Naga-Gründer Benjamin Bilski
Naga-Gründer Benjamin Bilski

Bislang war Naga vor allem in der vergleichsweise kleinen Kryptoszene bekannt. Mit einer massiven Werbekampagne versucht das Hamburger Fintech aktuell mit seiner Trading-App in den Massenmarkt zu drängen. 1,1 Millionen Euro gab Naga allein im ersten Halbjahr 2018 für das Marketing aus – eine stolze Summe für ein drei Jahre altes Startup. Fußballfans sehen das Naga-Logo, wenn sie beim Fernsehsender Sky Bundesliga schauen. Außerdem prangt es seit Juli auf den Banden des Fußballclubs HSV. Ob sich die hohen Investitionen bisher gelohnt haben? „Sehr erfreulich“ sei das Interesse der HSV-Fans und der Sky-Kunden, sagt Naga-Gründer Benjamin Bilski auf Nachfrage. Konkrete Zahlen nennt er nicht: „Es ist noch zu früh, eine Zwischenbilanz über den Erfolg dieser Kampagnen zu ziehen.“ 

Vor wenigen Tage legte das Unternehmen nun die Zahlen für das erste Halbjahr vor. Von Januar bis Juni setzte Naga 8,1 Millionen Euro um, wie aus einem untestierten Geschäftsbericht hervorgeht. Das Wachstum muss nun noch einmal anziehen: Für das gesamte Jahr peilt Naga 19 Millionen Euro Umsatz an.

Nagas Ebitda, also das Ergebnis vor Abschreibungen, Steuern und Zinsen, lag in den ersten sechs Monaten mit 2,2 Millionen Euro im positiven Bereich. Das Gesamtergebnis ist mit minus 15.000 Euro allerdings immer noch leicht negativ. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Naga sein Ergebnis deutlich verbessern, damals lag es noch bei minus 3,9 Millionen. 

Weitere Millionen aus Belize

Nagas verbessertes Gesamtergebnis resultiert vorrangig aus dem gestiegenen Umsatz. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben sich die Erlöse mehr als verdoppelt, damals setzte Naga 3,7 Millionen Euro um. Allerdings war dies auch vor dem Initial Coin Offering (ICO), der dem Startup über Umwege Geld einbrachte.

Seit der zweiten Jahreshälfte 2017 geht ein großer Teil der Umsätze aus einer Kooperation mit der belizischen Naga Development Association Ltd. (NDAL) hervor. Diese Firma betreut Nagas Krypto-Geschäfte. So führte sie Ende 2017 den Naga-ICO durch – also die Ausgabe des Utility-Token, der als Rechnungseinheit bei den Naga-Produkten verwendet werden kann. Naga beriet das mittelamerikanische Unternehmen bei dem ICO und kassierte für diese Beratungsleistung 6,3 Millionen Euro. Im Konzernabschluss 2017 wurde dieser Betrag unter „Dienstleistungserlöse“ verzeichnet.

Im ersten Halbjahr 2018 stammen von den 8,1 Millionen Umsatz erneut 3,4 Millionen aus Dienstleistungserlösen. Diese seien „wesentlich“ mit der NDAL erwirtschaftet worden, heißt es im Halbjahresbericht. Auf Nachfrage von Gründerszene sagt Bilski, man habe für die NDAL Produkte entwickelt, darunter die Kryptowährungs-Geldbörse Naga Wallet und die Kreditkarte Naga Card. Neben der NDAL berate man zudem inzwischen „eine einstellige Zahl“ anderer Unternehmen zu ICO-Themen. Schon im Juli bezeichnete Bilski die Beratung im Gespräch mit Gründerszene als „stark wachsendes neues Geschäftsfeld“.

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500.000 Nutzer auf den Naga-Plattformen 

Mit seinem Kerngeschäft setzte das Finanz-Startup in der ersten Jahreshälfte 4,6 Millionen Euro um, 900.000 Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. „Mit dieser Entwicklung sind wir zufrieden“, sagt Bilski. Naga verdient sein Geld mit Brokerage: Es bekommt Geld, wenn Nutzer auf der Plattform Naga Trader mit Differenzkontrakten und Kryptowährungen handeln oder auf Naga Virtual mit Items aus Online-Spielen. 500.000 Nutzer verzeichneten die Naga-Produkte insgesamt, sagt Bilski.

Der Gründer hält an der Umsatzprognose von 19 Millionen Euro für 2018 fest. Dafür muss Naga in der zweiten Jahreshälfte knapp elf Millionen Euro umsetzen. Zu erwarten ist, dass erneut ein großer Teil dieser Summe von der NDAL kommen wird: Naga notiert in seinem Halbjahresbericht Forderungen aus Lieferungen und Leistungen in Höhe von 6,7 Millionen Euro. Im Wesentlichen seien das „Forderungen gegenüber unserem Kooperationspartner NDAL“. 

Nach Veröffentlichung des Halbjahresberichtes stieg der Wert der Naga-Aktie trotz der deutlichen Umsatzsteigerung nur leicht – von 2,10 Euro auf 2,37 Euro. Im Juni 2017 hatte das Fintech seine Aktien zu einem Preis von 2,60 Euro ausgegeben. In der Hochphase, einen Monat nach dem Börsengang, stieg er auf 19,80 Euro. Das entsprach einer Bewertung von rund 500 Millionen Euro. Seit November 2017 ist der Kurs auf Talfahrt. Heute (8. November) ist Naga an der Börse noch 89 Millionen Euro wert, der Aktienkurs liegt bei 2,32 Euro. Eine Bewertung, die der Naga-Vorstand ungerecht findet: „Naga hat sich erheblich weiterentwickelt und unseres Erachtens weitere Potentiale geschaffen, weshalb wir sicherlich auch eine deutlich höhere Bewertung der Aktie als fair ansehen“, so Benjamin Bilski gegenüber Gründerszene. 

Bild: Naga