Der Gründer von Deposit Solutions Tim Sievers
Tim Sievers, Gründer vom Hamburger Fintech Deposit Solutions

Eines der größten deutschen Fintechs, der Einlagen-Vermittler Deposit Solutions („Zinspilot“), kooperiert nach Recherchen von Finanz-Szene.de mit dem Vergleichsriesen Check24 – und das offenbar schon seit Monaten. Zwar will auf Anfrage keines der beiden Unternehmen die Zusammenarbeit bestätigen („Das kommentieren wir nicht“, heißt es jeweils). Allerdings ist für Szenekenner offensichtlich, dass die „Anlageservice“ genannte neue Einlagenplattform von Check24 zumindest teilweise auf einer Integration des entsprechenden Deposit-Solutions-Tools beruht.

So finden sich viele der Hochzins-Banken, die bei Zinspilot (also dem B2C-Angebot von Deposit Solutions) gelistet sind, auch bei Check24. Beispiele? Etwa die HSH Nordbank, die französische Oney, die rumänische Alphabank, die lettische JSC Rietumu Bank. „Das geht schon seit längerem so“, sagt ein Brancheninsider.

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Der Pakt ist insofern bemerkenswert, als Check24-Geschäftsführer Christoph Röttele vor einem Jahr in einem „Capital“-Interview eine Art Generalangriff auf die deutsche Fintech-Branche verkündet hatte. Damals ging es neben einem Multibanking-Tool namens „Kontoblick“ (gerichtet gegen Finanz-Startups wie Numbrs oder Outbank) und einem digitalen Versicherungsordner (gerichtet gegen neuartige Online-Makler wie Clark) eben auch um den „Anlageservice“.

Check24 schreckt vor strategischen Bündnissen mit Fintechs nicht zurück

Dieser ist mittlerweile live und funktioniert offenbar sehr ähnlich wie die Fintech-Einlagen-Vermittler Weltsparen (gehört zum Berliner Startup Raisin) und Zinspilot. Das heißt: Anders als im klassischen Zinsvergleich üblich, muss der Kunde bei einem Wechsel von einem Angebot zum nächsten kein neues Konto mehr eröffnen. Stattdessen kann er seine Ersparnisse über den „Anlageservice“ quasi wie ein Liquiditätsmanager hin- und herschieben.

Der Fall zeigt, dass Check24 bei seiner Attacke auf die Fintechs vor strategischen Bündnissen mit einzelnen Startups nicht zurückschreckt. Dabei fällt auf, dass sich im „Anlageservice“ des Münchner Internetkonzerns zumindest eine Bank befindet, die bei Zinspilot fehlt. Nämlich die Liechtensteiner Union Bank. Das könnte darauf hindeuten, dass Check24 die White-Label-Lösung von Deposit Solutions nicht 1:1 übernommen hat, sondern das Tool womöglich in eine eigene Plattform integriert hat oder einbinden will.

Was in diesem Kontext spannend ist: Beim Baufinanzierungs-Vergleich setzte Check24 jahrelang auf eine Kooperation mit Interhyp, ersetzte deren Tool aber schließlich durch eine eigene Lösung. Es ist zumindest denkbar, dass die Münchner eine ähnliche Strategie jetzt beim „Anlageservice“ verfolgen. In diesem Fall wäre die Kooperation mit Deposit Solutions womöglich nur vorübergehend angelegt.

Aus Sicht der Hanseaten muss man hierin freilich noch keine strategische Falle sehen. Siehe wiederum das Beispiel Interhyp: Die ING-Groep-Tochter hat in der Baugeldvermittlung eine derart starke Marktposition, dass sie die (neue) Konkurrenz durch Check24 vermutlich verkraften kann. Eine ähnliche Position strebt Deposit Solutions im Einlagenmarkt an. Hinzu kommt: Die Hamburger sehen sich ja ohnehin eher als B2B- denn als B2C-Anbieter und kooperieren ja auch mit einer Reihe von klassischen Banken, darunter die Deutsche Bank.

Dieser Text erschien heute morgen zuerst im Branchennewsletter Finanz-Szene.de.

Bild: Deposit Solutions