Gründer Erik Podzuweit hat früher bei Goldman Sachs gearbeitet.
Gründer Erik Podzuweit hat früher bei Goldman Sachs gearbeitet.

Das Fintech Scalable Capital hat sich ein Geschäftsmodell der großen Summen ausgesucht. Der digitale Vermögensverwalter legt automatisiert Kundengelder an und verdient an einer kleinen Gebühr. Nur bei Kundengeldern von mehr als einer Milliarde Euro kann sich das Geschäft rechnen. 

Auf Basis von britischen und deutschen Registereinträgen haben Gründerszene und Finanz-Szene.de erstmals ein relativ genaues Bild vom Zahlenwerk des größten deutschen Robo-Advisors gezeichnet. Es zeigt sich: Scalable verdient mit neuen Kunden erstaunlich schnell Geld.

Die wichtigsten Zahlen im Überblick:

  • Anfang 2017 hatte Scalable Capital Anlegergelder in Höhe von 111 Millionen Euro, Ende des Jahres waren es dann 640 Millionen Euro.
  • Davon entfielen rund 400 Millionen Euro auf eigene Kunden, an ihnen verdient das Fintech 0,55 Prozent der Anlegegelder als Gebühren.
  • Die übrigen etwa 240 Millionen Euro kamen über eine Partnerschaft mit der Bank ING Diba. In dieser Kooperation muss sich Scalable Capital die Gebühren teilen und erhält nur 0,33 Prozent der Anlagesumme.
  • An diesen Gebühren hat der Robo-Advisor im Jahr 2017 insgesamt 1,2 Millionen Euro verdient, wie aus dem Jahresabschluss hervorgeht. Nach Berechnungen von Finanz-Szene.de liegt der Umsatz 2018 bei etwa vier Millionen Euro.
  • Als die digitalen Vermögensverwalter vor ein paar Jahren in den Markt kamen, galt als Faustformel, dass ein Robo-Anbieter mit einer Milliarde Euro an Anlegergeldern bereits profitabel arbeiten können müsste. Scalable dürfte von der Gewinnschwelle allerdings noch ein gutes Stück entfernt sein, auch wenn das Unternehmen bereits mehr als eine Milliarde an Kundengeldern verwaltet. Seit dem Start bis Ende 2017 häufte das Fintech ingesamt 14 Millionen Euro Verluste an, wovon allein sechs bis sieben Millionen Euro in 2017 anfielen.
  • Aus den Ausblicken in den Geschäftsberichten ergibt sich, dass Scalable Capital für 2018 von einem ähnlich hohen Cashburn ausging. Überraschend ist das nicht, denn die Strategie ist klar auf Wachstum ausgerichtet – die Gründer haben ein Unternehmen aufgebaut, das deutlich größer ist, als es die aktuell verwalteten Summen rechtfertigen würde.

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  • Hinzu kommt: Bei der Lektüre der Abschlüsse zeigt sich, dass die Erfolgsgeschichte von Scalable Capital nicht ohne Kratzer ist. So setzt die britische Tochter laut dem britischen Handelsregister 2017 lediglich umgerechnet 65.000 Euro um. Das lässt sich teilweise damit erklären, dass das Fintech in Großbritannien später als in Deutschland an den Start ging.
  • Die im Vergleich zum Deutschland-Geschäft eher kümmerlichen Ertragszahlen dürften allerdings auch damit zu tun haben, dass sich das Fintech gegen die starke heimische Konkurrenz (Nutmeg und Moneyfarm) deutlich schwerer tut, als bislang bekannt. Auch 2018 soll das UK-Geschäft eher schleppend gelaufen sein.
  • Eine wichtige Kennzahl für den digitalen Vermögensverwalter sind die Marketingkosten, die es aufbringen muss, um einen Kunden zu gewinnen. Zwar lässt sich diese Zahl aus den veröffentlichten Abschlüssen nicht genau ermitteln. Laut Scalable liegen die Kosten bei 140 Euro pro Kunde.
  • Bei einer durchschnittlichen Anlagesumme von 35.000 Euro kommt man aktuell auf etwa 126 Euro pro Kunde an Gebühren im Jahr. Im Laufe des Folgejahres haben sich die ausgegebenen Marketingkosten schon rentiert. Und das vor dem Hintergrund, dass der Kundenbestand – bislang jedenfalls – relativ kontinuierlich wächst, Scalable also von Jahr zu Jahr von einem höheren Grundniveau aus startet.

Fazit:

Das digitale Vermögensmanagement hat zwar seine Probleme, in einer Krise der Weltwirtschaft ist es zum Beispiel schwieriger Kunden zu gewinnen. Zugleich handelt es sich jedoch um ein solides und skalierbares Geschäft, wenn die kritische Masse erreicht ist. Dies zeichnet sich bei dem Münchner Startup Scalable Capital ab.

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Bild: Scalable Capital