Die Station als Wirecard-CEO wird James Freis im Lebenslauf sehr kurz ausfallen.
Die Station als Wirecard-CEO wird in James Freis‘ Lebenslauf sehr kurz ausfallen. © Wirecard

Dem insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard fehlen nicht nur 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz – ab heute steht das Unternehmen aus Aschheim bei München auch ohne Chef da. Wie das Branchenportal Financefwd berichtet, ist James Freis am Freitag von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender zurückgetreten. Das teilte er Mitarbeitern in einer E-Mail mit.

Freis hatte sein Amt erst am 18. Juni angetreten, nachdem Ex-Vorstandschef Markus Braun im Zuge des Bilanzskandals seinen Posten aufgeben musste. Er sitzt seitdem, wie einige weitere Wirecard-Manager, in Untersuchungshaft. Freis – studierter Jurist und Havard-Absolvent – sollte den mutmaßlich größten Betrugsskandal in der deutschen Nachkriegszeit aufarbeiten.

Wirecard-Chef verabschiedet sich per E-Mail

Welche Fortschritte der US-Amerikaner seitdem gemacht hat, ist nicht ganz klar. Der Restrukturierungsprozess habe „noch einen weiten Weg vor sich“, schrieb Freis in seiner Abschieds-Mail. Die wichtigsten Schritte würden aber bereits umgesetzt. Laut Financefwd hatte der Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffé die Verträge der verbliebenen Vorstandsmitglieder bereits zu Ende August gekündigt. Auch Freis gehörte dazu. Wie geht es für den 49-Jährigen nun weiter?

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Darauf scheint Freis derzeit selbst noch keine Antwort zu haben: „Ich habe keine Ahnung, wo ich landen werde“, heißt es in der Mail. Seinen verbliebenen Mitarbeitern gab er abschließend noch einige ermunternde Worte mit auf den Weg. Freis: „Zeigt den Charakter, um Sachen in Frage zu stellen, den Mund aufzumachen für das, was richtig ist, und Sachen anzufechten, die keinen Sinn machen.“

Bis vor wenigen Wochen sollen am Wirecard-Stammsitz in München noch rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt gewesen sein. Viele davon sollte der einstige Dax-Konzern aber erst vor zwei Wochen freigestellt haben. In einem Bericht von Financefwd war von einer „dreistelligen Zahl“ an Beschäftigten die Rede.