Die Raisin-Gründer Michael Stephan, Tamaz Georgadze und Frank Freund (von links).
Die Raisin-Gründer Michael Stephan, Tamaz Georgadze und Frank Freund (von links).

 

Frank Freund hat mit Raisin viel erlebt. Seit sieben Jahren baut er das Fintech hinter der bekannten Zinsplattform Weltsparen auf, sein Startup beschäftigt heute 350 Mitarbeiter und hat mehr als 25 Milliarden Euro an Anlegergeldern vermittelt. Im vergangenen Jahr kaufte Raisin sogar eine eigene Bank. 

Ihre Erfahrungen wollen Freund und seine beiden Mitgründer Michael Stephan und Tamaz Georgadze an die nächste Gründergeneration weitergeben. Zum Beispiel, wie man die richtigen Mitarbeiter findet oder wie ein guter Sales-Pitch funktioniert. Als Business Angel beteiligen sie sich an jungen Startups. Die Investments könnten ihnen später bei einem Exit viel Geld einbringen.

Freund und seine Geschäftspartner versuchen schon kurz nach der Gründung, bei den Startups einzusteigen. Sie investieren mehr als 10.000 Euro pro Unternehmen, in der Regel etwa 25.000 pro Person. „Jeder von uns erklärt vor dem Investment, wie er helfen kann“, sagt Freund im Gespräch mit Finance Forward.

Dieser Artikel ist heute Morgen zuerst auf dem Finanzportal Finance Forward erschienen. Hier geht’s zu den Kollegen.

Viele der Teams stammen aus ihrem beruflichen Netzwerk, sie kennen sich bereits. Mit den Gründern von Bonify haben sie zusammen bei der Beratung McKinsey gearbeitet. Im Meetingraum bei Raisin entwickelten sie die Idee der Finanz-App und später investierten die Raisin-Gründer dann auch. Erst kürzlich schossen sie bei einer Finanzierungsrunde neues Geld nach. Hinzu kommt: „Wir müssen das Produkt verstehen und den Glauben daran haben, dass es echtes Verbesserungspotenzial in einem Marktbereich bietet“, sagt Freund.

So ist über die Jahre ein vergleichsweise großes Angel-Portfolio entstanden:

  • In das Inkasso-Startup Troy haben die drei zusammen investiert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Anbietern will das Fintech die Kunden bei verzögerten Zahlungen über digitale Wege wie Whatsapp erreichen – mit einer freundlichen Ansprache.
  • Auch bei Finanzierungsplattform Acatus sind alle drei beteiligt. Über das Geschäftsmodell sprach die Gründerin Marie Louise Seelig vor einiger Zeit im FinanceFWD-Podcast.
  • Die Billie-Gründer kennen Freund und Georgadze noch aus ihrer Zeit bei der Beratung McKinsey. Das Factoring-Startup zählt mit prominenten Investoren und 40 Millionen Euro an Wagniskapital zu den Hoffnungsträgern im Fintech-Segment.
  • Weniger erfolgreich war das Factoring-Startup Innolend, ebenfalls ein Investment der Raisin-Gründer. Zwei Jahre nach dem Start wurde das Startup liquidiert.
  • Fairr.de, ein Altersvorsorge-Startup, in das die Raisin-Gründer investiert hatten, übernahmen sie 2019 mit ihrem eigenen Startup und integrierten es das Finanzangebot.
  • Eine große neue Wette ist das Fintech Finom. Dahinter stehen die Macher der russischen Business-Bank Modulbank, die ihren Erfolg nun auch in Westeuropa mit einem neuen Startup wiederholen wollen.
  • Über das Investment Myos können sich Online-Händler sogenanntes Working Capital holen.
  • Auch bei Münchner Startup Bilendo haben alle drei Gründer investiert, über eine Plattform können große Unternehmen ihre Rechnungsforderungen managen. Zu den Kunden gehört etwa Porsche.
  • BuyBackBazar aus Dubai ist eine Plattform, auf der man seine elektronischen Geräte verkaufen kann.
  • Raisin-Mitgründer Tamaz Georgadze ist außerdem an der Schweizer Hypotheken-Plattform Moneypark, dem No-Code-Anbieter Next Matter, dem Tool für Freelancer-Bezahlung, Sonovate, und dem Big-Data-Startup PriceHubble beteiligt. Auch in das britische Startup-Magazin Sifted hat er investiert.
  • Auch Frank Freund hat ein paar Einzelinvestments außerhalb der Fintech-Szene: Darunter den gehypten Power-Point-Konkurrenten Pitch, die Karriere-Plattform Talentspace und Layer: In den Softwareanbieter investierte er schon zum Start Index Ventures.

In einem Markt, in dem viele Wagniskapitalgeber mit großen Fonds nach guten Startups Ausschau halten, müssen die Raisin-Macher erklären können, wie sie den Gründern helfen, in die sich investieren.

Die Gründer könnten jederzeit anrufen, sie würden sich dann zum Lunch oder Kaffee treffen, erklärt Freund. „Aber auch nicht mehr, denn als Unternehmer willst du nicht von anderen Leuten gesagt bekommen, was du tun sollst“, sagt er. „Als Gründer hat man eh genug zu tun, da braucht man nicht auch noch Investoren, die anrufen und fragen: Und wie steht’s?“ Ihre Rolle sei es, die Ideen zu „challengen“.

Wie viel Geld die Fintech-Angels mit ihren Investments verdienen werden, das muss sich noch zeigen, denn viele der Firmen stehen noch ganz am Anfang. „Als Business Angel muss man sich bewusst machen, dass Geschäftspläne möglicherweise übererfüllt und untererfüllt werden, das ist völlig normal“, sagt Freund. Das Wichtigste sei es, die Gründer nicht zu stören.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Finance Forward.

Bild: Raisin