Gründer des Zinsportals Raisin (von links): Michael Stephan (COO), Tamaz Georgadze (CEO), Frank Freund (CFO)

Raisin, das Unternehmen hinter der Festgeld- und ETF-Plattform Weltsparen, hat den Kauf der Frankfurt MHB-Bank bekanntgegeben. Dabei handelt es sich um die Service-Bank des Fintech. Eine Summe für die Transaktion wurde nicht genannt.

Raisin selbst verfügt über keine eigene Banklizenz. Wer bislang bei Weltsparen Geld anlegte, musste dieses auf ein Konto bei der MHB-Bank überweisen. Von dort wurde es an eines der 65 europäischen Institute weitergeleitet, die Anlagen mit Zinssätzen von bis zu 2,2 Prozent anbieten. Die Zinsen dieser Institute liegen deutlich über jenen, die Anleger in dieser Asset-Klasse in Deutschland erhalten können.

Raisin vermittelte 11 Milliarden Euro

Das Fintech hat mit diesem Maklergeschäft nach eigenen Angaben bislang Anlagen im Volumen von mehr als elf Milliarden Euro bei 65 Partnerbanken in mehr 31 Ländern Europas vermittelt. Namhafte Investoren wie Paypal, Thrive Capital, Index Ventures und Ribbit Capital unterstützten Geschäftsmodell bislang mit Gesamtinvestments von 170 Millionen Euro. Erst vor kurzem schloss Raisin eine Finanzierungsrunde über 100 Millionen Euro ab.

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Das Berliner Startup teilt sich den Markt für Festgeldanlagen mit dem Unternehmen Deposit Solutions mit seinen Plattformen Zinspilot und Savedo. Deposit Solutions konnte bislang insgesamt 143 Millionen Euro Wagniskapital einwerben und nach eigenen Angaben Kapitalanlagen über elf Milliarden Euro vermitteln.

Bafin und EZB entscheiden über Deal

Die Übernahme der MHB-Bank durch Raisin kommt zustande, wenn die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin und die Europäische Zentralbank (EZB) der Akquisition zustimmen. Wie Raisin mitteilt, sollen beide Unternehmen eigenständige Gesellschaften bleiben. Die 1973 gegründete MHB ist derzeit im Besitz des amerikanischen Private-Equity-Fonds Lone Star.

Als Geldhaus mit Vollbanklizenz, das dem deutschen Einlagensicherungsgesetz unterliegt, wickelt die MHB bankerlaubnispflichtige Geschäftsmodelle für Family Offices, Fonds und Fintechs ab – neben Weltsparen zum Beispiel für Creditshelf oder Exporo. Die MHB beziffert ihre Bilanzsumme (2016) laut Bundesanzeiger mit 533 Millionen Euro, die Einlagen liegen demnach bei 81 Millionen Euro.

Raisin-CEO Tamaz Georgadze will mit der Übernahme seine Plattform nutzerfreundlicher machen. „Wir wollen mit ‚Deposits as a Service‘ einen weit akzeptierten Marktstandard für Banken aus Europa schaffen“, sagt der Gründer. Das Fintech vergrößert durch den Kauf auch seine Wertschöpfungsketten im margenschwachen Festzinsgeschäft. Ferner kann Raisin seinen europäischen Partnerbanken so die Möglichkeit geben, Services für Kunden in Deutschland anzubieten.

Bild: Raisin