Savedroid-Gründer Yassin Hankir hat 2018 mit einem PR-Betrug auf sich aufmerksam gemacht.

Savedroid ist zurück mit einem neuen Produkt. Nach einem ICO, bei dem das Frankfurter Startup bis zu 40 Millionen Euro von rund 35.000 Kleinanlegern einsammelte, legte das Startup im April 2018 einen abenteuerlichen PR-Stunt hin. Der Gründer Yassin Hankir tat so, als habe er sich mit dem Geld ins Ausland abgesetzt. Nutzer und Anleger waren entsetzt, Hankir erhielt Morddrohungen. Die Staatsanwaltschaft schaltete sich wegen Betrugsverdacht ein. Auch als der CEO die Situation nach 24 Stunden auflöste und erklärte, man habe mit der Aktion auf das Betrugsrisiko in der ICO-Szene aufmerksam machen wollen, riss der Shitstorm nicht ab. Die Idee hinter dem Exit-Scam: Hankir wollte eine Agentur aufbauen, die Unternehmen bei ICOs berät. 

Daraus ist nichts geworden. „In der Zwischenzeit ist der ICO-Markt zusammengebrochen und es gibt aktuell keine Nachfrage mehr danach“, so Hankir im Gespräch mit dem Handelsblatt. Allerdings hat sich im Management einiges getan. Mitgründer Marco Trautmann hat das Fintech im vergangenen Jahr verlassen, Fabian Keller und Joachim Brockmann die Geschäftsführung ergänzt. Savedroid hat außerdem an einer neuen App gearbeitet, die seit Anfang April im App-Store und im Google Play Store verfügbar ist. Für das Tool hat das Frankfurter Fintech extra eine neue Firma mit Sitz in Liechtenstein gegründet.

Ähnlich wie die erste App des Startups, können Nutzer Geld nach der Wenn-Dann-Logik sparen. Immer wenn eine bestimmte, vorher festgelegte Situation eintritt, zum Beispiel Donald Trump etwas twittert oder der Nutzer Sport treibt, wird automatisch ein fixer Betrag vom Bankkonto auf das Sparkonto der App eingezahlt. In der neuen Version legen Sparer ihr Geld allerdings in Form von Kryptowährungen an. Zur Auswahl stehen derzeit Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Bitcoin Cash. Wie viel Prozent der Summe in welche Währung umgetauscht wird, entscheidet der Nutzer selbst. Eine Künstliche Intelligenz soll anhand der aktuellen Kurse zudem vorschlagen, welche Währung sich derzeit am meisten lohnt. Savedroid funktioniert also obendrein als Wallet.

Hohe Pauschalgebühren, kritisches Sparmodell

Die erste Sparschwein-App von Savedroid war noch komplett kostenlos. Jetzt lässt sich das Fintech seinen Service ordentlich was kosten. Für jede Transaktion behält Savedroid drei Prozent der Summe ein. Packt ein Nutzer also bei jeder Sparaktion drei Euro in seine Savedroid-Wallet, gehen noch einmal neun Cent an das Fintech. Will sich die Kundin ihre ersparten 200 Euro wieder auf das Kreditkartenkonto oder eine virtuelle Mastercard zurücküberweisen, kostet sie das anteilig sechs Euro Transaktionsgebühren und zusätzlich pauschale zehn Euro für die Auszahlung. Falls eine Überweisung storniert wird, macht das 50 Euro. Falls Probleme mit der Kreditkarte auftauchen, sind das 30 Euro Gebühren.

Bei der Kryptobörse Coinbase ist der Handel mit digitaler Währung günstiger. Kunden zahlen beispielsweise 3,99 Prozent Gebühren, wenn sie Geld von ihrer Kreditkarte in ihre Wallet überweisen. Für den Kauf und Verkauf von Kryptowährung fallen dann jeweils 1,49 Prozent an. Bei einer Rücküberweisung auf das Bankkonto kostet es die Nutzer 15 Cent. 

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Dass eine Bank Entgelte für die Auszahlung verlangt, sei rechtens, so Wolf Brandes von der Verbraucherzentrale Hessen gegenüber Gründerszene. „Solche hohen Pauschalen werfen allerdings immer die Frage auf, ob die Summen angemessen sind oder nur dem Interesse der Anbieter dienen. Das müsste überprüft werden“, sagt der Finanzexperte. Aufgrund von diversen Sicherheitsbestimmungen und Regularien bezüglich des Handels mit Kryptowährungen ist die App allerdings in einigen Ländern wie Deutschland und den USA nicht verfügbar.

Der Haken an der neuen App ist, dass die Kosten mit dem Savedroid-Token bezahlt werden müssen. Besitzen Nutzer keine Token, kauft die App automatisch im Namen des Kunden die Kryptowährung in genau der Höhe an, die für die Gebühren fällig sind. Für das Startup ist das eine Maßnahme, um den Kurs wieder anzukurbeln. Der ist in den vergangenen Monaten nämlich stark gesunken. Im Vergleich zum August ist der Savedroid-Token aktuell nur noch ein Fünftel wert. „Wir können mit der Kursentwicklung nicht zufrieden sein, doch je mehr Kunden unsere neue App nutzen, desto höher wird die Nachfrage nach unseren Token sein“, so Hankir gegenüber dem Handelsblatt.

 

Das Verbrauchermagazin Finanztip sieht Sparangebote mit Kryptowährungen grundsätzlich „sehr kritisch“, wie Produktexperte Dirk Eilinghoff auf Nachfrage von Gründerszene schreibt. „Krypowährungen können von heute auf morgen praktisch wertlos werden. Als Instrument zum Sparen sind sie damit ungeeignet, denn beim Sparen geht es aber ja gerade darum, einigermaßen planbar Vermögen für ein bestimmtes Ziel aufzubauen.“

Bild: Savedroid