Neufund-CEO Zoe Adamovicz

Legale und sichere ICOs, alles schon ab kleinen Beträgen und wirklich für jedermann? Das Berliner Startup Neufund will eine Möglichkeit gefunden haben, genau das anzubieten: Sogenannte Equity Token Offerings (ETOs) seien ein sicherer Weg der Kapitalbeschaffung, weil sie deutscher Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit unterliegen. Und: Bei einem ETO erwerbe der Investor Rechte an dem Unternehmen, die er auch gerichtlich geltend machen kann, heißt es vom Berliner Startup. Alle von Neufund angebotenen Firmen sollen etabliert sein und über funktionierende Geschäftsmodelle verfügen, berichtet das Handelsblatt.

Auf der Plattform können Interessierte in die tokenisierte Vermögensanlage investieren, heißt es von Neufund. Die eigentlichen Unternehmensanteile sollen bei einer speziellen Einzweckgesellschaft namens Neumini liegen. Diese gebe die Tokens aus, die die Rechte an den Gesellschaftsanteilen repräsentieren, zum Beispiel Dividendenzahlungen. Renommierte Kapitalgeber hätten bereits Absichtserklärungen zu Finanzierungen in Millionenhöhe abgegeben, unter ihnen DHDL-Juror Frank Thelen, Christophe Maire von Atlantic Labs, Alexander Lange von Index Ventures und Lisk-Gründer Max Kordek.

Auch auf Startup-Seite hat das Neufund-Team um Gründerin Zoe Adamovicz bereits erste Partner gefunden: Zu den Firmen, die zuerst Equity-Tokens ausgeben wollen, gehören der Onlinehändler Brille24, das Blockchain-Startup Blockstate, das schwedische E-Auto-Startup Uniti, der Gebrauchtwaren-Marktplatz MySwooop, der IoT-Inkubator Next Big Thing und die E-Motorrad-Bauer von Emflux Motors.

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Im Grunde ist diese Form der Vermögensanlage nichts Neues. Token, die für Unternehmensanteile stehen, gibt es schon länger, sind in der Kryptoszene aber recht unbeliebt. Denn der Investor erwirbt damit reale Werte in Form von Quasi-Aktien oder Quasi-Anlagen. Zudem unterliegen solche Token deutlich strengeren Auflagen. Die Bafin setzte solche Token bisher tendenziell Aktien gleich, die auch die entsprechenden Anforderungen eines traditionellen Börsengang erfüllen müssen. Eine Bewertung der Neufund-Token durch die Bafin steht bisher noch aus. Grundsätzlich aber gilt: Sogenannte Utility- und Protocol-Token sind in der Kryptoszene bisher weitaus beliebter, weil sie entweder als digitaler Gutschein für Dienstleistungen des Unternehmens fungieren oder schlicht gar keinen intrinsischen Wert haben. Denn diese werden von der Bafin weit weniger streng reguliert.

Trotzdem können Investoren auch Equity-Token, wie Neufund sie anbieten will, schon länger kaufen – den ersten seiner Art brachte die britisch-schweizerische Firma Lykke Corp im September 2016 auf den Markt. Mit Bitwala hat auch ein deutsches Startup bereits Equity-Token im Oktober 2017 platziert. Neu an Neufund ist schlicht, dass es Unternehmen bei der Platzierung von Equity-Token hilft und die Angebote für Kleininvestoren auf seiner Plattform bündelt – ganz ähnlich wie es traditionelle Crowdinvesting-Plattformen wie Seedmatch schon seit Jahren tun, nur ohne Krypto-Finanzierung. 

Ob die Basis für das Neufund-Modell wirklich rechtlich so solide geregelt ist, wie es das Startup bewirbt – darüber sind sich die Experten nicht einig. Neufund ordnet ETOs als Vermögensanlage ein. Damit wären sie zwar von der deutschen Finanzmarktaufsicht Bafin reguliert, allerdings nur unter überschaubaren Auflagen. Während die Bafin selbst gegenüber dem Handelsblatt nur bestätigte, Neufund „zu kennen“, halten Finanzexperten diese Einordnung allerdings für fraglich.

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Sollte die Bafin entscheiden, die ETOs wie Aktien zu behandeln, würden entsprechende Auflagen gelten. Das würde das Geschäftsmodell von Neufund weitestgehend unattraktiv machen. Sollte es so weit kommen, hat das Neufund-Team bereits einen Plan B: Andere europäische Länder hätten bereits angekündigt, ETOs ohne große Auflagen zu akzeptieren. Im Zweifelsfall wolle sie mit ihrem Unternehmen nach Malta umziehen, sagte Gründerin Adamovicz dem Handelsblatt.

Bild: ZA