Wollen das Geld ihrer Kunden lieber in den Regenwald als in Braunkohle stecken: die Tomorrow-Gründer Michael Schweikart, Inas Nureldin und Jakob Berndt (v.l.)

Ihre Zielgruppe macht sich Gedanken über Umweltschutz und Klimawandel. Mit einem „nachhaltigen Girokonto“ für das Smartphone wollen drei Hamburger Gründer vor allem junge Menschen ansprechen. Nach Angaben von Tomorrow werden bei jeder Kreditkartenzahlung beispielsweise Aufforstungsprojekte unterstützt oder Mikrokredite finanziert. 

Für diese Idee hat das Fintech gerade 8,5 Millionen Euro in einer Series-A-Runde eingefahren, wie es am Mittwoch bekannt gab. In der neuen Gesellschafterliste steht laut Handelsregister der britische VC-Fonds Environmental Technologies. Außerdem ist der ehemalige N26-CFO und Gründer der digitalen Patientenakte Vivy, Christian Rebernik, beteiligt. Dabei sind auch der ehemalige Chef des Ökostromanbieters Juwi, Matthias Willenbacher, und Vitafy-Gründer Georg Bader.

Update (21. November 2019): Laut einem Bericht des Onlinemagazins Finance Forward waren Ende Oktober nur 150.000 Euro der Tomorrow-Kundeneinlagen in grüne Investments geflossen. Bei 16 Millionen Euro Gesamteinlagen waren das nur circa ein Prozent. Tomorrow kommentiert gegenüber Gründerszene, dass der Wert der grünen Einlagen inzwischen bei 3,15 Millionen liege (25. November 2019). Das Fintech will ab jetzt verstärkt in sogenannte Green Bonds investieren, mit denen zum Beispiel Windenergie-Projekte unterstützt werden, heißt es.

Tomorrow verdient bislang kaum Geld

Um seine Dienstleistung anbieten zu können, kooperiert Tomorrow im Hintergrund mit der Berliner Solarisbank. Sie stellt die Banklizenz zur Verfügung und wickelt die Transaktionen ab. Die bisher verfügbare Basisversion des Girokontos ist kostenlos. Künftig will das Unternehmen ein kostenpflichtiges Premium-Konto anbieten und damit erstmals nennenswerte Umsätze erzielen. Tomorrow tritt als eine Mischung aus der etablierten Öko-Bank GLS und dem Banking-Startup N26 auf.

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Mitgründer Jakob Berndt startete vorher das Getränke-Startup Lemonaid mit, das die gleichnamige Fairtrade-Limonade und den Bio-Eistee Charitea vertreibt. 2018 begann er mit seinen beiden Mitgründern Inas Nureldin und Michael Schweikart an dem mobilen Öko-Girokonto zu arbeiten. „Wir glauben, dass es da draußen sehr viele Leute gibt, denen ihr Fußabdruck nicht egal ist“, sagte Berndt noch vor dem Start des Girokontos zu Gründerszene. Mehr Menschen würden mittlerweile Bio kaufen und sich um „grünen Strom“ kümmern – aber meist noch eine konventionelle Bank nutzen.

Tomorrow ist mit seinem Angebot seit März 2019 am Markt und zählt eigenen Angaben zufolge derzeit 16.000 Girokonten. Zum Vergleich: Laut Handelsblatt kommt die GLS Bank auf 180.000 private Girokonten. Wachsen will Tomorrow jetzt auch, indem es in „europäische Märkte“ expandiert.

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Hinweis: In einer früheren Version des Artikels wurde Christian Rebernik als ehemaliger CFO des Fintechs N26 bezeichnet, tatsächlich war er dort CTO. Wir haben den Fehler korrigiert (Stand: 21. November 2019, 10:56 Uhr). Dieser Artikel erschien zuerst am 20. November 2019.

Bild: Tomorrow