Das Kontist-Team um Gründer Christopher Plantener (auf dem Sofa rechts), hier noch ohne seine neue Co-Geschäftsführerin Sibylle Strack

Außergewöhnliche Personalie in der deutschen Fintech-Branche: Die langjährige Sparkassen-Funktionärin Sibylle Strack wird nach exklusiven Informationen von „Finanz-Szene.de“ Geschäftsführerin des Berliner Finanz-Startups Kontist, das eine mobile Kontolösung für Freelancer anbietet. Dort soll die Payment-Expertin fortan eine gleichberechtigte Doppelspitze mit Gründer Christopher Plantener bilden.

Während sich Plantener in Zukunft vor allem um die kürzlich geschlossene Kooperation mit dem Software-Anbieter Haufe Group kümmern will, soll Strack die Beziehungen zu den Banken vertiefen. Bislang bilden das Geschäftskonto (hinter dem die Solarisbank steht) und die Kreditkarte (die von Wirecard kommt) den Kern des Kontist-Angebots. Mithilfe weiterer Partnerbanken soll die Palette nun um andere Produkte ergänzt werden. „Dazu gehören ein Dispo-Angebot und mittelfristig sicherlich auch weitere Finanzierungsarten“, sagte die 50-Jährige.

Gründer geben Macht oft auf Druck von Investoren ab

Strack gehörte von 2004 bis 2017 dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) an, die letzten vier Jahre leitete sie den Bereich Zahlungsverkehr und Kartenstrategie. Dabei ist sie von Haus aus eigentlich Consultant, denn vor ihrer Sparkassenzeit arbeitete ist fast zehn Jahre lang für Accenture. Der Wechsel zu Kontist kommt weniger überraschend, als es auf den ersten Blick scheint. Denn: In der Payment- und Fintech-Szene ist Strack seit vielen Jahren gut vernetzt, mit Plantener zum Beispiel war sie auch bislang schon per Du. „Sibylle war meine absolute Wunschkandidatin. Das matched perfekt“, sagt Plantener.

Wenn Fintech-Gründer einen Teil ihrer Macht abgeben und externe Geschäftsführer in die Führung holen, geschieht das häufig auf Druck der Investoren. Bestes Beispiel: Das Hamburger Finanz-Startup Kreditech, wo sich Alexander Graubner-Müller zu Beginn dieses Jahres selbst vom CEO zum Vize-CEO degradierte, bevor er das Unternehmen vor wenigen Wochen schließlich verließ.

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Bei Kontist hingegen spricht vieles dafür, dass die Dinge anders gelaufen sind. Denn: Plantener – ein passionierter Gründer – holte auch schon bei seinem letzten Startup, einer dänischen Firma namens Debitoor, nach wenigen Jahren einen weiteren Partner an Bord, mit dem er sich die Geschäftsleitung teilte. „Man darf nicht vergessen, dass ich ursprünglich aus einer anderen Branche komme. Darum war es – jetzt, wo die Aufbaujahre hinter uns liegen – an der Zeit, das Management um jemanden mit explizitem Banking-Knowhow zu erweitern.“ Druck vonseiten der Geldgeber gab es demzufolge keinen, so Plantener: „Im Gegenteil, den meisten Investoren ist es normalerweise lieber, wenn sie nur einen CEO als Ansprechpartner haben.“

Seit ihrem Ausscheiden beim DSGV im August vergangenen Jahres arbeitete Strack als freie Beraterin. Diese Erfahrung komme ihr nun zupass, sagt sie: „Ich habe in den vergangenen Monaten genau die Schmerzen kennengelernt, die viele andere Freelancer auch haben. Darum kann ich mich in unsere Kunden gut hineinversetzen.“ Dass sie als Kontist-CEO eine der ganz, ganz wenigen Frauen an der Spitze eines deutschen Fintechs sein wird, ist Strack natürlich bewusst. Allzu hoch hängt sie dieses Thema im Interview aber nicht – wobei sie dann doch sagt: „Natürlich sehe ich das ein Stück weit auch als Auftrag, andere Frauen zu unterstützen. Das habe ich allerdings bislang auch schon getan.“

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Dieser Artikel erschien zuerst bei Finanz-Szene.de.

Bild: Kontist