Mit einem Video meldete sich Savedroid-Gründer Yassin Hankir nach 24 Stunden wieder zurück. Er war nicht wie befürchtet mit bis zu 40 Millionen Euro seines ICOs ins Ausland geflohen, sondern wollte mit dem Versteckspiel auf das Betrugsproblem der Kryptoszene aufmerksam machen, sagte er darin. Zudem warb er für ein neues Savedroid-Produkt, das Startups bei der ICO-Durchführung helfen solle. Die ganze Aktion war also eigentlich ein etwas seltsamer Werbe-Gag.

Lest auch

Einige Beobachter fanden das allerdings gar nicht so lustig. Auf Nachfrage von Gründerszene teilte die Frankfurter Staatsanwaltschaft mit, dass heute „von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betruges eingeleitet“ worden sei. „Es wird jetzt geprüft werden, inwieweit ein Anfangsverdacht wegen Betruges oder anderer Straftaten gegeben ist“, sagte Oberstaatsanwältin Nadja Niesen gegenüber Gründerszene.

Auch andere Gründer, wie Andreas Kitzing von Sponsoo oder Daniel Franke von TinyFoxes, können der PR-Aktion wenig Gutes abgewinnen:

Savedroid-CEO Hassin Yankir war für Stellungnahmen bisher nicht zu erreichen. Naga-Gründer Benjamin Bilzki kritisierte neben dem Werbe-Gag aber auch die Medien, über Savedroids Verschwinden und die später aufgelöste Auflösung berichtet zu haben.

Wenig später machte der Naga-Gründer seiner Wut weiter Luft:

Vor wenigen Minuten erklärte außerdem Payment and Banking, Savedroid den Preis als „FinTech des Jahres“ abzuerkennen. Der Zweck heilige nicht alle Mittel, so das Fintech-Medium. Das Verhalten zeige „eine enorme Naivität“.

Die Liechtensteiner Bank, die das Vermögen aus dem ICO treuhänderisch verwaltet, sah sich heute ebenfalls zu einer drastischen Darstellung gezwungen:

Auch Maximilian Voigt von Gründermaschine, der bis vor Kurzem noch Arbeitsräume an Savedroid vermietet hatte, distanziert sich vom Verhalten des Fintechs.

Nach wenigen Monaten waren wir allerdings gezwungen, Savedroid wegen ihres dubiosen und unverantwortlichen Verhaltens rauszuwerfen. Anstatt den Kern ihres Geschäftsmodells weiterzuentwickeln war bereits damals der Fokus auf dem Verkauf von Nutzerdaten und einem möglichst schnellen und auffälligen Wachstum – Fame um jeden Preis.

Zudem befürchte er, dass das „Thema ICO in Deutschland für Privatinvestoren mit dieser Geschichte erstmal beendet“ sei. Auf Twitter äußerten sich weitere Unternehmer ähnlich. 

 

Die Aktion dürfte nicht nur für CEO Hassin Yankir Konsequenzen haben. Auch Mitglieder seines Teams dürften darunter leiden. Allerdings ist bisher nicht klar, wer alles eingeweiht war. Wie diverse Investoren und Insidern gegenüber Gründerszene deutlich machten, wussten wohl nur Wenige von der geplanten Guerilla-Kampagne. Mit schnellen Verurteilungen sollte man derzeit zurückhaltend sein.

Unverständnis herrscht auch, warum Savedroid so lange gewartet hat, die Aktion aufzulösen. 24 Stunden scheinen Vielen zu viel.

Auch die Kollegen vom Handelsblatt sind nicht amüsiert:

Andere sehen der Werbe-Aktion hingegen recht gelassen zu. Solange das eigene Geld nicht investiert ist, fällt das Geschehen für sie eher unter die Kategorie Unterhaltung.

Zumindest aber ein Ziel hat Savedroid erreicht: Aufmerksamkeit. Bei Twitter trendete der Hashtag, auf vielen Online-Portalen wird darüber berichtet.

Bild: Savedroid