-Investoren wie Ashton Kutcher und Lena Meyer-Landrut – sowie eine Klage des Konkurrenten Lemonade – für Schlagzeilen

Die wichtigsten Hintergründe haben wir zusammengefasst:

Wie funktioniert das Geschäftsmodell von Wefox?

Über die Wefox-Plattform können Versicherungsmakler die Policen ihrer Kunden digital managen. Die Kunden verfügen ebenfalls per Wefox-App über ihre Versicherungen und können darüber Schadensfälle melden oder Fragen klären. Für jede Versicherung, die ein Makler betreut, erhält er von dem Versicherungsanbieter eine Provision – eine sogenannte Maklercourtage. Davon erhält das Startup nach eigenen Angaben dann 30 Prozent.

Außerdem ist die digitale Versicherung One vor einem Jahr gestartet, die Haftpflicht- und Hausratversicherungen verkauft. Mit einer weiteren Plattform will Wefox künftig auch anderen Versicherungen beim Vertrieb helfen. Wefox, One und die Plattform gehören zur Wefox Group, die auch die Finanzierung bekommen hat.

Wie viel Umsatz macht das Startup damit?

Wefox wickelte 2017 nach eigenen Angaben insgesamt 13 Millionen Euro über seine Makler-Plattform ab. Dabei handelt es sich um den Betrag, den die Makler durch ihre Versicherungsprovisionen einnehmen. Daran erhält das Startup einen Anteil von etwa 30 Prozent – machte also circa vier Millionen Euro Umsatz. 2018 waren es nach eigenen Angaben 35 Millionen Euro über die Makler-Plattform – und etwa zehn Millionen Euro Umsatz für das Unternehmen. Anvisiert waren 50 Millionen, doch die verzögerte Finanzierungsrunde habe sich auch beim Umsatz bemerkbar gemacht, wie Julian Teicke im Gespräch erklärt. Er sei mit dem Ergebnis trotzdem sehr zufrieden.

Wie schlägt sich die Versicherung One, die zur Wefox Group gehört?

Von 70.000 Kunden nach einem Jahr sprach der One-Mitgründer Alexander Huber in einem Interview mit Gründerszene. Insgesamt zählt die Wefox Group laut Unternehmen 400.000 Kunden. Die Makler-App Wefox kommt damit auf 330.000 Kunden.

War nicht sogar eine größere Finanzierungsrunde anvisiert?

Gründerszene und andere Medien berichteten über eine von Wefox anvisierte Finanzierungsrunde mit einer Größenordnung von etwa 160 Millionen Euro. Laut Julian Teicke soll es einen zweiten Teil der Finanzierungsrunde mit Fremdkapital geben. Damit will Wefox bestehende Maklerunternehmen – sogenannte Maklerpools – kaufen. Es erhofft sich dadurch den Zugang zu den guten Konditionen im Versicherungsverkauf. Die Maklerunternehmen haben oft spezielle Verträge mit den Versicherungen ausgehandelt. Das würde auch die Marge von Wefox erhöhen.

Außerdem sollen die Makler durch die Technologie von Wefox mehr Umsatz machen können, so die Hoffnung des Unternehmens. In der Schweiz und Österreich sei man bereits in fortgeschrittenen Gesprächen mit Maklerunternehmen, in Deutschland würden die Gespräche ebenfalls bereits laufen.

Was hat Wefox mit den 110 Millionen Euro vor?

Das Geld soll in die Expansion von Wefox fließen. In neun europäische Märkte will das Insurtech-Startup expandieren. In Deutschland, Österreich, Schweiz ist das Startup bereits aktiv, außerdem in Italien und Spanien. Anfang 2020 soll der Start in Japan gelingen. Über die Pläne hatten Gründerszene und Finanz-Szene.de bereits berichtet. Mit dem neuen Investor Creditease will Wefox auf den chinesischen Markt. Außerdem soll die Vertriebsplattform für andere Versicherungsunternehmen und das Produkt von One weiterentwickelt werden. Über die Pläne hatte der One-Mitgründer kürzlich im Interview gesprochen.

Wie hoch ist Unternehmensbewertung?

Wefox wurde bereits als Kandidat für eine Milliardenbewertung gehandelt. In der aktuellen Finanzierungsrunde macht Gründer Julian Teicke keine Angaben zur Bewertung. Er hätte keinen „übermäßigen Teil an der Firma abgegeben“, sagte er auf Nachfrage. Es ist davon auszugehen, dass die Bewertung noch unter der Grenze von einer Milliarde liegt.

Wer ist der neue Hauptinvestor?

Mubadala Investment Company, der Staatsfonds von Abu Dhabi, ist auch einer der Investoren von Softbank Vision Fund. Das Geld für Wefox kommt von Mubadala Ventures, einem Fonds mit 400 Millionen US-Dollar. Abu Dhabi sei das „progressivste Land“ in den Vereinigten Arabischen Emiraten, sagt Wefox-Gründer Julian Teicke. Kritik von Menschenrechtlern an Abu Dhabi gibt es trotzdem. Das Unternehmen habe sich Referenzen zum neuen Geldgeber eingeholt, so Teicke. 

Wie viel ist vor der aktuellen Finanzierung in das Unternehmen geflossen?

Etwa 32 Millionen Euro sind davor in Wefox geflossen. Zu den bisherigen Investoren gehören Target Global, Salesforce Ventures, Speedinvest und Sound Ventures des Hollywood-Schauspielers Ashton Kutcher.

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Bild: Wefox