Er veruntreute Millionen, kaufte illegal Shotguns und war auch in einen der größten Schweizer Finanzskandale verwickelt. Nun bekommt der deutsche Gründer Michael Gastauer Probleme in den USA. Wie die Financial Times zuerst berichtete, strengt die US-Börsenaufsicht SEC eine Zivilklage unter anderem gegen Gastauer an und beschuldigt ihn, den betrügerischen Verkauf von Microcap-Aktien im Wert von 165 Millionen Dollar durch Bereitstellung von Konten unterstützt und begünstigt zu haben.

Des Weiteren erließ die SEC eine Vermögenssperre gegen Gastauer und einen seiner britischen Geschäftspartner namens Roger Knox, der der Hauptbeschuldigte des Verfahrens ist. Knox wurde bereits am vergangenen Mittwoch verhaftet. Er soll als Drahtzieher hinter dem Microcap-Aktien-Verkauf stecken. Gastauers Startup WB21 sei hingegen keine Bank gewesen, wie der Gründer behaupte, zitiert die Financial Times die SEC, sondern ein Hilfsmittel für den massiven Betrug.

Gegenüber der FT widersprach ein Mitarbeiter von WB21 den Anschuldigungen: „WB21 und dessen CEO [Michael Gastauer] sind nicht Teil eines Betrug, wie er [dem Unternehmen von Roger Knox] Wintercap S.A. vorgeworfen wird. Wir haben keine Kenntnis von illegalen Aktivitäten, […] nehmen die Angelegenheit aber ernst und werden die Behörden, soweit notwendig und soweit erforderlich, unterstützen, um den Fall zu untersuchen.“

Auch in Deutschland hatte Gastauer versucht, sein Startup WB21 zu etablieren. So verkündete er 2016 mit seinem Fintech von London nach Berlin umzusiedeln, behauptete WB21 sei 2,2 Milliarden Dollar wert und verwies auf eine Million User. Begrüßen ließ er sich damals unter anderem vom ehemaligen Bundesbankmitglied Hans Recker. Außerdem wolle er über sein Family Office 100 Millionen Euro in Startups investieren, insgesamt verwalte das Finanzvehikel zwei Milliarden Euro, so Gastauer. Doch schon früh kamen Zweifel an der Darstellung auf.

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Auch die SEC spricht in ihrer Anklageschrift nicht von einem skalierenden Milliarden-Startup. Tatsächlich existiere kein vermeintliches Bank-Imperium, zitiert die FT die Börsenaufsicht, und auch keine Banklizenz – wie Gründerszene bereits zuvor berichtete. Stattdessen sei Gastauers Service nicht mehr als eine „Umgehung der Bankenvorschriften, die darauf abzielten, die Identität seiner Kunden zu verschleiern“, so die SEC.

Schon 2016 stellte sich nach Recherchen von Gründerszene heraus, dass es sich bei dem vermeintlichen Finanz-Genie um einen nachweislich verurteilten Betrüger handelt – etwas, das Gastauer bis heute trotz vorliegenden Gerichtsdokumenten bestreitet. So urteilte ein Schweizer Gericht 2010, Gastauer sei ein „schamloser Schmarotzer“, des Steuerbetrugs schuldig, außerdem habe er sich illegal Waffen beschafft.

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Laut SEC soll Gastauer auch in den USA versucht haben, Knox‘ betrügerische Geschäfte zu verschleiern. Demnach habe er Finanzbehörden wiederholt belogen und behauptet, WB21 sei ein Software-Unternehmen, das Apple und Google zu seinen „Hauptlieferanten“ zähle.

In Deutschland hatte Gastauer zuvor angekündigt, über eine eigene GmbH eine Banklizenz zu beantragen. Derzeit ruht die GmbH, eine Lizenz wurde nie erteilt. Um doch noch in der EU Fuß zu fassen, beantragte das Unternehmen auch eine Banklizenz in Litauen, die jedoch ebenfalls bis heute nicht gewährt wurde.

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Seit Jahren inszeniert sich Gastauer auf Instagram und Twitter als Finanz-Überflieger eines international expandierenden Startups. Nach Informationen von Gründerszene musste Gastauer im Rahmen eines Zivilprozesses in Deutschland aber seitdem mindestens einem geschädigten Kunden Schadensersatz zahlen. Auch die SEC hat angekündigt, Behörden aus Deutschland, Argentinien, Kanada, Zypern, Hongkong, Mauritius, Mexiko, Lettland und Neuseeland bei den Ermittlungen zu unterstützen.

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