Angestellte unfair behandelt? Das Finanz-Startup Revolut steht in der Kritik.

Die britische Digitalbank Revolut ist eines der größten Fintechs in Europa und direkter Konkurrent von N26. Gerade erst hat sie eine halbe Milliarde US-Dollar eingesammelt und wird mit 5,5 Milliarden US-Dollar bewertet. Trotzdem will Revolut in der Corona-Krise Kosten sparen und greift dafür angeblich zu fragwürdigen Methoden: Mitarbeiter seien gedrängt worden, das Fintech freiwillig zu verlassen oder andernfalls gefeuert zu werden, berichten aktuelle und ehemalige Angestellte gegenüber dem Tech-Magazin Wired.

Betroffen sind demnach mehr als 50 Personen an den Standorten in Polen und Portugal. Sie seien in den 62 Entlassungen, die Revolut vor kurzem wegen Corona verkündete, nicht mitgezählt, schreibt Wired.

Eine Betroffene aus Krakau erzählte laut dem Magazin, sie sei am Telefon ohne Vorwarnung vor die Wahl zwischen zwei Dokumenten gestellt worden: eines, wonach ihr wegen schlechter Leistungen gekündigt werde, und eines, laut dem sie das Unternehmen gegen eine geringe Abfindung aus freien Stücken verlasse. Für die Entscheidung habe sie nur 30 Minuten Zeit bekommen.

Anwälte zweifeln an Rechtmäßigkeit

Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter, mit denen Wired gesprochen hat, sehen einen Zusammenhang mit einer anderen Sparmaßnahme bei Revolut. Schon länger habe das Management für ein sogenanntes „Salary Sacrifice Scheme“ (SSS) geworben: Wer auf einen Teil seines Gehalts verzichtet, bekommt dafür Unternehmensanteile im doppelten Wert. Zugrundegelegt werde die Bewertung aus der letzten Finanzierungsrunde, so das Magazin.

Teile des Teams hätten das Angebot gern angenommen, andere sich hingegen genötigt gefühlt mitzumachen, um Entlassungen zu verhindern. Äußerungen mehrerer Führungskräfte hätten diesen Eindruck genährt: „Wenn es nicht ausreicht, müssen wir leider zu anderen Schritten übergehen, die wir eigentlich vermeiden wollen“, zitiert Wired etwa aus einer Chat-Nachricht von Revoluts Support-Chefin Inna Grynova.

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Anwälte zweifeln laut dem Bericht an der Rechtmäßigkeit der Maßnahmen, sowohl im Fall der Krakauer Mitarbeiterin als auch bei den Gehaltsreduzierungen, die in Portugal nach geltendem Recht gar nicht zulässig sein dürften. Revolut teilte dem Magazin hingegen mit, dass „arbeitsrechtliche Anforderungen jederzeit respektiert“ worden seien.

Bild: Getty Images / SOPA Images