Überzeugt die neue Bezahl-App der Sparkassen? Ein klares Vielleicht.

Seit drei Wochen bin ich überzeugter Nutzer von Google Pay. Mit der Android-App kann ich in jedem Laden per Smartphone zahlen, der bereits kontaktloses Bezahlen anbietet. Aus eigener Erfahrung sind das fast alle. Die wenigen Läden ohne diese Funktion meide ich einfach. Die blöde Geldkarte oder das Portemonnaie kann ich dadurch getrost zu Hause lassen. Das Handy habe ich eh dabei.

Seit Anfang der Woche bieten auch 300 Sparkassen das Zahlen per Handy mit der Bezahl-App „Mobiles Bezahlen“ an. Laut Google Play Store befindet die sich noch in Entwicklung, doch da die Sparkassen den offiziellen Startschuss gegeben haben, muss sich die App auch wie ein fertiges Produkt bewerten lassen.

Fehler vergraulen Kunden

Wie bei Google Pay wird in der App eine Bezahlmethode hinterlegt. Im Falle der Sparkassen ist das die Girocard. Beim ersten Versuch, diese hinzuzufügen, meldet die App einen Fehler: schlechte Verbindung. Ob das an den überlasteten Servern zum Start oder meinem Handy liegt, keine Ahnung. Doch mir wird kurz mulmig, dieser womöglich fehlerbehafteten App mein Geld anzuvertrauen. Beim zweiten Versuch klappt es dann.

Nachdem die Karte hinzugefügt ist, erscheint sie auf dem Smartphone-Bildschirm, darunter der Button „zurück“. Da es der einzig drückbare Button ist, drücke ich ihn – und lande wieder dort, wo ich zuvor meine Kartendaten eingeben musste. Meine Girokarte ist dort allerdings nicht zu sehen. Ich werde lediglich aufgefordert, eine neue Karte hinzuzufügen.

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Also wiederhole ich den Vorgang, der gleiche Fehler. Beim dritten Versuch zögere ich kurz, bevor ich den „zurück“-Button betätige. Gibt es weitere Buttons? Nein. Habe ich vielleicht Internetprobleme? Nein. Ist meine Girocard vielleicht nicht kompatibel? Nein. Soll ich etwa… auf das Bild der Karte klicken? Ich klicke. Ja.

Das, liebes Team der Sparkassen-App, ist schlechtes Design. Ein Button wie „weiter“ oder „ok“, selbst ein Hinweis „jetzt auf die Karte klicken“ wäre mehr als sinnvoll. So werden einige Nutzer aussteigen. Bei einer Bezahl-App, die sich weder technische noch Design-Fehler erlauben darf, ist das schlapp.

Umständliche PIN-Eingabe ab 25 Euro

Gut, die Karte ist nach Eingabe einer TAN (die im Falle des smsTAN-Verfahrens direkt aufs Handy kommt) schnell eingerichtet. Das geht verhältnismäßig unkompliziert. Bei Google Pay, das ich mit einem Comdirect-Konto verwende, musste ich dafür erst auf die Seite der Bank surfen. Das klappte erst beim zweiten Versuch. Da sind die Sparkassen einen Schritt voraus.

Anschließend erhalte ich von der Sparkasse den Hinweis, ab 25 Euro meine PIN verwenden zu müssen. Das ist sicherlich Geschmackssache. Meinen Geschmack trifft es nicht. Ich benutze das Smartphone, um möglichst unkompliziert und ohne Zeitverlust an der Kasse zu zahlen. Wenn ich doch wieder erst die PIN eingeben muss, dann empfinde ich das als Rückschritt.

Bei einer analogen Karte kann ich diesen Sicherheitsaspekt verstehen, sie ist schnell verloren. Und bevor ich den Verlust bemerke, könnte ein Betrüger damit sonst mein Konto leerräumen. Doch den Verlust meines Handys bemerke ich sofort (leider, das ist wohl die Sucht). Und im Gegensatz zu der Karte ist es nur mit meinem Fingerabdruck entsperrbar. 100-prozentig sicher ist auch das nicht, sollte mir aber normale Alltagsganoven vom Hals halten. Bei Google Pay mit Comdirect-Anbindung gibt es diese Einschränkung nicht. Einkäufe über 25 Euro winkt die App einfach durch.

Problematischer Wechsel zwischen den Apps

Das größte Problem sehe ich allerdings darin, dass nur eine der beiden Apps standardmäßig für mobiles Bezahlen auf meinem Handy genutzt werden kann. Das bedeutet, dass ich in den Einstellungen festlegen muss, mit welcher der Apps ich zahle, falls sich mein Gerät per Funkchip (NFC) mit dem Kartenlesegerät verbindet. Das ergibt schon Sinn, immerhin will ich an der Kasse nicht erst auswählen müssen, ob ich nun Google Pay oder die App der Sparkassen verwende. Doch wenn ich für jedes Konto eine eigene Lösung benötige, dann macht es das Bezahlen nicht einfacher.

Das ist zwar nur zum Teil die Schuld der Sparkassen-App, doch Google Pay, das verschiedene Finanzdienstleister erlaubt (neben der Comdirect etwa N26) ist damit für mich die bessere Wahl. Falls ich in Zukunft mobil über mein Sparkassen-Konto zahlen möchte, werde ich verzichten. Denn vor jedem Bezahlvorgang in den Einstellungen der präferierten Bezahl-App zu wühlen, das macht niemand.

Ein weiterer Punkt spricht für Google Pay: Durch den offenen Standard kann ich weitere Karten hinzufügen, die nichts mit meinem Konto zu tun haben, wie Bonuskarten von Loyalty-Programmen oder Gutscheine. Das wird es bei den Sparkassen wohl nicht geben.

Bild: Georg Räth/Gründerszene